Die mit dem Radar tanzt
"Dobry den, radare, proste welcome - Guten Tag, Radar, sei einfach willkommen." Sie wollen wissen, wer das singt? Die tschechische Verteidigungsministern Vlasta Parkanova. Das Lied hat sie für den amerikanischen Präsidenten George W. Bush zusammen mit dem Liedermacher Jan Vycital eingesungen.
Und Parkanova war wirklich mutig genug, die CD Bush bei seinem Besuch in Prag persönlich zu überreichen, der das zunächst für ein Computerspiel hielt. Das Lied heißt auf Deutsch etwa "Guten Tag, Flagge mit Sterne und Streifen" und ist ein Remake von "Guten Tag Major Gagarin" aus dem Jahr 1961. Eine Hymne aus kommunistischer Zeit also, für den ersten Mann im Weltall Juri Gagarin. Liedermacher Jan Vycital hat für die Neufassung des Textes nur zehn Minuten gebraucht, was deutlich zu merken ist. Die christdemokratische Verteidigungsministerin wollte dem US-Präsidenten einfach ein ungewöhnliches Geschenk bereiten, hatte aber auch eine Mission zu erfüllen. Sie wollte der negativen Kampagne gegen die geplante US-Radaranlage etwas entgegensetzen, so Parkanova. "Guten Tag, Radar, einfach elcome! Endlich können wir dich erleben, Guten Tag Radar, ich applaudiere dir", heißt es weiter im Text, der für George Bush auch auf Englisch der CD beigelegt ist. In die Hitparade hat es Parkanova mit ihrem Radarständchen noch nicht geschafft, dafür aber auf die Juni-Agenda des tschechischen Abgeordnetenhauses. "Kenntnisnahme des Textes des Liedes der Ministerin Vlasta Parkanova für den US-Präsidenten George W. Bush", so lautet der offizielle Programmpunkt. Die oppositionellen Sozialdemokraten und Kommunisten haben ihn durchgesetzt. Kritische Stimmen behaupten, die Verteidigungsministerin bejuble auf kriecherische Weise die in dem Land geplante US-Radaranlage. Der ehemalige sozialdemokratische Kulturminister Viteslav Jandak attestiert Parkanova das "Talent einer Bar-Sängerin". Der Parteivorsitzende der Sozialdemokraten, Jiri Paroubek, brachte die Sache auf den Punkt und bezeichnete den Song als eine "Probe des Rektal-Alpinismus". Aber auch in Parkanovas eigener Partei, den Christdemokraten, zeigte man sich nicht unbedingt verzückt von ihren Sangeskünsten. Parteichef Jiri Cunek hofft, dass sie das nicht ernst gemeint hat. Nicht begeistert zeigte sich auch der tschechische Musik-Kritiker Vladimir Vlasak. "Wäre ich das angesprochene Radar, würde ich rot bis zu den Wurzeln der elektronischen Schaltkreise", sagte er gegenüber der Tageszeitung "Mlada fronta Dnes". Parkanova meinte es aber nach eigenen Worten ernst und fühle sich weder peinlich noch servil. Eine Reaktion von US- Seite ist bisher übrigens noch nicht bekannt. Bleibt nur zu hoffen, dass die USA das Lied nicht als feindlichen Akt betrachten.