Niedersächsischer Kirchenchor pflegt böhmische Weihnachtstradition
In Tschechien ist die „Böhmische Hirtenmesse“ von Jakub Jan Ryba ein fester Bestandteil der Weihnachtszeit. In dem kleinen niedersächsischen Ort Laatzen bei Hannover haben die Klänge des tschechischen Komponisten aber ebenfalls einen festen Platz im musikalischen Adventsprogramm gefunden. Hier wird die Messe seit bald 30 Jahren erfolgreich aufgeführt.
Die „Böhmische Hirtenmesse“ ist das wohl bekannteste Werk Jakub Jan Rybas. Es sind vermutlich die volkstümlichen Elemente und die leicht verständliche Sprache, mit denen die barocke Komposition seit 1796 die Menschen in den Bann zieht. In Tschechien wird sie in der Weihnachtszeit überall aufgeführt. Inzwischen wird die „Böhmische Hirtenmesse“ auch immer öfter in Deutschland gespielt. Im niedersächsischen Laatzen kann die Messe auf eine lange Tradition zurückblicken. Die Kreiskantorin und Leiterin der Immanuelkantorei in Laatzen, Cornelia Jiracek, erläutert, wie die tschechische Weihnachtsmusik nach Norddeutschland gelangt ist.
Frau Jiracek, wie kommt die Böhmische Hirtenmesse ausgerechnet nach Laatzen?
„Ich bin seit 1972 mit einem Tschechen verheiratet, der nach dem Prager Frühling nach Deutschland gekommen ist. Er ist Trompeter und hat immer Sehnsucht nach seinem Heimatland. Er hat mir sehr oft von dieser Messe erzählt und dann haben wir in Hamburg die Noten gefunden. 1980 begannen wir dann mit der ersten Aufführung.“
Sie haben die Messe also vor allem aus traditioneller Verbundenheit aufgeführt?
„Zunächst natürlich einmal wegen der Tradition, wegen meines Mannes und der Familie, sie ist aber auch musikalisch interessant. Diese Messe hat so viele tiefe Momente, dass sie im Laufe der vielen Jahre nie langweilig geworden ist. Manchmal sieht man Tränen in den Augen der Mitsingenden, weil sie sich fast dem Himmel nah fühlen.
Jakub Jan Ryba hat es wirklich auf eine sehr einfache aber intensive Weise geschafft, Menschen zu erreichen. Mit Volkstümlichen und zu Herzen gehenden Melodien im Stile von Mozart und Weber. Diese Mischung kommt sehr gut bei den Menschen an und erreicht sie unmittelbar.“Singen Sie die Messe im Original, also auf Tschechisch?
„Nein, wir singen auf Deutsch. Etwas Besonderes gibt es aber seit 2005, da haben wir das Werk zum ersten Mal in Prag gesungen und hatten tschechische Solisten. Das war eine so gelungene Verbindung, dass die Solisten seitdem zu uns gekommen sind. Die Solopartien werden dann in Tschechisch gesungen, der Chor singt auf Deutsch. Es ist also eine echte tschechisch-deutsche Koproduktion.“
Wie kommt die in Teilen auf Tschechisch gesungene Messe beim Publikum an? Stößt die fremde Sprache nicht auf Unverständniss?
„Diejenigen, die die Messe zum ersten Mal hören, verfolgen sie ganz andächtig und aufmerksam in ihrem Begleitheft, aber es gibt auch Zuhörer, die nun schon seit Jahren immer wieder kommen. Es geht eine Strahlwirkung von diesem Werk aus. Die Leute sagen es weiter, was dazu führte, dass wir in diesem Jahr schon ab Juni Kartenvorbestellungen hatten. Inzwischen kommen auch immer mehr tschechische Zuhörer, die sich freuen, dass sie dieses Werk auch in Deutschland hören können.“