Der Grenzübergang zwischen Selb in Bayern und Liba in Tschechien war am Samstag Schauplatz einer ganz besonderen Weihnachtsfeier.
Hirtenrufhörner riefen die deutschen und tschechischen Besucher zum Liebensteiner Tor, wie der Grenzübergang zwischen Selb und Liba genannt wird. Bereits zum fünfzehnten Mal veranstaltete der Selber Verein Europäische Natur- und Kulturlandschaft Häuselloh zusammen mit Partnern aus Liba hier die sogenannte Grenzweihnacht. Trotz des Nieselregens kamen hunderte Besucher um rund um den Grenzstein gemeinsam die deutsch-tschechische Weihnacht zu begehen. Die deutschen durch den Wald aus Selb, die tschechischen von ihrer Seite aus Liba. Für die musikalische Untermalung sorgte unter anderem auch der Chor Háj aus dem tschechischen Asch.
Gestaltet wurde das Programm von Pfarrerin Winzer-Chamrad, die in ihrer zweisprachigen Predigt besonders auf die Bedeutung der neu errichteten Kapelle am Grenzübergang einging. Die steht aus rechtlichen Gründen zwar nicht direkt auf der Grenze, trotzdem ist die Kapelle ein echtes Werk der Völkerverständigung. Denn der Fußboden ist sowohl aus tschechischem als auch aus deutschem Stein und die aufwendigen Schindeln stammen aus der Partnergemeinde Liba. Offiziell eingeweiht wird die Kapelle zwar erst im Frühjahr, denn noch fehlt die Innenausstattung, trotzdem wurde sie schon in die Feier mit einbezogen. Nach Predigt und Segen übernahm hier der Nikolaus mit seinen beiden Engeln das Kommando. Rund einhundert Päckchen hatte man in Selb und Liba gepackt und jedes Kind, das den Nikolaus mit einem Gedicht oder einem Lied erfreuen konnte, wurde mit einem von ihnen belohnt.
Was das Besondere ist an der Grenzweihnacht, das fällt dem Vorsitzenden des Vereins Europäische Natur- und Kulturlandschaft Häuselloh, Hans Popp, nicht schwer zu sagen.
"Nicht nur, dass man eine Waldweihnacht hat, wie sie hier sonst auch üblich ist, sondern diese hat zusätzlich noch den Charme der Grenze."
Und auch Pfarrerin Winzer-Chamrad sieht in der deutsch-tschechischen Begegnung, die ja über viele Jahre trotz der unmittelbaren Nähe zueinander überhaupt nicht möglich war, den besonderen Reiz dieser Waldweihnacht.
"Wir treffen uns an dieser Grenze, die ja wirklich einst schwer bewacht war. Und dass das jetzt möglich ist, sich hier zusammenzufinden und gemeinsam etwas zu unternehmen, sich zu begegnen, miteinander zu sprechen, das finde ich besonders wichtig."