CSA schafft die Trendwende: 2006 konnten Verluste verringert werden

Die tschechische Fluggesellschaft CSA schreibt weiterhin rote Zahlen. Ihr Absturz ins Bodenlose konnte aber abgewendet werden. Nach dem ersten Jahr seiner Sanierung befindet sich das Unternehmen vielmehr wieder im Aufwind.

Die Fluggesellschaft CSA war eigentlich immer ein Aushängeschild der tschechischen Transportwirtschaft. Doch nachdem sich Tschechien nach der politischen Wende von 1989 Schritt für Schritt auf den Weg der freien Marktwirtschaft begeben hat, bläst auch der mit staatlicher Aktienmehrheit geführten CSA ein anderer Wind ins Gesicht. Der Konkurrenzkampf am Himmel hat sichtlich zugenommen, und das eigene Anspruchsdenken auch. Wenn dann noch die Firmenführung nicht vom Fach ist, sondern politisch eingesetzt wird, kann man ganz schnell vom Kurs abkommen. Das war der Fall, als der ehemalige Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik von 2003 bis Ende 2005 an der Spitze der zivilen Luftflottille stand. Allein in seinem letzten Jahr als CSA-Präsident wirtschaftete Tvrdik die Fluggesellschaft mit über 300 Millionen Kronen (über elf Millionen Euro) an Verlusten noch tiefer in die roten Zahlen. Ein schwerer Rucksack also, der seinem Nachfolger als Präsident und Vorstandsvorsitzender, dem heute 41-jährigen Radomir Lasak, im Januar 2006 aufgebürdet wurde. Aber Lasak, der sich als Sanierer von ins Schlingern geratenen Wirtschaftsunternehmen schon bewährt hatte, stellte sich der schweren Aufgabe. Denn als Fachmann hatte er sofort erkannt, warum das Kind in den Brunnen gefallen war:

Radomir Lasak
"Zum Ende des Jahres 2003 hatte CSA eine Flottille von 30 Flugzeugen. Mitte des Jahres 2005 verfügte CSA bereits über 50 Flugzeuge. Das bedeutet, dass die Sitzplatzkapazität mit einem Mal um 60 Prozent angestiegen war. Damit begann sich die Schere zwischen Kosten und Erlösen zu öffnen. Und zwar in der Weise, dass die Kosten den Erlösen davonliefen. In Zahlen ausgedrückt war es so: Während die Kosten um 43 bis 45 Prozent angestiegen sind, haben die Erlöse nur um rund 35 Prozent zugenommen. Die Fluggesellschaft war in dieser Zeit einfach nicht in der Lage, die Kapazität ihrer Flotte effektiv zu nutzen. Das war die Hauptursache, weshalb CSA in die schwierige ökonomische Situation geraten ist."

Als Macher hielt sich Lasak nicht lange bei der Vorrede auf, sondern gab diese Devise aus:

"So wie die Gesellschaft innerhalb von drei Jahren schrittweise von den schwarzen in die roten Zahlen abgerutscht ist, so wird sie mindestens drei Jahre dafür brauchen, um aus dem Tal wieder heraus zu kommen. Deshalb haben wir auch einen Drei-Jahres-Plan, also eine dreijährige Strategie entworfen."

Von diesem Drei-Jahres-Plan haben Lasak und seine Mitarbeiter, die rund 5000 Beschäftigten der Fluggesellschaft, inzwischen das erste Jahr über die Bühne gebracht. Gegenüber Radio Prag zog der CSA-Präsident jüngst eine durchaus optimistische Bilanz:

"Die erste gute Nachricht ist die, dass die Gesellschaft seit längerer Zeit erstmals wieder ihren Plan erfüllt hat. Das heißt, sie hat ihre Erwartungen mit konkreten Zahlen erfüllt und nicht mit optimistischen Phrasen. Und die zweite Sache, die ich immer wieder seit meinem Amtsantritt betont habe, ist die, dass der Schlüssel zum Erfolg auf der Einnahmenseite liegt. In dieser Hinsicht ist es uns gerade im letzten Quartal des vergangenen Jahres gelungen, die Einnahmen so zu erhöhen, dass wir mit einem besseren Ergebnis abgeschlossen haben als mit dem geplanten Defizit von 485 Millionen Kronen."

Mit minus 397 Millionen Kronen (ca. 14 Millionen Euro) fielen die tatsächlichen Verluste um fast 100 Millionen Kronen niedriger aus als erwartet. In welcher Weise die von Lasak zitierten Einnahmen zu diesem Ergebnis beigetragen haben, dazu erläuterte CSA-Vizepräsident Petr Rehak:

"Der Gesamterlös aus den regelmäßigen Linienflügen beträgt rund 14,5 Milliarden Kronen. Wir haben einschließlich der Charterflüge nahezu fünfeinhalb Millionen Fluggäste befördert. Das sind zirka fünf Prozent mehr als im vorangegangenen Jahr."

Diese Transportsteigerung kam aber nicht von ungefähr, sondern durch eine gezielte Fluglinienoptimierung im zweiten Halbjahr des vorigen Jahres.

"Aufgrund dessen, dass wir die sehr schlecht besetzten Fluglinien aus unserem Flugplan gestrichen haben, haben wir gleichzeitig unsere Transportkapazität um zweieinhalb Prozent verringert. Wir sind also effektiver geworden, weil wir den Flugverkehr zu einigen Reisezielen eingestellt haben", sagte Rehak.

Auf eine entsprechende Journalistenfrage ergänzte er sogleich, welche Veränderungen die Gesellschaft in ihrem Flugverkehr inzwischen vorgenommen hat:

Niedrige Kosten,  billige Flüge,  so die einfache Rechnung...
"Wir haben die Linienflüge nach Kolumbien, nach Luxemburg, nach Edinburgh, Glasgow, Baku, Newark und nach Birmingham eingestellt. Auf der anderen Seite haben wir die Frequenz unserer täglichen Flüge in die Länder der ehemaligen Sowjetunion, nach West- und Südeuropa verdichtet, wie zum Beispiel nach Bologna."

CSA-Chef Lasak bestätigte diese Aussage und ergänzte seinerseits:

"Ich würde sagen, dass wir drei bis vier Territorien haben, die für uns aufgrund der guten Auslastung unserer Transportkapazität sehr interessant sind. Das sind vor allem die Flughäfen in Paris und Amsterdam und unsere Fluglinien nach Osteuropa mit Russland an der Spitze."

Die Abschaffung der unrentablen Fluglinien aber war nur die halbe Miete für den Aufwärtstrend. Einen weiteren Grund dafür nennt Rehak:

"Unserer Übersicht können Sie entnehmen, dass wir im zweiten Halbjahr 2006 einen enormen Zuwachs von Passagieren verzeichnen konnten, die in der Business-Class geflogen sind. Diese Reisenden kaufen häufig Flugtickets zu den teureren Tarifen, da sie ihnen eine größere Flexibilität ermöglichen. Das ging natürlich zu Lasten der Fluggäste, die in der billigeren Ekonomy-Class fliegen. Für uns aber war das eine sehr wesentliche Veränderung, denn auch sie führte uns zu den besseren Zahlen."

Ein weiterer Faktor des Sanierungsprozesses von CSA ist die Reihe von Einsparungen, die besonders auf dem personellen Sektor durchgeführt wurden. Neben dem Abbau von teuren Manager-Planstellen hat CSA dabei auch seine Zweigstellen im Ausland einer gründlichen Zäsur unterzogen:

Flugzeug - letadlo  (Foto: Archiv Radio Prag)
"Und last but not least haben wir auch unsere Zweigstellen im Ausland einer Überprüfung unterzogen. Man muss leider sagen, dass CSA nie den rechten Überblick darüber hatte, wie viele Leute man dort eigentlich beschäftigt. Wir haben daher einige Dutzend Arbeitnehmer entlassen müssen, weil wir in der Gesamtheit unserer ausländischen Zweigstellen ein relativ hohes Maß an Überbeschäftigung hatten."

Lasak, Rehak & Co. haben also im ersten Jahr ihrer Führungstätigkeit bei der tschechischen Fluggesellschaft CSA mit eisernem Besen durchgekehrt und für frischen Wind gesorgt. Die gute Entwicklung in die richtige Richtung gibt ihnen also Recht. Allerdings haben sie erst ein erstes kleines Etappenziel erreicht. Deshalb blieb Lasak auch auf dem Boden der Tatsachen, als wir ihn danach fragten, wann er mit CSA wieder schwarze Zahlen schreiben will:

"Nun, ich möchte ein solches Ergebnis natürlich so schnell wie möglich erzielen. Aber wie ich bereits mehrfach gesagt habe: Ich halte es für real, dass genau so wie unsere Gesellschaft innerhalb von drei Jahren wegen ihrer Trägheit in die roten Zahlen abgerutscht ist, es mindestens auch drei Jahre dauern wird, bis wir wieder schwarze Zahlen schreiben. Ein Wunder ist nicht zu erwarten. Also rechne auch ich mit dem Horizont von drei Jahren."