Ema Destinnová – Zum 130. Geburtstag eines Weltstars der Oper
Vom egozentrischen Pfau zur gefeierten Nachtigall: Die tschechische Opernsängerin Ema Destinnova wurde am 26. Februar 1878 geboren. Radio Prag lässt am 130. Geburtstag der „göttlichen Ema“ ihr bewegtes Leben Revue passieren.
So schlecht die Qualität dieser Tonaufnahme auch sein mag: Vor 100 Jahren rissen sich Musikliebhaber weltweit darum, die Stimme ihrer „göttlichen Ema“ hören zu können. Die Sopranistin Ema Destinnová zählte zu den besten ihrer Zeit und hätte heute ihren 130. Geburtstag gefeiert. Das Schicksal legte der gebürtigen Pragerin künstlerisches Talent in die Wiege und setzte jemanden daneben, der die richtigen Impulse gab: Emas Vater war ein vermögender Unternehmer und Mäzen, der seiner Tochter Geigen- und Gesangsunterricht ermöglichte, später sogar die Ausbildung an einer Schauspielschule. Trotzdem: Der Anfang ihrer Karriere war schwer, erklärt František Fürbach, der Leiter des Ema Destinnová Museums in Jindřichův Hradec (Neuhas):
„Bei einer Aufnahmeprüfung des Prager Nationaltheaters sang Destinnová zwei Arien aus ihrer Lieblingsoper, der Carmen. Sie wurde dort kompromisslos abgelehnt mit der Begründung, dass sie wenig Talent habe. Es kann auch daran gelegen haben, dass sie damals das Verhalten eines extravaganten Mädchens an den Tag legte. Bereits in den zwei Jahren zuvor hatte sie mit provokanten Theaterstücken zur Prager Bohème für Aufsehen gesorgt und Theaterdirektor Schubert dachte, dass das Singen nur ein neuer Weg werden sollte, die Prager Gesellschaft zu reizen.“
Die junge Wilde ließ sich nicht unterkriegen: Sie arbeitete an ihrem Talent hart und wurde an der Hofoper in Berlin entdeckt. In den folgenden Jahren ersang sich die Pragerin an den großen Bühnen in London, New York oder Paris die Gunst der Kritiker. Der Komponist Giaccomo Puccini umwarb die „göttliche Ema“, wenn auch vergeblich. Der Italiener reihte sich damit in die Schlange abgewiesener Verehrer ein, in der bereits einer seiner Freunde stand. Dazu František Fürbach:
„Im Jahr 1904 sang sie zum ersten Mal mit Enrico Caruso in London. Er bewunderte sie und verliebte sich möglicherweise sogar. Jedenfalls hielt er um ihre Hand an, allerdings lehnte Ema Destinnová ab.“ Dieses Nein trübte die Zusammenarbeit der Opernstars offenbar nicht: Von 1909 bis 1916 standen sie in New York gemeinsam auf der Bühne.
Während des ersten Weltkrieges diente die häufig reisende Destinnová dem tschechoslowakischen Widerstand als Botin für brisante Post. Schluss war mit diesen Geheimmissionen erst, als sie bei einer Grenzkontrolle aufflog und bis Kriegsende Hausarrest absitzen musste. Auf heimischen Bühnen trug die Patriotin Destinnová gern einen Gürtel in den Landesfarben Blau, Rot und Weiß und beendete ihre Konzerte immer mit der Nationalhymne „Kde domův muj“. Die Pragerin, die sich vom egozentrischen Pfau zur brillierenden Nachtigall entwickelt hatte und alte Frauen auf der Bühne für „das Schrecklichste“ hielt, starb früh: 1930 in der Nähe von České Budějovice (Budweis), mit 51 Jahren. Beigesetzt wurde sie feierlich auf dem Prager Slavín-Friedhof. Wer mit dem stummen Grab der Sängerin nur wenig anfangen kann, dem bleiben noch die Tonaufnahmen.