Staatsfeiertag 17. November – jeder will ein Stückchen abhaben

Der 17. November in Prag (Foto: CTK)

Der 17. November – ein Staatsfeiertag in Tschechien. Dazu haben gleich zwei Ereignisse beigetragen: der 17. November 1939, ein Aufbegehren gegen nationalsozialistische Besatzung und der 17. November 1989, an dem Studenten in Prag gegen das kommunistische Regime auf die Straße gegangen sind. Neben den Gedenkfeiern zu diesen Anlässen haben am Wochenende alle möglichen Interessengruppen die Allgegenwart der Medien für ihre Belange genutzt. Eine Rückschau auf den 17. November 2007.

Präsident Vaclav Klaus bei der Kranzniederlegung am Hlavkovy-Studentenwohnheim  (Foto: CTK)
Staatfeiertage sind Tage, an denen Politiker unter das Volk gehen und Mahnmalen Kränze niederlegen. Präsident Vaclav Klaus tat das am vergangenen Samstag gleich zwei Mal. Am Hlavkovy-Studentenwohnheim erinnerte er an die Studenten, die sich am 17. November 1939 gegen die nationalsozialistischen Besetzer wehrten. Damals wurden neun von ihnen hingerichtet, 1200 ins Konzentrationslager Sachsenhausen transportiert. 50 Jahre später, am 17. November 1989, gingen abermals Studenten auf die Straße. Diesmal gegen das kommunistische Regime, womit sie dessen Ende einläuteten. Ein Ereignis von großer Bedeutung für die Gegenwart, meint Präsident Klaus:

Mirek Topolanek  (links) mit Vaclav Klaus  (Foto: CTK)
„Die heutige Garnitur von Politikern trägt das noch in sich und für sie ist das, was sich vor 18 Jahren abgespielt hat, ein unvergessliches Ereignis. Ich denke, dass jeder Schritt, den die überwältigende Mehrheit von uns macht, getragen wird von der Erinnerungen an diese Dinge.“

Skeptischer über den heutigen Zustand der Gesellschaft äußerte sich Premier Mirek Topolanek. Er fragte nach der Demokratiereife der Gesellschaft, nach ihrem Verantwortungsgefühl und ob man etwas gelernt habe. Seine Antwort:

„Ja - vielleicht. Ich glaube, dass 18 Jahre eine sehr kurze Zeit sind und dass die Exzesse um uns herum davon zeugen, dass wir nicht daraus gelernt haben.“

Welche Exzesse Topolanek meint, sagte er nicht. Aber ähnlich kritisch trat auch der Senatsvorsitzende Premysl Sobotka vor die Mikrofone:

Der 17. November in Prag  (Foto: CTK)
„Die letzte Umfrage hat gezeigt, dass 50 Prozent der Bürger sich nostalgisch daran erinnern, wie gut es hier zur Zeit des Kommunismus war. Das jagt mir ein bisschen Angst ein und macht mich nervös.“

Die Errungenschaft der Demokratie und der Freiheit seien keine Selbstverständlichkeit. Es sei Aufgabe der Politiker immer wieder daran zu erinnern, ergänzte Sobotka.

Jaroslav Hutka
Mit Erinnerung ist es allein nicht getan, sagt der Liedermacher Jaroslav Hutka. In seinem aktuellen Lied hat er seinen Kollegen Jara Nohavica als Denunziant bezeichnet, weil er Kontakte zum Geheimdienst StB hatte. Wie soll man sich heute mit der kommunistischen Vergangenheit auseinandersetzen? Jaroslav Hutka:

„Heut ist es schon manchmal absurd, diese Sachen noch auf den Tisch zu packen. Das hätte bereits damals passieren müssen. Aber dennoch müssen wir Einsicht in die Vergangenheit nehmen und unserem Herzen Luft machen, weil der Mensch nicht ohne Vergangenheit lebt und auch nicht leben kann. In dem Augenblick, wo er die Vergangenheit auslöscht, verliert das Leben gewissermaßen seinen Inhalt.“

Es waren aber nicht nur die Jahrestage von 1939 und 1989, derer gedacht wurde. Der Gedenktag wurde wie eine Torte unter den verschiedensten Interessengruppen aufgeteilt. Man demonstrierte gegen das kommunistische Regime in China, gegen das geplante US-Radar, für den abgetretenen Vizepremier Jiri Cunek und auch die Rechtsradikalen meldeten sich zu Wort und beklagten, dass ihnen in einer Demokratie die freie Rede untersagt werde.

In mancherlei Hinsicht vermittelte der 17. November 2007 den Eindruck einer Republik-Revue.