Jahresende - ohne Wende

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Überall in Prag sind sie derzeit auf Plakaten an Litfasssäulen und Werbeflächen geklebt: die Überkörper der Sportler. Wirkliche Muskelmänner wie der Tennisspieler Rafael Nadal sind darunter, aber auch Bürschchen wie der Fußballer Cristiano Ronaldo. Sah er bei der WM in Deutschland nicht viel weniger athletisch aus, der portugiesische Ronaldo?

Vielleicht lag es ja daran, dass er so unglücklich spielte und noch unglücklicher wirkte. Das kann ja durchaus die Wahrnehmung verändern. Andererseits kennt man auch die Tricks der Branche: Gerne wird in der Werbung nachretuschiert, hier der Bizeps aufgepumpt, dort der Bauch noch etwas geformt.

Nichtsdestotrotz: Es sind perfekte Körper. Dass sie einem aber ausgerechnet zum Jahreswechsel vor die Nase gesetzt werden, kann allerdings kein Zufall sein. Wahrscheinlich ist es Berechnung. Denn gerade jetzt sind einige Menschen besonders empfänglich für die versteckte Botschaft der Plakate, die da lautet: Werde auch ein Überkörper. Schließlich ist es doch wieder Zeit für gute Vorsätze.

Und dann noch der Blick in den Spiegel dieser Tage, der verrät, dass Weihnachtsbraten und Christstollen wieder ganze Arbeit geleistet haben. Flugs ist der Vorsatz gefasst: Im neuen Jahr gehe ich ganz sicher regelmäßig ins Fitnessstudio. Bis zum Beginn der nächsten Badesaison sind Speckröllchen passé und der Waschbrettbauch da.

Na ja, das hält ungefähr zwei Wochen an, bei manchen Unerschrockenen auch länger. Doch irgendwann befällt einen das schleichende Gefühl, dass es auch im neuen Jahr wieder nichts wird. Eigentlich ist das doch aber nur zu verständlich: Ausgerechnet diesen dunkelsten und kältesten, also ungemütlichsten Monat auszuwählen, um sich mit zusätzlichen schwierigen Aufgaben zu quälen, ist ja irgendwie verrückt. Es gibt doch für so etwas viel angenehmere Zeiten im Jahr. Wie wäre es zum Beispiel mit dem lieblichen Mai oder dem schön warmen Juli.