Prager Lobbyist beschuldigt: Körperverletzung und Autofahren unter Drogeneinfluss
Vorige Woche sind in den Medien Abhör-Protokolle von Telefongesprächen veröffentlicht worden, die der ehemalige Prager Oberbürgermeister Pavel Bém mit dem einflussreichen Unternehmer und Lobbyisten Roman Janoušek führte. Die abgehörten Telefonate zeugen davon, dass der Lobbyist einen entscheidenden Einfluss auf das Geschehen im Prager Magistrat hatte. Bis zum vergangenen Freitag kannte die Öffentlichkeit Janoušek nur dem Namen nach. Dies änderte sich am Wochenende: Der Unternehmer verursachte einen Verkehrsunfall, überfuhr die Fahrerin des beschädigten Autos und versuchte, vor der Polizei zu flüchten. Seitdem steht der kontroverse Lobbyist im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit aller tschechischen Medien.
„Der Fahrer hat auch im zweiten Fall Unfallflucht begangen. Die Polizisten begannen sofort, nach ihm zu fahnden. Er wurde nach einigen Minuten gefasst, als er sein Auto verließ und versuchte, durch einen Park vor der Polizei zu flüchten.“
Der Alkoholtest habe dann mehr als 2,2 Promille ergeben, ergänzte die Polizeisprecherin. Wie sich herausstellte, war der betrunkene Fahrer einer der Hauptakteure der jüngsten Abhöraffäre, der Prager Lobbyist Roman Janoušek. Mitschnitte von seinen Telefongesprächen mit dem ehemaligen Prager Oberbürgermeister Bém kursieren seit einigen Tagen in den Medien. Einige Medien waren auch dabei, als Janoušek von der Polizei geschnappt wurde. Auf die Frage der Journalisten nach den Gründen seines Verkehrsunfalls lallte er:„Ich habe keine Meinung. Ich nehme an, dass etwas Merkwürdiges passiert ist. Sobald ich es wissen werde, werde ich es Ihnen sagen.“
Die Frau, die er kurz zuvor überfahren hatte, wurde mit schweren Verletzungen auf die Intensivstation der Prager Uni-Klinik im Stadtteil Motol eingeliefert. Den betrunkenen Fahrer brachte die Polizei in die Ausnüchterungsstation. Er lehnte dort jedoch eine Blutprobe sowie jedwede Zusammenarbeit mit den Ärzten ab. Von der Polizei wurde er vernommen, danach durfte er allerdings nach Hause gehen.
Mehrere Rechtsexperten sowie die politische Opposition warfen der Polizei vor, den Verdächtigen nicht in Haft gelassen zu haben. Den Umgang mit dem Lobbyisten bezeichneten sie als höchst ungewöhnlich. Anwalt Josef Biňovec, spezialisiert auf Verkehrsunfälle, entgegnete:„Wenn bei einem Fahrer, der einen Verkehrsunfall mit Verletzungsfolge verursacht hat, der Alkoholtest einen höheren Alkoholwert im Blut ergibt, muss noch eine Blutprobe folgen. Ich bin davon überzeugt, dass bei 2,2 Promille Blutalkohol der Verdächtige erst nach der Ausnüchterung verhört werden sollte.“
Am Sonntag wurde Janoušek der schweren Körperverletzung beschuldigt. Jüngsten Informationen zufolge wird Janoušeks Straftat als ein vorsätzlich begangenes Verbrechen untersucht. Anstelle der Verkehrspolizei werde demnächst die Kriminalpolizei in dem Fall ermitteln, hieß es am Montag.