Griff nach den Sternen: Die böhmische Weihnachtsmesse von Jakub Jan Ryba

Ryba, das ist Tschechisch und heißt Fisch. In Tschechien ist Weihnachten aber nicht nur wegen der unvermeidlichen Festtagskarpfen mit dem Wort Ryba verbunden. Ryba, so heißt nämlich auch der Komponist der populären „Böhmischen Weihnachtsmesse“. Ende des 18. Jahrhunderts geschrieben, war sie mit ihrem tschechischen Text bereits für Rybas Zeitgenossen verständlich. Ähnlich wie später „Stille Nacht, heilige Nacht“ steht sie für Volksnähe, für eine Abkehr von der lateinischen Liturgie weihnachtlicher Hochämter. Heute ist die „Böhmische Weihnachtsmesse“ beliebter denn je.

Die Missa solemnis in A von Jakub Jan Ryba, die „Böhmische Weihnachtsmesse“: Die Tschechen nennen sie nach dem Komponisten liebevoll einfach Rybovka. Entstanden ist die Rybovka im kleinen Städtchen Rožmitál pod Třemšímem, zu Deutsch Rosenthal, etwa 60 Kilometer südwestlich von Prag. Hier war Jakub Jan Ryba Lehrer und Kantor. Das Originaldeckblatt des Manuskripts trägt das Datum 1796.

Wahrscheinlich wurde die Rybovka am Weihnachtsabend 1796 hier uraufgeführt. Jindřich Hásek, Schriftsteller aus Rožmitál, kümmerte sich Zeit seines Lebens um Rybas Erbe. Am 24. Dezember griff der Hobbyorganist gern selbst in die Tasten.

„Schauen Sie, wie abgegriffen die Manuale sind. Schon Rybas Hände haben auf dieser Orgel gespielt“, sagte Hásek stets ehrfürchtig.

Dieses Jahr ist Hásek verstorben. Doch in der kleinen Kirche von Rožmitál wird zu Weihnachten auch weiterhin die Rybovka erklingen. Genauso wie in hunderten anderen Kirchen und Konzertsälen auf der ganzen Welt.

„Ich glaube, Ryba selbst hat andere seiner Werke für bedeutsamer gehalten“, so Hásek. „Doch die Menschen liebten die Weihnachtsmesse. Sie hat einen herrlichen dramatischen Aufbau mit Chor- und Solopartien und ist trotzdem relativ leicht spielbar. Aber wie gesagt: Ryba hat nicht geahnt, dass sein Ruhm aufgrund dieser einen Komposition bis in die Sterne reichen würde.“

Den kommunistischen Behörden in der früheren Tschechoslowakei war die populäre Messe natürlich ein Dorn im Auge:

„Während der Aufführungen leuchtete die Staatssicherheit mit Scheinwerfern auf das Kirchentor. So war immer klar, wer hingeht. Aber die Rybovka hat die nazistische Okkupation überlebt und auch den Kommunismus. Sie ist eben genial und wird schwere Zeiten immer überstehen.“

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