Ringkampf und Radball – die neuen QSL-Karten von Radio Prag

Im Hörerforum zitieren wir heute unter anderem aus Ihren Kommentaren zur Verfolgung der Kirche in der Tschechoslowakei im Kommunismus sowie zur Affäre um den christdemokratischen Parteichefs und Ex-Vizepremier Jiri Cunek. Sie erfahren auch, wem unsere QSL-Karten im nächsten Jahr gelten sollen.

Hallo und herzlich willkommen zu Ihrer Sendung auf den Wellen von Radio Prag, zum Hörerforum! Ein Zitat von Erich Kästner hat uns unser Hörer Werner Spinnehörn aus Frankfurt am Main zusammen mit schönen Bildern der Nordseeinsel Sylt geschickt. Und da habe ich mir gesagt: Warum nicht das Hörerforum mit jenen Worten eröffnen: Also: „Die Erde soll früher einmal ein Paradies gewesen sein. Möglich ist alles. Die Erde könnte wieder ein Paradies werden. Alles ist möglich!“

Danke Herr Spinnehörn, alles ist möglich, aber wir müssen dafür natürlich auch etwas tun! Nur wenige Leute würden das Paradies wohl in der Politik suchen. Zumindest gilt das für ihre Briefe, in denen sie auf die Sozialgeldaffäre des christdemokratischen Parteichefs und tschechischen nun bereits Ex-Vizepremiers Jirí Cunek reagieren. Frank Unglaube aus Hamburg schreibt:

„Ihr heutiges Programm hat mir wieder einmal gezeigt, dass Sie mit den gleichen politischen Problemen zu kämpfen haben, wie wir hier in Deutschland. Es ist aber schon erschreckend, wie sich die Bilder doch gleichen.“

Unser Hörer Engelbert Borkner aus Hildesheim äußert sich noch konkreter:

Jiri Cunek
„Aber eines haben die Politiker in allen Ländern gemeinsam. Kommen irgendwelche Enthüllungen der unfeinen Art in Printmedien oder Fernsehen über ihre Vergangenheit oder Gegenwart ans Tageslicht, wird sofort Anzeige gegen die Personen bzw. die Enthüller gestellt. Für mich ist dieses immer ein untrügliches Zeichen, dass sie Dreck am Stecken haben. So ist es doch wohl auch mit Herrn Cunek. Wenn er Charakter hätte, wäre er sofort von seinem Posten als Vizepremier und Minister für Regionale Entwicklung zurückgetreten. Und warum will er denn noch weiter seinen Posten als Vorsitzender der Christdemokraten behalten? Merkt er denn gar nicht, dass er damit der Partei nur schaden kann? Aber diese Herren kleben buchstäblich an ihren Sesseln, hüben wie drüben.“

Die Auftritte der Rechtsradikaler, die in Prag am Jahrestag der Kristallnacht von 1938 organisiert wurden, waren ein weiteres Thema, das Ihre Aufmerksamkeit geweckt hat. Ulrich Stühmke aus Essen schrieb uns dazu:

„In Ihren Berichten der vergangenen Tage war einiges von den Auftritten rechtsradikaler Jugendlicher zu hören. Der Jahrestag der Reichspogromnacht war für diese Gruppe ein willkommener Anlass zur Provokation. Glücklicherweise ist am Ende wohl doch alles einigermaßen glimpflich ausgegangen. Leider gibt es überall die Unbelehrbaren. Oder sehen diese Jugendlichen in solchen Auftritten nur eine Möglichkeit, ihren Frust abzulassen? Ähnlich wie bei vielen so genannten Fußballfans? Doch die Motive sind offensichtlich sehr unterschiedlicher Art. Die Frage ist hier, ob sie die falschen Eltern und Lehrer hatten oder haben oder ob sie nicht aufpassen und zuhören konnten.“

Foto: Stepanka Budkova
Lutz Winkler aus Schmitten im Taunus sieht die heutigen Begebenheiten im historischen Kontext. Sein Interesse für die Geschichte ist offensichtlich:

„In der letzten Zeit ist mir aufgefallen, dass Radio Prag die jüngere Geschichte stärker in den Vordergrund stellt. Da war das war das interessante Gespräch über das Misthaus mit Herrn Eggert oder zum Beispiel die Verfolgung der Kirchen im Kommunismus. Ich schreibe diese Zeilen auch an einem denkwürdigen Tag – sogar zu einer denkwürdigen Stunde: der Stunde des Mauerfalls in Deutschland. Und der Pogrome in Deutschland. Und da bin ich wieder bei einem ganz anderen Thema. Ich bin sprachlos über die Unverfrorenheit der ´ewig Gestrigen´, die Synagogen anzündeten und ganze Familien auslöschten. Ich hoffe und wünsche, dass die Demonstrationen nicht eskalieren. Und da hat sich auch der Kreis geschlossen. Die Kirche als Zielscheibe irrsinniger Regime – hoffentlich wiederholt das sich nie wieder.“

Zu der eben erwähnten Verfolgung der Kirche in der Tschechoslowakei in der kommunistischen Zeit und zur heutigen Stellung der Kirche in der Gesellschaft überhaupt äußert sich Achim Kissel aus Duisburg:

„Sie erwähnten die relativ geringe Zahl der tschechischen Bürger, die sich heute noch zu einer christlichen Religion bekennen. Tatsächlich ist auch in den westeuropäischen Ländern, die nicht im kommunistischen Einflussbereich lagen, die Zahl der Kirchenmitglieder rückläufig. Der Einfluss von Kirchen und Religion ist also nicht nur durch Verfolgungen – wie in den früheren sozialistischen Ländern – zurückgegangen. Die Kirchen müssen auch von sich aus Antworten auf die brennenden Fragen der heutigen Zeit finden und dialogfähig werden. Gerade hier im Ruhrgebiet erleben wir mit dem Bau neuer Moscheen eine Erstarkung des Islam. So ist der interreligiöse Dialog, das Gespräch zwischen Christen und Muslimen heute von besonderer Wichtigkeit.“

Und zum Schluss noch ein paar Informationen, um Ihre Schreiblust zu wecken und anzuregen. Das Jahr 2007 geht langsam zu Ende, und damit bei Radio Prag auch das Jahr der Türme. Denn schließlich haben Sie für Ihre Empfangsberichte in den vergangenen Monaten QSL-Karten mit Aussichtstürmen Böhmens und Mährens von uns bekommen. So einen Turm zu besteigen kann eine beachtliche sportliche Leistung sein, sicher aber nicht eine so außerordentliche, wie sie die Persönlichkeiten erbracht haben, die unsere QSL-Karten des Jahres 2008 dominieren.

Die neue Serie, die wir für Sie vorbereitet haben, gilt nämlich tschechischen Spitzensportlern. Sollen wir diese chronologisch nennen, dann beginnen wir mit dem noch österreichisch-ungarischen Ringkämpfer und Europa-Meister von 1903 Gustav Fristensky. Es folgt der Langstreckenläufer und Olympiasieger Emil Zatopek, die Turnerin und siebenfache Olympiasiegerin Vera Caslavska, die Brüder Jan und Jindrich Pospisil, die 20 Mal Weltmeister im Radball waren, die Tennisspielerin und Wimbledon-Siegerin Martina Navratilova; und aus der neueren Zeit der Eishockeystar Jaromir Jagr, der Fußballspieler Pavel Nedved sowie der Olympiasieger im Zehnkampf Roman Seberle. Also schreiben Sie fleißig - wie Sie sehen, Sie werden dafür belohnt! Und wenn Sie mehr über die „QSL-Sportler“ erfahren möchten, dann lassen sie es uns wissen - wir werden uns ihnen im Hörerforum im nächsten Jahr gründlicher widmen.

Für Empfangsberichte bedanken wir uns diesmal unter Anderem bei: Dieter Feltes aus Pyrbaum, Heinz Günter Hessenbruch aus Remscheid, Reiner Peuthert aus Stendal, Herber Reiff aus Duisburg und Hans-Jürgen Tausend aus München. Wir freuen uns auf Ihre weiteren Briefe und Zuschriften – unsere Postadresse: Radio Prag, Vinohradska 12, 120 99, Praha 2, Tschechische Republik. Und die E-Mailadresse: [email protected].