Abstriche beim Aufstrich: EU nimmt Tschechien die Butter vom Brot

Nun tritt ein, wovor Europa-Skeptiker schon lange gewarnt haben: Die EU nimmt den Tschechen die Butter vom Brot - jedenfalls die so genannte "Aufstrichbutter", die "pomazankove maslo". Ab dem übernächsten Jahr darf der beliebte Brotaufstrich der Tschechen gemäß EU-Recht nicht mehr als "Butter" verkauft werden.

Mit klassischer Butter lässt sich die so genannte "Aufstrichbutter" kaum verwechseln: Abgefüllt in Plastiktöpfchen, oft aromatisiert mit Schnittlauch, Meerrettich oder Paprika, erinnert die cremige "pomazankove maslo" vielmehr an Frisch- oder Streichkäse. Nicht aber um die Verwechslungsgefahr geht es bei der anstehenden Umbenennung. Der Grund entbehrt mit Blick auf die nicht gerade leichtgewichtige böhmische Küche nicht einer gewissen Ironie: Die Aufstrichbutter enthält zu wenig Fett, um nach EU-Definition als Butter gelten zu dürfen. Die Produzenten sind mit der Aussicht auf Umbenennung nicht glücklich. Jan Teply vom Böhmisch-Mährischen Molkereiverband:

"Als Verband der Hersteller von ´pomazankove maslo´ tut uns dieses Eingreifen in die tschechischen Traditionen und Gewohnheiten natürlich leid. Wir sehen dahinter auch den Einfluss der Fettproduzenten, denen unsere Aufstrichbutter immer ein Dorn im Auge war."

Wirtschaftsintrigen, drohender Qualitätsverlust, ein Millionenschaden bei der Umstellung der Verpackungen, irritierte Kunden - die Produzenten malen den Butterteufel an die Wand. Hochgespült werden auch wieder die Ängste vor dem Ausverkauf der tschechischen Kultur nach Brüssel. Aufstrichbutter kann so selbst in Zeiten der permanenten Regierungskrise zur Chefsache werden, wie die Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums, Tana Kralova, bestätigt:

"Gleich nach dem Jahreswechsel wollen wir nochmals bei der Europäischen Kommission vorstellig werden und erklären, dass es sich um ein traditionelles Produkt handelt, das unter diesem Namen eingeführt und bei den Verbrauchern sehr beliebt ist. Wir wollen wenigstens erreichen, dass die neue Bezeichnung der der alten so ähnlich wie möglich ist."

Bislang soll die gute Aufstrichbutter, von der jährlich rund 10.000 Tonnen hergestellt werden, ab 2008 "mlecna pomazanka", also Milchaufstrich, heißen. Ähnliche Namensgefechte gab es übrigens vor dem EU-Beitritt Tschechiens schon um den Inländer-Rum, der aus Getreide statt aus Zuckerrohr gebrannt wird. Statt "Tuzemsky Rum" steht in Tschechien nun "Tuzemak" in den Regalen. Geschadet hat es dem bernsteinfarbenen Aufheizer nicht: Die Produktion ist weiter steigend.