Tschechien verstärkt Engagement in Afghanistan – Soldaten aber unzufrieden

Foto: www.army.cz

Die Tschechische Republik verstärkt ihr Engagement in Afghanistan. Am Donnerstag ist eine weitere, 50 Mann starke militärische Einheit zu ihrem Einsatz in die nordafghanische Provinz Logar abgereist. An Bord der Maschine waren auch die ersten drei Kräfte für den zivilen Sektor – Fachleute für Bauwesen, Land- und Wasserwirtschaft. Und Jiří Nekvasil, der zukünftige tschechische Botschafter in Afghanistan.

Die am Donnerstag nach Logar aufgebrochenen Soldaten und Zivilisten gehören dem regionalen Wiederaufbauteam (PRT) an, das in dieser Provinz stationiert ist. Zur Gesamtstärke und Aufgliederung des Teams sagte deren Koordinatorin, Ester Lauferová:

„Es setzt sich aus der militärischen und der zivilen Einheit zusammen. Insgesamt umfasst es rund 200 Personen, von denen zehn ausgesprochene Experten auf ihrem jeweiligen zivilen Sektor sind. Von diesem Kontingent sind bereits 100 Soldaten in Afghanistan, die Abreise der übrigen Teammitglieder erfolgt jetzt im März.“

Eine Abordnung dieser Nachhut ist nun, wie bereits erwähnt, am Donnerstag nach Logar abgereist. „Unser Aufbauteam wird die Arbeiten an den Projekten, die die Amerikaner begonnen haben, fortsetzen. Das sind zum Beispiel mehrere Krankenhäuser und eine Schule, die fertig gestellt werden müssen, sagte der stellvertretende Befehlshaber für die zivile Einheit“, Igor Klimeš. Und Martin Barták, der stellvertretende Verteidigungsminister Tschechiens, ergänzt:

„Wir tun genau das, wonach verlangt wird: Das heißt, wir sind mit unseren Soldaten in dieser Region und wir werden auch Soldaten für einen Einsatz im Süden stellen. Neben den reinen Kampfeinheiten sind gerade die regionalen Wiederaufbauteams sehr gefragt und notwendig. Es ist nämlich genau wie im Irak: Ohne Hilfe beim Wiederaufbau und der Gewährleistung eines stabilen Umfeldes einschließlich der Infrastruktur ist es nicht möglich, dass Afghanistan in Zukunft auf eigenen Füßen stehen und als Land funktionieren kann. Für diese Selbstständigkeit muss man bei der Errichtung einer Infrastruktur, bei der Ausbildung von Polizisten und Sicherheitskräften sowie mit Schulungen für eine eigenständige Übernahme und Ausübung der Regierungsaufgaben helfen.“

Die verstärkte Zusammenarbeit des tschechischen Wiederaufbauteams mit den örtlichen Behörden wird ab sofort das Hauptaufgabengebiet von Jiří Nekvasil, dem ersten tschechischen Botschafter in Afghanistan sein. Im April vorigen Jahres hat Tschechien in Kabul eine diplomatische Vertretung eröffnet. Als Zeichen der gestiegenen Wahrnehmung der bilateralen Beziehungen zwischen beiden Ländern soll sie nun bald in den Rang einer Botschaft erhoben werden.

Während also die bilateralen Beziehungen entsprechend der örtlichen Möglichkeiten immer besser werden, brodelt es in den eigenen Reihen. Die Mehrheit der tschechischen Soldaten reagierte unzufrieden über die ihnen aus dem Heimatland entgegenbrachte Fürsorge. Die versprochene Erhöhung des Soldes, der aufgrund des fallenden Dollarkurses eher ab- als zunimmt, steht noch aus. Und selbst an den kleinsten Dingen bei der Ausrüstung, wie Thermosflaschen und Taschenlampen, hat das Verteidigungsministerium gegenüber früheren Missionen jetzt gespart. Da bleibt noch einiges aufzuarbeiten, soll die Mission in Afghanistan erfolgreich sein. Und auch nur dann wird so lange währen, wie sie den politischen Verantwortlichen vorschwebt. Ester Lauferová aber bleibt trotz allem optimistisch:

„Momentan planen wir mit einer Einsatzdauer von drei bis fünf Jahren. Ich sehe unsere Beteiligung am Wiederaufbau in einem sehr positiven Licht. Ich denke, dass das Land jede Hilfe gut gebrauchen kann und es ist gut, dass auch wir vor Ort sind.“