ČSA wieder in den schwarzen Zahlen und bereit zur Privatisierung
Die tschechische Fluggesellschaft ČSA ist wieder im Aufwind. Sie muss bereits keine existenziellen Probleme mehr lösen. Ihre Wirtschaftlichkeit ist aber ebenso wenig schon im Idealzustand. Dennoch: Im vorigen Jahr, dem zweiten unter der Federführung des Präsidenten und Vorstandsvorsitzenden Radomír Lašák, konnte sie erstmals seit drei Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben.
„So wie die Gesellschaft innerhalb von drei Jahren schrittweise von den schwarzen in die roten Zahlen abgerutscht ist, so wird sie mindestens drei Jahre dafür brauchen, um aus dem Tal wieder heraus zu kommen. Deshalb haben wir auch einen Drei-Jahres-Plan, also eine dreijährige Strategie entworfen.“
Und diese Strategie hat nun im zweiten Jahr schon ihre ersten Früchte getragen. ČSA konnte nämlich das Jahr 2007 mit einem Gewinn von 111 Millionen Kronen (ca. 4,4 Millionen Euro) abschließen. Ein Ergebnis, auf das auch ČSA-Vizepräsident Petr Řehák ziemlich stolz ist:
„Für mich ist das erreichte Plus von 111 Millionen Kronen mit all seinen Konsequenzen ein ausgezeichnetes, ein Superergebnis. Ja, ich muss sagen, dass wir eine gute Arbeit geleistet haben. Denn ČSA hat wirklich richtig Schulden abbauen müssen, wofür wir aber nicht die Hilfe des Staates in Anspruch nehmen mussten. Wir haben das erreicht, weil es uns gelungen ist, Erträge zu erwirtschaften und gleichzeitig Kosten einzusparen. Und das, obwohl wir neue und nicht ganz billige Flugzeuge hinzugekauft haben und ebenso in die alte Flotte investieren mussten. Ich bin der Meinung, dass wir zu allen Stützpfeilern, die saniert werden mussten, um ČSA auch weiter zu tragen, eine Lösung gefunden haben. Kurzum: Das, was wir zu meistern hatten, das haben wir auch gemeistert.“Bei genauerem Hinsehen muss man jedoch klar festhalten, dass das positive Gesamtergebnis vor allem durch eine Maßnahme zustande kam: den Verkauf von fünf Boeing-Maschinen mit rückwirkender Vermietung zum stattlichen Preis von knapp 500 Millionen Kronen (ca. 20 Millionen Euro). Auch der Verkauf von Cargo, dem Güterterminal, brachte der Fluggesellschaft nochmals rund 50 Millionen Kronen (zwei Millionen Euro) ein. Ohne diese Verkäufe wäre ČSA wohl oder übel wieder im Minus gelandet. Aber Wenn und Aber zählt bekanntlich nicht im Businesss, sondern nur das nackte Ergebnis. Und das kann sich auch bei anderen Kennzahlen durchaus sehen lassen. Betrachten wir nur einmal den reinen Flugbetrieb. Durch die Selektion von uneffektiven Flügen und den höheren Verkauf von teueren Business-Flugtickets hat es ČSA hier geschafft, einen Ertrag von 23,8 Milliarden Kronen (fast eine Milliarde Euro) zu erwirtschaften. Das sind rund 800 Millionen Kronen mehr als im Vorjahr und ein Zuwachs von 3,5 Prozent gegenüber dem Jahr 2006. Demgegenüber konnten die Betriebskosten um 240 Millionen auf 23,4 Milliarden Kronen gesenkt werden. Dabei spielte die Himmelsrichtung schon keine Rolle mehr, denn wie von Petr Řehák zu erfahren war, kann ČSA auf sehr effektive Fluglinien in ganz Europa verweisen:
„Wir waren im Jahr 2007 gleich auf mehreren Märkten relativ erfolgreich. Da wäre zunächst der deutsche Markt zu nennen, auf dem wir, wie vor drei Wochen veröffentlicht, jetzt auch neue Flugzeuge einsetzen werden. Wir sind aber auch sehr zufrieden darüber, wie gut wir unser Potenzial nutzen konnten bei Flügen nach Skandinavien, nach Russland und zum Balkan, aber auch nach Frankreich und in die Niederlande. Daraus ergibt sich, dass wir uns gegenwärtig damit befassen, unsere Flugdichte in die Destinationen zu verstärken, in denen wir erfolgreich waren. Darüber hinaus eröffnen wir neue Fluglinien, die in unseren bestehenden Flugplan aufgenommen werden.“Řehák nannte dann auch gleiche mehrere Reiseziele, zu denen ČSA noch in diesem Jahr die Flugfrequenz erhöhen wird: „Oslo, Stockholm, Düsseldorf, Hamburg, Stuttgart, Mailand, Venedig, Bukarest, Sofia, Larnaca und Jekaterinburg. Das sind die Destinationen, die wir in unserem Sommer-Fahrplan verstärkt anfliegen werden.“
Ab Ende April, wenn der Sommer-Flugplan in Kraft tritt, darf sich der ČSA-Kunde zudem auf einige neue Flüge freuen: „Was die neuen Fluglinien betrifft – und das dürfte bereits bekannt sein, so werden wir nach Damaskus, nach Heraklion, nach Strassburg, nach Rostow am Don, nach Tbilissi und nach Alma-Ata fliegen.“
Auch bei den Fernflügen nach Übersee hat ČSA die Nachfrage neu bewertet, was zu leichten Veränderungen führte:„Für dieses Jahr haben wir auch einige Änderungen bei unseren Fernflügen vorgenommen. Das betrifft zwei Flugziele in Kanada und eines in den Vereinigten Staaten. Nach New York werden wir sieben Tage in der Woche fliegen, was nichts anders heißt als das ganze Jahr über. Nach Kanada hingegen haben wir unser Flugaufkommen etwas eingeschränkt. In der Sommersaison, in der das Land ein sehr interessantes Reiseziel für uns ist, werden wir jetzt dreimal die Woche nach Toronto fliegen.“
Die Fluggesellschaft ČSA hat ihre Transportleistungen im vergangenen Jahr steigern können, obwohl die Auslastung ihrer Flüge von 69 Prozent auf 66,3 Prozent zurückgegangen ist. Der Grund für diesen schlechteren Wert liege jedoch klar auf der Hand, äußerte Řehák:
„Wir müssen jetzt eine Sache neu kalkulieren, und das ist die Ausstattung unserer Flotte mit neuen Flugzeugen, die eine größere Platzkapazität haben. Das ist auch der Hauptgrund dafür, dass die Auslastung unserer Transportkapazität im vergangenen Jahr etwas gesunken ist, obwohl wir insgesamt über 150.000 Passagiere mehr befördert haben als im Jahr 2006. Das ist eine Steigerung um 2,7 Prozent, mit der ich sehr zufrieden bin, denn sie war nicht unser primäres Ziel.“
Das primäre Ziel, weshalb Lašák, Řehák & Co. vor etwas mehr als zwei Jahren an die Spitze des tschechischen Vorzeigeunternehmens gestellt wurden, ist tatsächlich ein ganz anderes. Nach der Entschuldung soll ČSA nämlich nicht nur wieder schwarze Zahlen schreiben, sondern auch eine Perspektive haben, die die nationale Fluggesellschaft auch wieder für ausländische Investoren interessant werden lassen – für eine erfolgreiche Privatisierung. Das wurde Radio Prag gegenüber von Petr Řehák bestätigt:„Ob wir nun privatisiert werden oder nicht, ist die ausschließliche Angelegenheit unserer Aktionäre. Wir als Management konnten lediglich dazu beitragen, dass man auch etwas privatisieren kann. Aber genau das war die Aufgabe, für die wir geholt worden sind und die wir in den drei Jahren des Restrukturierungsprogramms zu erfüllen hatten und haben.“
Wie zu erfahren war, hat das Management von ČSA der tschechischen Regierung bereits ein umfassendes Datenpaket vorgelegt, mit der die Privatisierung ab diesem Monat in Angriff genommen werden könne. Doch wann und in welchem Umfang das Aushängeschild der tschechischen Transportwirtschaft nun ein strategischen Partner oder gar neuen Eigner erhalten werde, liege einzig und allein in der Kompetenz der Regierung, betonten die Manager.