Alle Jahre wieder - im Mai ´ne Keilerei
Der erste Mai ist ein Feiertag. Man hat frei - viele nutzen das zu einem Frühlingsausflug, manche stellen sich auf eine Bühne und führen politische Reden und einige andere verpassen sich eine frische Kahlrasur, holen verbotene Fahnen und Anstecker aus dem Keller, demonstrieren gegen die Freiheit anderer und liefern sich Straßenschlachten.
Alle Jahre wieder - und zwar im Mai - kommt es zur Straßen-Keilerei. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Diesmal in der mährischen Hauptstadt Brünn. Fliegende Flaschen, Steine, Kanonenschläge auf der einen Seite, berittene Polizeieinheiten und Wasserwerfer auf der anderen. Eine Schlacht in den Straßen Brünns. Was war geschehen? An die 500 Mitglieder des neonazistischen Sammelbeckens mit dem Namen "Narodni odpor" - Nationaler Widerstand - reisen am Vormittag des ersten Mai in Brünn an. Mehrere Hundertschaften von Polizisten stehen schwer gerüstet zum Einsatz bereit. Kurz vor Beginn des Marsches verbietet das Brünner Rathaus die Demonstration. Die Polizei löst die Versammlung auf. Die Neonazis sollen in die bereit gestellten Busse steigen. Es kommt zu Ausschreitungen, bei denen die Polizei die Rechtsradikalen einkesselt. Der stellvertretende Brünner Bürgermeister, Martin Ander, steht mitten im Geschehen und erklärt, warum der Aufmarsch in letzter Minute noch verboten wurde:
"Der Aufmarsch, so wie wir ihn hier verfolgen können, zeigt ganz deutlich nationalsozialistische Symbole und Hinweise auf das Dritte Reich. Diese Symbolik ruft zur Unterdrückung der Rechte und der Freiheit der Bürger auf. Und solch ein Aufmarsch soll in Brünn einfach nicht stattfinden. Die Stadt Brünn hat daran kein Interesse."
Nachdem die Polizei die Situation unter Kontrolle hat, steigen die Neonazis von auswärts in die Busse und die Brünner Rechtsradikalen genehmigen sich nach getaner "Arbeit" ein kühles Blondes in ihrer Stammkneipe. Die Bilanz: Rund 600 Polizisten im Einsatz, sieben davon leicht verletzt: Prellungen, Verbrennungen durch Knallkörper und ähnliches. Fünf Demonstranten aufgrund von Straftaten festgenommen. Nichts Angenehmes. Aber auch nichts Überraschendes. Eben alle Jahre wieder.