Eishockey: Sparta Prag auf dem Weg zum Titel vorerst gestoppt

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Im tschechischen Sportgeschehen hat König Fußball das Zepter derzeit abgegeben. Es regiert der Herzbube unter den populären Sportarten, das Eishockey. Und das aus gutem Grund.

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Nach den beiden enttäuschenden Vorstellungen der tschechischen Fußball-Nationalspieler in den EM-Qualifikationsheimspielen gegen Deutschland und Zypern ist man hierzulande froh, mit dem Eishockey noch eine zweite Mannschaftssportart zu haben, der man frönen kann. Und das auf einem sehr hohen Niveau. Gerade in diesen Tagen bestätigt sich einmal mehr, dass der hiesige Sportfan in der einheimischen Extraliga für sein Geld auch allerhand geboten bekommt. Erst recht, wenn sich wie jetzt im Play-off-Finale mit dem HC Moeller Pardubice und dem HC Sparta Prag die beiden offensivstärksten Teams der Liga gegenüber stehen. Das bewiesen sie auch gleich in der ersten Finalpartie in Pardubice, in der die Gastgeber dem Titelverteidiger mit 4:5 nach Verlängerung unterlagen. Ein schlechter Auftakt für die Elbestädter, die diese Niederlage jedoch schon 24 Stunden später im zweiten Match vor eigener Kulisse vergessen machen wollten. Auch die wieder mehr als 9000 Fans der Ostböhmen glaubten beim Einlaufen der Kontrahenten fest daran, dass ihre Lieblinge diesmal gewinnen werden:

Die Gäste aus Prag aber erwiesen sich auch in dieser Begegnung als die Meister der Kontertaktik. Mit ihren schnellen Gegenangriffen brachten sie die Abwehr der Hausherren ein ums andere Mal in Verlegenheit. Sie nutzten ihre Chancen eiskalt aus und gingen mit einem 5:3-Sieg vom Eis. Sparta-Torjäger Petr Ton blieb aber auch nach dem zweiten Auswärtstriumph auf dem Teppich und zog dieses Fazit:

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"Sicher ist auch eine große Portion Glück dabei. Andererseits erarbeiten wir uns viele Chancen, die wir ziemlich konsequent nutzen, weil wir auch die Schwächen von Moeller-Torwart Jan Lasak kennen. Das Wichtigste ist aber, dass jeder von uns Stürmern vor dem Tor die Verantwortung zum Abschluss auf sich nimmt und sich nicht in Gedanken verzettelt."

Der Trainer von Pardubice, Milos Riha, hingegen beklagte, dass sein Team die eigenen Chancen nicht so gut genutzt und in beiden Spielen einfach zu viele Fehler in der Defensive gemacht habe. Daher gab er vor dem dritten Vergleich auch diese Devise aus:

"Alle unsere Spieler müssen ihr Abwehrverhalten verbessern. In Prag muss Sparta das Spiel machen, also werden wir aus einer Lauerstellung heraus agieren. Ich bin nicht der Meinung, dass wir dort keine Chance haben werden. Es wird wieder viel vom ersten Match abhängen."

War die CEZ Arena in Pardubice in beiden Auftaktduellen mit jeweils 9450 Zuschauern ausverkauft, so bietet die T-Mobile Arena in Prag den Besuchern noch ein ganzes Drittel mehr an Platz. Die 14.500 Eishockeyfans, die am Ostersonntag die dritte Auseinandersetzung verfolgten, bekamen ein mitreißendes Spiel mit nicht weniger als zehn Toren geboten und waren daher in bester Stimmung:

Und wie haben sich die zehn Treffer auf die beiden Mannschaften verteilt?

Milos Riha  (Foto: CTK)
Die Play offs werden in Tschechien nach dem Modus Best of seven gespielt. Mit anderen Worten: Wer aus maximal sieben Vergleichen zuerst viermal gewonnen hat, ist eine Runde weiter bzw. nach dem Finale der neue Titelträger. Nach dem dritten Sieg im dritten Match war Sparta Prag diesem Ziel also bereits ganz nahe. Marian Jelinek, der Co-Trainer der Hauptstädter, konnte daher nach der Begegnung erfreut konstatieren:

"Ich denke, dass das Spiel die höchsten Maßstäbe erfüllt hat. Vor allem für die Zuschauer war es ein attraktives Spiel. Für uns Trainer sind zehn Tore stets einige zuviel, denn wir schauen immer zuerst auf die Fehler, die gemacht wurden. Aber auch Fehler gehören zum Eishockey. Ich bleibe also dabei: Eine phantastische Kulisse hat zum Ostersonntag ein wirklich würdiges Finalspiel gesehen."

Sein vis-à-vis, der Pardubitzer Head Coach Milos Riha, stimmte dieser Einschätzung zu, schränkte aber ein, dass seine Schützlinge immer wieder die gleichen Fehler machen und daher bisher nur in der Offensive zum Torfestival in der Endspielserie beitragen. Auf der anderen Seite verlor er nicht seinen Humor, als er danach gefragt wurde, wie er sich als Trainer fühle, so kurz vor dem Untergang, aber auch mit dem Wissen, noch eine Chance zu haben:

"Ich gehe vielleicht noch heute ins Schwimmbecken, um kurz unterzugehen. Aber, schauen Sie: Wir haben im Viertelfinale gegen Znojmo nach Siegen auch schon 3:0 geführt, mussten aber noch den 3:3-Ausgleich hinnehmen und deshalb das ultimative siebte Spiel bestreiten. Auch meine Jungs wollen nicht, dass die Serie schon zu Ende geht. Das ist das Finale um die Goldmedaille, warum also frühzeitig aufgeben?"

Dennoch, nur einen Tag später, am Ostermontag, war die überwiegende Mehrzahl der wieder 14.500 Zuschauer in bester Festtagsstimmung. Denn mit einem Sieg konnten die Gastgeber den erneuten Meistertitel perfekt machen. Und so gaben zunächst auch die Sparta-Fans alles, um das eigene Team auf dem Weg dorthin anzufeuern:

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Die Cracks aus Pardubice aber spielten da nicht mit. Im Gegenteil: Sie wirkten wie ausgewechselt, hochkonzentriert und voller Elan. Und auch das Glück des Tüchtigen war ihnen diesmal hold. Denn sie schlugen Sparta nicht nur überzeugend mit 5:2, sondern auch mit den eigenen Waffen - sie bestraften gleich die ersten zwei Abwehrschnitzer der Blau-Gelb-Roten und ließen sich danach nicht mehr vom Erfolgskurs abbringen. Nach der Partie nannte Torschütze Jan Caloun auch einen der wichtigsten Gründe, weshalb er und seine Mitspieler so gut drauf waren:

"Ich denke, wir hatten nichts mehr zu verlieren. Nach Siegen lagen wir 0:3 hinten, deshalb sind wir mit der Einstellung in das Spiel gegangen, nichts mehr verlieren zu können."

Die kurze und bündige Einschätzung von Jan Caloun wurde letztlich auch von einem Konkurrenten bestätigt. Denn Petr Ton, der per Penalty wenigstens noch auf 2:5 verkürzte, gab unter anderem dieses Statement ab:

"Sowohl Torwart Jan Lasak als auch das gesamte Gästeteam haben gewusst, dass das heute ihre letzte Chance ist. Es war daher in den Gesichtern der Spieler von Pardubice von Anfang an zu sehen, dass sie nichts mehr zu verlieren hatten. Sie haben deshalb unbekümmert aufgespielt. Und mit den ersten Toren wuchs ihr Selbstvertrauen. Das Team aus Pardubice ist schon stark, und das war dann auch zu sehen."

Nach vier Finalpartien steht es also 3:1 für Sparta Prag. Die Moldaustädter sind daher immer noch in der besseren Ausgangsposition. Allerdings müssen sie nun am Donnerstag wieder auswärts in Pardubice antreten. Sollte ihnen da der vierte und entscheidende Sieg versagt bleiben, haben sie am Samstag vor eigenem Anhang den nächsten Versuch. Sollte auch dieser scheitern, kommt es am Montag in Pardubice zum alles entscheidenden siebten Spiel um die tschechische Eishockey-Meisterschaft der Saison 2006/07. Spätestens am Dienstag also werden auch Sie erfahren, welches der beiden Teams am Ende jubeln durfte.

Autor: Lothar Martin
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