400. Geburtstagsjubiläum: Vaclav Hollar - Zeichner, Graphiker, Europäer
400 Zeichnungen, mehr als 3.000 Radierungen und über 2.700 Druckplatten für Stiche - so umfassend ist der Nachlass eines einzelnen Künstlers, einer der besten seiner Zeit. Er wurde vor 400 Jahren, genau am 13. Juli 1607, in Prag geboren. Seine Werke signierte er mit dem Namen Venceslaus Hollar Bohemus. Aus der heutigen Sicht könnte man ihn aber als einen Europäer bezeichnen.
"Er ist der bedeutendste tschechische Künstler. Von keinem anderen kann man behaupten, einen so großen Beitrag im Rahmen der internationalen Kunst geleistet zu haben,"
meint der Kunsthistoriker Frantisek Dvorak. Von vergleichbarer Bedeutung seien nur noch Albrecht Dürer und Francisco Goya gewesen. Das Recht, Vaclav Hollar als "ihren" Künstler bezeichnen zu dürfen, glauben allerdings auch die Deutschen, die Holländer und die Briten zu haben. Fest steht, dass Hollar seine ersten Lebensjahre in Prag verbrachte. Mit Zwanzig ging er nach Frankfurt am Main, um bei keinem geringerem als Matthäus Merian zu arbeiten, dem berühmtesten Kupferstecher seiner Zeit. Später hielt er sich auch in Straßburg, Mainz und Koblenz auf.
Entscheidend für Hollars weiteres Leben war seine Begegnung mit dem bekannten Kunstsammler und Mäzen, Lord Thomas Howard, Earl of Arundel, 1633 in Köln. Er nahm den jungen Böhmen mit an den kaiserlichen Hof in Prag, später nach Wien und auf andere Reisen durch Mitteleuropa. Der Aufenthalt in seiner Heimatstadt war für Hollar besonders willkommen. Frantisek Dvorak:
"Er hat hier kleine Skizzen gezeichnet, die er dann 1649 bei der Schaffung der großen dreiteiligen Ansicht von Prag verwertete, die zu den schönsten und detailgetreuen Abbildungen der Stadt gehört."
Mit einer Unterbrechung von sieben Jahren während der Cromwell-Revolution, vor der er in die Niederlande flüchtete, lebte Vaclav Hollar seit 1637 dauerhaft in London. Eine Zeit lang war er auch am königlichen Hof tätig. In der Londoner Periode schuf er zahlreiche Ansichten der Stadt, die nicht zuletzt auch dadurch besonders wertvoll sind, weil sie vor dem Großen Brand Londons 1666 entstanden waren. Dank Hollar kann man sich heute ein Bild machen, wie einst das mittelalterliche London vor der Zerstörung weiter Teile ausgesehen hatte.
Gerade dieser Brand hat aber eine Wende in seinem Leben herbeigeführt. Die Stadt musste von Grund auf wieder neu aufgebaut werden und die Finanzierung der Kunst kam folglich zu kurz. Der außerordentlich fleißige, geschätzte, aber schlecht bezahlte Künstler starb am 28. März 1677 in äußerster Armut. Kluge Verleger kauften bald von seiner zweiten Frau Hollars Druckplattenarchiv, um exklusive Alben mit seinen Bildern herauszugeben. Ihr Preis stieg dann kontinuierlich. Der Kunsthistoriker Frantisek Dvorak ergänzt:
"Die Engländer sind stolz darauf, dass Hollar ein königlicher Künstler war und dass sich die umfangreiche Sammlung von seinen Werken im Besitz der britischen Königin befindet."
Die weltweit zweitgrößte Sammlung seiner Werke befindet sich in Prag und trägt den Namen des Meisters: Hollareum. Er selbst ist in Londons St.Margaret´s Church gegenüber dem britischen Parlament beigesetzt worden.