Profesor Zahradnik: Angela Merkel war eine bewundernswerte Forscherin
An diesem Freitag wird die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem Besuch in Prag erwartet. Mit Premierminister Mirek Topolanek, Staatspräsident Vaclav Klaus und weiteren führenden Politikern des Gastgeberlandes will die derzeitige Präsidentin des Europäischen Rates dabei vor allem europapolitische Fragen erörtern. Mit der hierzulande recht beliebten Kanzlerin würden sich jedoch auch gern einige andere Tschechen treffen, die sie in ihr Herz geschlossen haben. Einen davon stellen wir Ihnen vor.
"Für mich ist Prag mit sehr guten Erinnerungen verbunden. Mit Erinnerungen an eine wunderschöne, in sich geschlossene Altstadt, mit liebenswerten Menschen und sehr guten Lokalitäten - egal ob man den Wein oder das Bier liebt, oder das 'smazeny rizek'. Und vor allem mit Erinnerungen an die Kunstschätze, die Vielfalt, egal ob auf der Kleinseite, in der Altstadt oder auf dem Wenzelsplatz. Also Sie merken schon: Ich habe fast ein bisschen Sehnsucht."
Einer ihrer Ausbilder und Mentoren war der Direktor des Heyrovsky-Instituts der heutigen Tschechischen Akademie der Wissenschaften, Professor Rudolf Zahradnik. In einem Gespräch für Radio Prag erinnerte sich der Professor zunächst, dass von 1956 bis heute mehrere Hundert Studenten und Studentinnen, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in den Laboratorien seines Instituts experimentiert haben...
"...und eine von ihnen war Angela Merkel. Sie war eine ausgezeichnete Physikerin, die auch ein sehr gutes Verständnis für die Chemie hatte. Von ihrem Wesen her war sie sehr tugendhaft und redlich und auch sehr arbeitsam. Und deshalb war sie bei mir und meinen Kollegen auch sehr beliebt. Angela Merkel war stets eine bewundernswerte und sehr positiv auftretende Forscherin in Prag."
Und als solche habe sie sich durchaus auch international einen Namen gemacht, ergänzte Zahradnik, um gleich darauf ein Beispiel zu nennen:"Wir haben gemeinsam unsere Arbeiten publiziert. Eine davon freut mich bis heute. An dieser Arbeit hat auch der heutige Direktor der Fakultät für organische Chemie und Biochemie der Akademie der Wissenschaften, Kollege Zdenek Havlas, mitgewirkt. Diese Arbeit wurde in der sehr bedeutenden amerikanischen Zeitschrift Journal of American Chemical Society veröffentlicht, und zwar mit einem sehr positiven Echo. Das ist auch einer der Beiträge von Angela Merkel."
Aus den Worten von Professor Zahradnik ist herauszuhören, dass die heutige deutsche Bundeskanzlerin bereits als Wissenschaftlerin in Prag einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Und dass ihr ihre geistigen Fähigkeiten auch und gerade als Politikerin zu Gute kommen:
"Ich sage es noch einmal: Sie war eine ausgezeichnete Jung-Wissenschaftlerin. Und die Reinheit ihrer Gedanken ist auf ihre Weise ein sehr gutes Unterpfand für die Politik, die sie macht."
Als die CDU-Chefin Angela Merkel im Jahr 2004 noch als Oppositionsführerin in Prag zu Gast war, genossen Zahradnik und seine Gattin den Moment, mit ihr bei einem gemeinsamen Abendessen in der Deutschen Botschaft sprechen zu können. Obwohl wissend, dass der Terminplan einer Kanzlerin und EU-Ratspräsidentin noch enger gefasst ist, hegt der Professor auch diesmal nur den einen Wunsch:
"Es wäre für meine Frau und für mich eine große Freude, wenn wir sie und ihren Gatten für einen Augenblick sehen und mit ihr über die alten Zeiten plaudern könnten."