Prag plant Kandidatur für die Olympischen Sommerspiele ab 2016

Schon einige Zeit wurde darüber diskutiert und spekuliert, nun aber scheint es Wirklichkeit zu werden: Prag will sich um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2016 oder 2020 bewerben. Die Weichen für eine solche Bewerbung wurden am Dienstag gestellt, als der Rat der Stadt den gemeinsamen Plänen der Kommune und des Nationalen Olympischen Komitees grundsätzlich zustimmte.

Die Prager Stadtväter hatten sich schon früher mit dem Gedanken befasst, eines Tages auch die Ausrichtung Olympischer Spiele ins Visier zu nehmen. Doch nicht zu Lasten des ohnehin arg strapazierten städtischen Haushalts, sondern nur unter ökonomisch guten Voraussetzungen. Deshalb haben sie entsprechende Gutachten in Auftrag gegeben, von denen einige inzwischen vorliegen. Das Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsstudie wurde vom Prager Oberbürgermeister Pavel Bem höchstpersönlich verkündet:

"Die Kosten für die Schaffung der olympischen Infrastruktur belaufen sich derzeit auf 135 Milliarden Kronen. Das wären folglich die Kosten für alle Bauten, die man nicht bauen müsste, wenn die Spiele nicht in Prag stattfinden werden. Dem stehen die erwarteten Einnahmen von rund 140 Milliarden Kronen gegenüber."

Der vorliegenden Studie zufolge müsste die tschechische Hauptstadt also zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit Einnahmen und Ausgaben in Höhe von rund fünf Milliarden Euro rechnen, falls sie die Spiele veranstalten würde. Diese Zahlen dürften jedoch an der Realität vorbeigehen, sind sich die Partei der Europäischen Demokraten und die Partei der Grünen sicher, die beide - obwohl im Magistrat der Stadt vertreten - gegen eine Olympiabewerbung sind. Der Stadtrat der Grünen, Petr Stepanek, sagt warum:

Pavel Bem
"Die Risiken sind ähnlich hoch wie in Montreal oder in Athen. Montreal war nach der Olympiade ein paar Jahrzehnte lang verschuldet. Wir stehen jetzt erst am Anfang der öffentlichen Diskussion und sollten uns darüber klar werden, ob Prag schon politisch, kulturell und ökonomisch in der Lage ist, eine solche Aufgabe zu stemmen, oder ob wir nicht noch ein oder zwei Jahrzehnte warten sollten."

Andere Parteien wie die der tschechischen Sozialdemokraten sehen in der Ausrichtung Olympischer Spiele in Prag hingegen die Chance, dass sich das ganze Land einer großen nationalen Aufgabe stellen und an dieser wachsen könnte.

"Prag helfen die Spiele beim weiteren Ausbau der Infrastruktur und dabei, sich in der ganzen Welt einen guten Namen zu machen. Aber nicht nur Prag würde daran partizipieren. Die Vorstellung, dass eine Sommerolympiade einzig und allein in der Hauptstadt durchgeführt würde, ist nämlich eine naive Vorstellung. Ich denke, dass die gesamte Republik hinter der Ausrichtung der Spiele stehen würde, und ich denke auch, dass die gesamte Republik bei deren Durchführung helfen könnte."

In der Tat, bei einer erfolgreichen Olympiabewerbung würden zum Beispiel die olympischen Ruderwettbewerbe im mittelböhmischen Racice, die Segelkonkurrenzen auf dem südböhmischen Lipno-Stausee und einige Fußballspiele in anderen Städten des Landes ausgetragen werden. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Zunächst muss erst einmal der Prager Magistrat endgültig über die mögliche Olympiabewerbung entscheiden. Die Zustimmung des kommunalen Gremiums gilt jedoch als wahrscheinlich. Sie wird schon für den 22. März erwartet.

Autor: Lothar Martin
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