Neue Stolpersteine in Erinnerung an die früheren jüdischen Bewohner von Přeštice

Stoplpersteine in Přeštice

Das Projekt der Stolpersteine ist hierzulande sehr bekannt. Neue Exemplare werden in diesen Tagen in der Stadt Přeštice enthüllt.

Přeštice liegt südlich von Plzeň / Pilsen. In der Stadt wird in diesen Tagen mit neuen Stolpersteinen an die früheren jüdischen Bewohner erinnert. In der Straße Krátká hat Petr Kajer daran gearbeitet, einige Pflastersteine durch Stolpersteine zu ersetzen.

„Sie werden in den Schotter eingelassen. Dann müssen sie nur noch ein bisschen poliert werden, damit alles gut aussieht“, sagte der Handwerker.

Stoplpersteine in Přeštice | Foto: Martina Klímová,  Tschechischer Rundfunk

Bei der Installation der Stolpersteine war auch Michal Tejček zugegen. Er arbeitet als Historiker im Stadtmuseum von Přeštice. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks merkte er an:

„Die Stolpersteine erinnern an die Familie Adler. Diese wohnte nicht lange hier in der Stadt, Herr Adler war Geschäftsmann. In die obere Reihe werden die Steine für die Eltern gelegt, darunter der Stein für die Tochter. Bei der Familie Waldstein wird sogar an drei Generationen erinnert. Es ist eine Tradition, dass in der oberen Reihe die Stolpersteine für die ältesten Familienmitglieder ins Pflaster eingelassen werden und darunter die für die jüngere Generation. Die Menschen wurden ins KZ Theresienstadt deportiert und von dort aus meist nach Auschwitz. Dort wurden sie ermordet.“

Dem Historiker zufolge sind in Přeštice zuvor schon mehrere Stolpersteine verlegt worden.

„Wenn ich mich gut erinnere, wurden bisher 18 Steine an sechs unterschiedlichen Orten in der Stadt installiert. Derzeit kommen insgesamt 19 Steine an neun Orten hinzu.“

Jetzt am Sonntag (15. September) würden jedoch nicht nur die neuen Stolpersteine feierlich enthüllt, betont Michal Tejček:

„Um 15 Uhr wird in der Straße Husova eine Gedenktafel an jenem Ort aufgestellt, an dem die Synagoge stand. Die Gedenktafel erinnert an die jüdischen Bewohner unserer Stadt. Anschließend folgt eine Führung zu allen Orten, an denen sich Stolpersteine befinden. Dabei erfahren die Teilnehmer der Führung mehr über die Persönlichkeiten, deren Namen auf den Steinen stehen. Wir werden auch Blumen auf dem Gehsteig niederlegen und so an die ermordeten jüdischen Bewohner der Stadt erinnern.“

Stoplpersteine in Přeštice | Foto: Martina Klímová,  Tschechischer Rundfunk

Zu Besuch nach Přeštice kam auch die Sprachwissenschaftlerin und Autorin Helen Wilkes Waldstein. Ihre Eltern konnten im April 1939 vor den Nationalsozialisten fliehen, und zwar nach Kanada. Helen war damals zwei Jahre alt. Sie ist mit der Familie Waldstein aus Přeštice verwandt, an die einige der neuen Stolpersteine erinnern. Als Helen erwachsen wurde, stieß sie auf Briefe, die die Verwandten aus Böhmen Helens Eltern nach Vancouver schickten. Die letzten Briefe kamen 1942 an. Aus diesen verzweifelten Briefen hat sie vor einigen Jahren ein Buch zusammengestellt. Dieses erschien in Kanada unter dem Titel „Letters from the Lost: A Memoir of Discovery“.  Auf Deutsch erschien die Publikation vor zehn Jahren unter „Das Schlimmste aber war der Judenstern: Das Schicksal meiner Familie“.

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Autoren: Martina Schneibergová , Martina Klímová
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