Wettbewerb, Neonazis und der Tag der Arbeit

Im Hörerforum kommen Sie, unserer Hörerinnen und Hörer, zu Wort. Wir fassen zusammen, was wir so alles in unserer Post gefunden haben.

Foto: Martina Stejskalová
Ahoj und Herzlich Willkommen zum Hörerforum! Wieder sind zwei Wochen vergangen, in denen wir viel Post von Ihnen bekommen haben. Natürlich waren auch wieder viele Empfangsberichte darunter. Die kamen diesmal zum Beispiel von Jessica Wurzbacher aus Berg, Maximilian und Alexander Erber aus Hof, Georg Morawski aus Espelkamp, Franz Schanza aus Schrems und Johannes Smohltschitsch aus Subotica in Serbien. Der Empfangsbericht mit dem weitesten Weg nach Prag kam diesmal aber aus Fernost. Satoshi Wakisaka aus Osaka in Japan hat uns im April gehört und seinem Empfangsbericht außerdem noch ein Foto von der japanischen Kirschbaumblüte beigelegt. Vielen Dank also nach Japan und selbstverständlich auch an alle anderen, die sich die Mühe gemacht haben uns Empfangsberichte zu senden.

Bernhard Henze aus Köhra hat uns nicht nur über die Empfangsbedingungen in seiner Heimatstadt informiert, sondern uns außerdem noch auf einen Termin hingewiesen. Es findet nämlich in Berlin ein RTI-Hörertreffen statt, wozu alle Kurzwellenhörer herzlich eingeladen sind. Wenn Sie daran Interesse haben kommen sie also am 9. Mai ins Restaurant Quchnia in der Berliner Markgrafenstraße 35. Das ist gegenüber dem Gendarmenmarkt. Das Treffen beginnt um 13 Uhr 30. Aufmerksamen Hörern wird nicht entgangen sein, dass wir in der letzten Ausgabe des Hörerforums noch ein weiteres Kurzwellenhörertreffen am 9. Mai angekündigt haben. Zur Erinnerung: dieses Treffen veranstaltet der Kurzwellenhörerklub Murgtal in Ottenau. Wir hoffen Sie geraten hier nicht in Interessenskonflikte, und das die Qual ihrer Wahl nicht zu groß ist!


Wenn Sie nicht gerade Hörertreffen besuchen oder Radio hören, haben Sie vielleicht Zeit und Lust am Radio Prag Hörerwettbewerb teilzunehmen, den wir auch in diesem Jahr wieder ausschreiben. Wer unser Programm regelmäßig hört weiß schon Bescheid. Für alle anderen wiederholen wir nun noch einmal die diesjährige Frage:

„Welche Epoche oder welches Ereignis aus der tschechischen Geschichte interessiert Sie am meisten und warum?“

Die Verfasserin oder der Verfasser des besten Beitrags gewinnt einen einwöchigen Aufenthalt für zwei Personen in Prag. Der Preis für den Sieger wird gesponsort vom Hotel Ungelt. Weitere interessante Antworten belohnen wir mit Sachpreisen und Souvenirs von Radio Prag. Die besten Antworten veröffentlichen wir zudem in unseren Sendungen und auf unserer Internetseite unter der Adresse www.radio.cz am 27. und 28. Juni. Bitte schicken Sie Ihren Wettbewerbsbeitrag bis zum 12. Juni 2009 an: Radio Praha, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik. Sie können Ihre Antwort aber auch per Mail schicken, und zwar an die Adresse [email protected].


Rechtsextremisten  (Foto: ČTK)
Fahren wir fort mit einem weniger erfreulichen Thema, das auch unseren Hörer Armin Kissel aus Duisburg beschäftigt hat. Er schrieb uns:

„Wenn, wie kürzlich in Ústí nad Labem geschehen, Neofaschisten mit ihrer fremdenfeindlichen Ideologie aufmarschieren, dann wird einem als bravem Bürger doch mulmig. Ich finde es wichtig, dass die Demokraten aller Länder gegen den braunen Mob Flagge zeigen. Gleichzeitig gilt es junge Menschen über die wahren Absichten dieser Rattenfänger aufzuklären.“

In der Tat sind die verstärkten Aktivitäten von Neonazis, die Tschechien derzeit miterleben muss, besorgniserregend. Das findet man auch, und nicht nur, im tschechischen Innenministerium. Dort hat man allerdings verschiedene negative Trends ausgemacht, die die tschechischen Neonazis von ihren Gesinnungsgenossen aus Deutschland übernommen haben. Außer der Radikalisierung der Rechtsextremen, beobachtet man hierzulande auch eine Professionalisierung ihrer Aktivitäten. Dies zeigt sich besonders bei der Planung und Durchführung von Aufmärschen. Zur Zeit kommt es in Tschechien fast jede Woche zu einem solchen Marsch von Rechtsextremen. Mittlerweile hat man sich dem Problem auf höchster Ebene angenommen. Am Montag hat die scheidende Regierung von Premier Topolánek in ihrer letzten Kabinettssitzung eine neue Strategie im Kampf gegen den Extremismus beschlossen. Es bleibt nur zu hoffen, dass sie bald Wirkung zeigt. Nichtsdestotrotz werden die Rechtextremisten wohl leider auch noch die kommenden tschechischen Regierungen in Atem halten.


Bevor sich unser Hörerforum wieder dem Ende zuneigt, bleibt noch Zeit für eine Hörerfrage. Der Monat Mai ist zwar schon ein paar Tage alt, aber jung genug, dass die Frage von Harry Niebuhr aus Celle noch aktuell ist.

„Seit wann wird in Tschechien und seinen Vorgängerstaaten der Tag der Arbeit begangen? Wie veränderte sich seine Bedeutung im Laufe der Geschichte?“

Der 1. Mai als Tag der Arbeit wird in Tschechien, damals noch Böhmen und Mähren, schon seit 1890 begangen. Damals noch unter heftigen Repressionen durch die Polizei. Landesweite Streiks am 1. Mai in Prag und anderen großen Städten des Landes wurden aber in der Folge die Regel. Zur Zeit der ersten Republik, also zwischen 1918 und 1938 feierten verschiedene politische Gruppierungen, wie Sozialdemokraten, Kommunisten und Anarchisten, den 1. Mai unabhängig voneinander. Auch unter deutscher Besatzung von 1939 bis 1945 wurde der 1. Mai als gesetzlicher „Feiertag der nationalen Arbeit“ begangen, wie es damals hieß. Nach der Machtübernahme der Kommunisten im Jahre 1948 feierte man den 1. Mai mit Massenveranstaltungen, zu denen auch Schüler und Studenten ihren Beitrag leisten mussten. Meine Kollegin Martina Schneibergová kann sich noch lebhaft an die Maifeiern unter der kommunistischen Diktatur erinnern.

„Am 1. Mai musste man sich an verschiedensten Aktionen beteiligen, die zum Teil wirklich grotesk waren. Abgesehen von den üblichen Massenveranstaltungen, auf denen zum Beispiel tausende Kinder den roten Sowjetstern bildeten, wurden auch Gemälde mit kommunistischem Inhalt nachgestellt. Zum Beispiel „Die Proletarierfrauen von Zizkov“. Die Proletarierfrauen waren dabei aber 15- bis 16-jährige Schulmädchen. Die Teilnahme war Pflicht. Das einzige Jahr, in dem Massen von Menschen tatsächlich freiwillig an den Feiern zum 1. Mai teilnahmen, war 1968, also während des Prager Frühlings. Aber ansonsten waren diese Feiern eher eine lästige Pflicht.“

Mittlerweile begehen in Tschechien nur noch die Anhänger der kommunistischen Partei den Maifeiertag als Tag der Arbeiterklasse. Er ist aber auch aus einem anderen Grund ein besonderer Tag für Tschechien. Denn am 1. Mai 2004 trat das Land der EU bei. Und was sogar noch schöner ist: Inoffiziell ist der 1. Mai in Tschechien auch der Tag der Verliebten. Und damit hat unser Hörerforum für diesmal einen würdigen Abschluss. Es bleibt nur noch einmal die Adressen zu nennen, an die Sie ihre Post bitte auch weiterhin so fleißig schicken. Es sind dieselben, unter denen wir auch ihre Wettbewerbsbeiträge empfangen. Und zwar per Post an: Radio Praha, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik. Oder per Email an: [email protected]. Machen Sie es gut und auf Wiederhören in zwei Wochen!