Todesschüsse: Prager Stadtpolizei in der Kritik

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Im Prager Vorstadtviertel Prosek ist am Sonntag ein 30-jähriger Mann von der Polizei erschossen worden. Zuerst hatte er eine Frau überfallen, dann einem zu Hilfe eilenden Beamten die Waffe abgenommen. Der Todesschuss - war er das letzte Mittel gegen einen überaus aggressiven Täter oder Gipfelpunkt des Versagens der schlecht ausgebildeten und überforderten Polizei? Ein Bericht von Thomas Kirschner

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Sonntag, kurz nach zwei Uhr mittags, in der Prager Satelliten-Vorstadt Prosek. Ein als äußerst aggressiv beschriebener Mann greift eine junge Frau an. Auch zwei Stadtpolizisten, die zu Hilfe eilen, können den Täter nicht überwältigen. Im Gegenteil - der Mann nimmt einem von ihnen Dienstwaffe und Schlagstock ab und prügelt auf beide ein. Kurz darauf treffen Beamte der Staatspolizei ein. Es fallen vier Schüsse, der Mann ist sofort tot. Anfängliche Berichte, der Täter habe zuerst geschossen, bestätigen sich nicht. Die weitere Untersuchung klärt die Identität des Toten - ein 30-jähriger Prager Taxifahrer, wie Polizeisprecher Ladislav Bernasek miteilt:

"Der Mann ist nicht vorbestraft und wurde in der Vergangenheit nur einmal bei der Untersuchung eines Eigentumsdeliktes überprüft."

Hinter den Motiven des Mannes steht ein Fragezeichen, ein weiteres aber auch hinter dem Vorgehen der Polizei. Vor allem die Städtische Polizei steht erneut in der Kritik. Mit dem Verlust der Dienstwaffe haben die beiden städtischen Wachtmeister erheblich zur Eskalierung der Situation beigetragen. Die Stadtpolizei leidet seit jeher unter dem Ruf, allenfalls zweitrangig zu sein. Rudolf Blazek (ODS), Stadtrat für Sicherheitsfragen, will nun weitere Schulungen für die Stadtpolizisten:

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"Ich meine ganz bestimmt nicht, dass es der Städtischen Polizei an psychischer oder physischer Vorbereitung für die Einsätze fehlt. Aber es geht auch um die Einsatztaktik und darum, dass einem auf der Straße eben auch ein so aggressiver und gefährlicher Täter begegnen kann, wie das am Sonntag geschehen ist."

Konsequenzen kündigt auch der Leiter der Prager Stadtpolizei Vladimir Kotrous an:

"Wir analysieren derzeit, welche Maßnahmen getroffen werden sollen, etwa bei der Ausbildung. Außerdem testen wir andere Pistolenhalfter, die eine bessere Sicherung der Waffe gewährleisten sollen."

Vielleicht ändert sich dann ja auch die Werbung, die junge Leute zum Dienst in der Stadtpolizei locken soll. Um das schlechte Image der Einheit abzustreifen, gibt's dort in den Spots unter dem Slogan "Aktion Prag" allerhand Waghalsiges aus dem Actionkrimi-Bilderbuch zu sehen - kleine Prager James Bonds in Uniform. Die Realität, das hat der vergangene Sonntag gezeigt, ist weit weniger glänzend.