Tschechiens Regionen lassen ihre Spezialitäten europaweit versiegeln

Pardubitzer Lebkuchen (Foto: www.pernikjanos.cz)

Die Tschechische Republik ist seit über drei Jahren EU-Mitglied. Doch erst in diesem Jahr ist es mehreren Regionen zwischen Eger und Oder gelungen, in Brüssel auf sich aufmerksam zu machen. Das europäische Gütesiegel für regionale Herkunft wurde mittlerweile bereits einigen tschechischen Spezialitäten verliehen.

Die Tschechische Republik und die Europäische Union - das war nicht in jedem Fall "Liebe auf den ersten Blick". Einer der Gründe, weshalb so mancher Tscheche den Europessimismus seines Präsidenten teilt und hinter vorgehaltener Hand despektierlich über die "EU-Bürokraten in Brüssel" spricht, war seine Befürchtung, lieb und teuer gewordene Speisen und Getränke bald nicht mehr verzehren zu können. Oder halt nicht in der gewohnten Verpackung, der gleichen Bezeichnung oder schon gar nicht in der eigenen unnachahmlichen Kreation. Diese Befürchtungen aber haben spürbar abgenommen. Zumindest dort, wo man sich das einheimische Produkt durch das europäische Gütesiegel für regionale Herkunft schützen ließ. Zum Beispiel im nordmährischen Stramberk / Stramberg, wo man die so genannten Stramberger Ohren herstellt. Ein Süßgebäck aus Lebkuchenteig, das unter dieser Bezeichnung nur noch in den acht örtlichen Bäckereien entstehen darf. Dank des von Brüssel im Januar verliehenen Zertifikats. Ein solches können seit Mitte Mai auch die Horschitzer Röllchen - ein ähnliches Süßgebäck aus dem ostböhmischen Horice / Horschitz - vorweisen. Und weil Pfefferkuchen aller Art hierzulande weiterhin "in" sind und nicht gedenken, den Donuts und Muffins zu weichen, will jetzt auch ein drittes Gebäck unter die Schutzburg der Europäischen Union: die Pardubitzer Lebkuchen. Warum inzwischen auch die Bäcker aus der ostböhmischen Elbestadt für ihr Produkt den Antrag auf den Erhalt des europäischen Gütesiegels gestellt haben, dazu sagte der stellvertretende Vorsitzende des Landkreises Pardubice / Pardubitz, Roman Linek:

"Jede Region schützt das, was sie von ihren Vorfahren geerbt hat. Und die Tradition des Pardubitzer Lebkuchens geht bis weit in das Mittelalter zurück. Die Pardubitzer Eishockeyspieler, die schon so manche Meisterschaft gewonnen haben, nennt man - dieser Tradition zufolge - auch die ´Lebkuchenmänner´. Ich denke, so wie sich der Landkreisvorsitzende von Südmähren für die Beibehaltung der Bezeichnung ´Südmährische Weine´ und andere für die typischen Namen ihrer regionalen Produkte engagieren, so ist es nur recht und billig, dass auch wir unseren Herstellern helfen, diese Marke zu schützen."

Die Pardubitzer Lebkuchenbäcker haben alle erforderlichen Unterlagen zum Erhalt des Gütersiegels längst in Brüssel eingereicht. Jetzt warten sie auf eine Entscheidung. Sollten die EU-Beamten keine Einwände haben, wird die Schutzmarke "Pardubitzer Lebkuchen" vermutlich im Herbst verliehen.

In Mähren hingegen hat man vor kurzem erst einmal durchgeatmet. Mitte Juni haben die EU-Parlamentarier nämlich entschieden, dass der "traditionelle mährische Branntwein aus Pflaumen" weiterhin die Bezeichnung Slivovice (Sliwowitz) tragen darf. Bei europäischen Verhandlungen im März über die Verordnung zur Bezeichnung alkoholischer Getränke, war aus der Definition zur Herstellung des tschechischen Sliwowitz versehentlich ein Satz entfallen. Dadurch wäre das hochprozentige Obstdestillat um ein Haar als alkoholischer Pflaumensaftverschnitt eingestuft worden. Die Parlamentarier haben den Fehler der Brüsseler Beamten also noch korrigiert. Da wird dann auch in der mährischen Provinz schon einmal ein Loblied auf die "EU-Bürokraten in Brüssel" angestimmt...