Nuselák – die Prager Riesenbrücke wird 35
Sie ist um Jahrhunderte jünger als die Prager Karlsbrücke und sie ist keine Touristenattraktion. Doch auch sie hat viel von sich Reden gemacht – die Nusle-Brücke in Prag. Der Stahlbeton-Riese feiert nun seinen 35. Geburtstag. Radio Prag blickt zurück.
Lange zogen sich die Planungen hin, bevor man 1967 mit dem Bau beginnen konnte. Der damals beteiligte Ingenieur Jiří Hejnic erinnert sich an Materialengpässe in der sozialistischen Planwirtschaft:
„Damals gab es sehr wenig Stahl, weil dieser für Panzer gebraucht wurde. Deshalb konnte die staatliche Planungskommission keine Zusicherung geben, dass der Stahl zum Brückenbau zur Verfügung steht, denn der damals am besten bewertete Entwurf sah eine Stahlkonstruktion vor. Wir haben dann das, was wir in Stahl entworfen hatten - zumindest was Ausmaße und Form betrifft - in Spannbeton übertragen. Das war damals ein neues Material, und lange Zeit war die Nusle-Brücke die größte Brücke aus Spannbeton überhaupt."
Geplant war ursprünglich, dass an der Unterseite der Brücke eine Straßenbahn fahren sollte. Planung und Bau der Brücke zogen sich jedoch so lange hin, bis man den Bau einer Metro für Prag beschlossen hatte. Die Brücke musste im Nachhinein noch mit Stahl verstärkt werden, um die schweren veralteten Metrowaggons russischer Bauart halten zu können. Mit 66 Panzern wurde die Standhaftigkeit des Rohbaus schließlich getestet.
Heute passieren also Autos, Metros und Fußgänger die Nusle-Brücke. An die 300 Fußgänger – ganz genau weiß man das nicht - haben in der 35-jährigen Geschichte die Brücke zwar betreten, jedoch nicht mehr zu Fuß verlassen. Ihr Sprung aus 40 Metern Höhe war todsicher. Inzwischen ist ein drei Meter hoher Zaun errichtet worden, der das Leben der selbstmörderischen Fußgänger und der unter der Brücke lebenden Menschen schützen soll. Ihren Ruf als Selbstmörder-Brücke wird das Nusle-Mostrum wohl aber nicht so schnell loswerden.