Briefe der Operndiva: Musikmuseum erhält Archivstücke Destinnovás

Ema Destinnová

Ema Destinnová ist vermutlich die berühmteste tschechische Opernsängerin der Geschichte: Anfang vergangenen Jahrhunderts trat sie in vielen renommierten Opernhäusern der Welt auf. Mehr über das Leben der etwas geheimnisvollen Künstlerin dürfte die Korrespondenz mit einer ihrer deutschen Freundinnen verraten. Diese Freundin flüchtete vor den Nazis nach Schweden. Premier Bohuslav Sobotka wird die Briefe in Stockholm erhalten und nach Prag mitnehmen.

Ema Destinnová
So hat Ema Destinnová vor etwa 100 Jahren das Wiegenlied aus Bedřich Smetanas Oper „Der Kuss“ gesungen. Die Operndiva trat in Berlin, London und New York auf. Sie hatte viele Kollegen und Freunde in der Welt, mit denen sie in Briefkontakt stand. Direkt in Schweden und in Skandinavien waren dies allerdings nur wenige, sagt Markéta Kabelková vom Tschechischen Musikmuseum:

„Sie war dort nur auf einer Tournee. Dabei besuchte sie Kopenhagen und Stockholm. Aber sonst hatte sie keine Beziehung zu Schweden.“

Trotzdem sind in Stockholm wertvolle Dokumente erhalten, die mit Ema Destinnová verbunden sind. Premier Bohuslav Sobotka, der zu einem zweitägigen Besuch in Schweden weilt, wird sie mit nach Prag bringen:

Markéta Kabelková  (Foto: ČT24)
„Es handelt sich um ihre persönlichen Briefe, um Zeitungsartikel über sie und auch Schallplatten. Diese Sachen werden wir nach Tschechien bringen und dem Tschechischen Musikmuseum übergeben. Ich möchte die Enkelsöhne von Destinnovás Freundin würdigen, die sich entschieden haben, den Nachlass dem Museum zu schenken.“

Der Premier erhielt die Dokumente von Kaj und Ronny Schueler. Ihre Großmutter, die Bildhauerin Hilda Schueler, war mit Ema Destinnová im Briefkontakt. Markéta Kabelková:

„Die Freundin lebte ursprünglich in Berlin. Sie war Jüdin, es gelang ihr aber, vor den Nazis in die Schweiz zu flüchten. Danach zog sie nach Schweden.“

Tschechisches Musikmuseum  (Foto: © City of Prague)
Ema Destinnová starb 1930. Kaj Schueler weiß nicht genau, wie seine Großmutter damals die Korrespondenz und weitere Dokumente retten konnte. Bekannt ist jedoch, dass seine Urgroßmutter, die auch in Berlin lebte, 1939 nach London ausreisen konnte. Dorthin dürfte die Großmutter dann zusammen mit anderen Sachen auch die Dokumente von Ema Destinnová geschickt haben. Nach dem Krieg holte Hilda Schueler die Dokumente wahrscheinlich in London ab. Kaj Schueler sagte, er wolle den Nachlass dem Prager Musikmuseum schenken, weil dieser ein Bestandteil der tschechischen Geschichte sei. Die Dokumente könnten seinen Worten zufolge einen neuen Blick auf Destinnová ermöglichen.