16. Januar 1969: Palachs Selbstopferung gegen Gleichgültigkeit

Jan Palach

Vor 39 Jahren hat sich ein Student der Prager Karlsuniversität aus Protest gegen die Besatzung Tschechoslowakei durch die Armeen des Warschauer Paktes selbst verbrannt. Eine Tat, die die tschechoslowakische Bevölkerung erschüttert hat. Der Student hieß Jan Palach, und dieser Name ist aus der jüngsten tschechischen Geschichte nicht wegzudenken. Am Mittwoch fand anlässlich des Jahrestages seines Todes vor der Philosophischen Fakultät ein Gedenkakt für Palach statt.

„Das Vermächtnis von Jan Palach und seiner Tat besteht in erster Linie in der folgenden Frage: Sind wir bereit eigene Verantwortung zu akzeptieren, die Freiheit als etwas nicht Selbstverständliches zu verstehen. Jan Palach ist aktuell bis heute, nicht weil er etwas getan hat, was aus der Reihe fällt, sondern weil er uns diese konkrete Frage an jeden einzelnen von uns gestellt hat“, so der Dekan der Philosophischen Fakultät am Mitwoch bei der Gedenkfeier vor Palachs Totenmaske, die an der Wand der Fakultät hängt.

Gedenkfeier vor Palachs Totenmaske  (Foto: ČTK)
Als die Armeen des Warschauer-Paktes in die Tschechoslowakei einmarschierten, wehrten sich die Tschechen und Slowaken zu Anfang. Es gab Proteste, Demonstrationen und auch Tote. Aber dem Prager Frühling wurde ein Ende gesetzt und die tschechoslowakische Gesellschaft hat sich langsam an die neue Ordnung im Lande gewöhnt. Wer studieren oder gute Arbeit haben wollte, musste sich einfach anpassen. Mitmachen oder Schweigen hieß es. Es war die Zeit, in der vielen das Rückgrat gebrochen wurde – der Beginn der so genannten „Normalisierung“.

Jan Palach hat diese Entwicklung in der Gesellschaft erkannt und wollte die Menschen wachrütteln, an die Ideale des Prager Frühlings erinnern. Am 16. Januar 1969 hat er sich auf dem oberen Teil des Wenzelsplatzes vor den Augen der Öffentlichkeit selbst verbrannt. Drei Tage später starb er im Krankenhaus.

An der Gedenkfeier nahm auch der katholischer Priester Tomas Halik teil. Er trug damals im Jahr 1969 Palachs Totenmaske unter der Jacke über die Karlsbrücke. Palachs Tat hatte auf ihn einen großen Einfluss.

Tomáš Halík
„Für denjenigen, der sich opfert, bedeutet das, wofür er sich opfert, mehr als das, was er aufgibt. Palach hat sein eigenes Leben aufgegeben, um dieser Nation ein Gefühl der Würde zurückzugeben. Und für mich persönlich, in den späteren Jahren der Normalisierung, als man mich zu der Zusammenarbeit mit der Staatsmacht verführen wollte, war Jan Palach eine Art feuriges Ausrufezeichen, dass man sich davor nicht beugen darf, dass man sich nicht korrumpieren darf. Sein Opfer war sicher nicht umsonst“, so Tomáš Halík gegenüber Radio Prag.

Die Gedenkfeier haben die Studenten der Philosophischen Fakultät organisiert. Einer der Organisatoren ist Jakub Jares:

„Wir wollen jedes Jahr an die Botschaft Jan Palachs erinnern und dass ist der Sinn unserer heutigen Feier. Wir denken, dass seine Botschaft noch heute aktuell ist. Palach hat mit seiner Tat eigentlich gesagt, dass Gleichgültigkeit und Passivität nicht akzeptabel sind und dass die Leute aktiv sein müssen, damit sie diese Gesellschaft verändern können.“