Kraftstoffe in Tschechien: Mehr Qualität für weniger Geld - Auch Nachhaltigkeit soll steigen

Die Preise für Benzin und Diesel in Tschechien sinken weiter. Die Qualität der an tschechischen Tankstellen angebotenen Kraftstoffe hingegen steigt. Dieser Entwicklung sowie der buchstäblich nachhaltigen Entwicklung in Tschechien sind wir im Wirtschaftsmagazin nachgegangen.

Ups and downs in der tschechischen Wirtschaft

Seit dem Ende der Sommer-Urlaubssaison sinken die Kraftstoffpreise in Tschechien unaufhaltsam. In der vergangenen Woche wurde der Liter Super Bleifrei (Natural 95) hierzulande zum durchschnittlichen Preis von 28 Kronen und 24 Hellern verkauft. Bei Diesel (Nafta) lag der durchschnittliche Literpreis sogar noch einen Heller darunter. Damit kann man Benzin und Diesel in Tschechien mittlerweile wieder für umgerechnet einen Euro je Liter tanken. Und dieser Trend wird noch ein wenig anhalten, da die Kraftstoffpreise nach wie vor auf die jüngste, starke Verbilligung des Rohöls reagieren, meint der Analytiker der Gesellschaft Colosseum, Stanislav Suba:

"Der Niedrigstpreis ist nicht mehr allzu fern. Wir erwarten, dass die Kraftstoffpreise in den nächsten Wochen noch ganz leicht fallen werden. Bis zum Jahresende wird sich der Preis für einen Liter Super Bleifrei jedoch bei 28 Kronen einpendeln. Im Höchstfall wird er 28,50 Kronen betragen."

Neben der für Autofahrer erfreulichen Tatsache, dass man Benzin und Diesel nun wieder billiger tanken kann, kann sich der Tankstellenkunde in Tschechien auch mehr und mehr auf eine gute Kraftstoffqualität verlassen. Hatte die Tschechische Handelsinspektion (COI) bei ihren Kontrollen noch im Juni vergangenen Jahres bei 12 Prozent der untersuchten Proben eine Abweichung von der geforderten Qualitätsnorm festgestellt, so war das im September vorigen Jahres nur noch bei vier Prozent und im September dieses Jahres lediglich bei 2,6 Prozent der Fall. Ein Anfang September neu in Kraft getretenes Gesetz regelt jetzt zudem die Bedingungen zum Verkauf von Treibstoffen. Nach Aussage der Sprecherin der Handelsinspektion, Miloslava Fleglova, ist die gestiegene Qualität der Kraftstoffe jedoch weniger ein Verdienst des Gesetzes...

Nationalpreis für Qualität
"Ich denke, dass das sowohl auf die gründlichen Kontrollen der Tschechischen Handelsinspektion als auch auf unsere gute Zusammenarbeit mit dem Zoll und der Polizei zurückzuführen ist. Das neue Gesetz zum Verkauf von Treibstoffen hat sich in dieser Hinsicht noch nicht bemerkbar gemacht, zumal es sich nur indirekt mit der Benzinqualität auseinander setzt. Aber es gibt unserer Handelsinspektion ganz andere Möglichkeiten bei der Aufstellung und Durchsetzung des Bußgeldkatalogs an die Hand. Wir erwarten daher, dass sich der Einfluss des neuen Gesetzes in den folgenden Monaten und ganz bestimmt in den nächsten Jahren widerspiegeln wird."

Für ihre umfassende und effiziente Tätigkeit wurden die Tschechische Handelsinspektion und das Maschinenbau-Unternehmen IFE-CR am zurückliegenden Wochenende in Prag mit dem Nationalpreis für Qualität ausgezeichnet. Wie der Vorstandsvorsitzende der Vereinigung für den Qualitätspreis, Pavel Rysanek, kundtat, genießt dieser Preis ein hohes Prestige. Allerdings, so Rysanek einschränkend, mehr im Ausland, da man diese Auszeichnung hierzulande noch viel zu wenig zu schätzen wisse:

"Das liegt daran, dass sich für den von uns ausgeschriebenen Qualitätspreis immer noch zu wenige Firmen aus dem Unternehmerbereich anmelden. Dabei haben wir im Ausland sehr gute Erfahrungen gemacht. So haben zum Beispiel zwei amerikanische Professoren anhand einer eingehenden, fünf Jahre währenden Untersuchung festgestellt, dass die in den Staaten mit einem solchen Preis ausgezeichneten Unternehmen danach ihren Export und alle weiteren geschäftlichen Aktivitäten um mehr als 100 Prozent steigern konnten. Das ist ein Beleg für die Wertigkeit des Preises, den man hierzulande noch unterschätzt. Aber das dürfte auch bei uns bald anders werden."

Hinter die Fassade geschaut

Foto: Europäische Kommission
Seit dem 1. Mai 2004 ist die Tschechische Republik Mitglied der Europäischen Union. Das bedeutet auch, dass sie sich mit einer Reihe von Entwicklungen und Prozessen jetzt noch intensiver auseinander setzt als zuvor. Zum Beispiel mit dem noch relativ neuen Feld der nachhaltigen Entwicklung, auf dem die Wachstumsprozesse in den Bereichen Ökonomie, Sozialwesen und Umweltschutz so gut wie möglich aufeinander abgestimmt werden sollen. Das bestätigte der Vorsitzende des Strategieausschusses beim Regierungsrat für nachhaltige Entwicklung, Bedrich Moldan, beim internationalen Forum für nachhaltige Entwicklung, das Ende Oktober in Prag stattfand:

"Das Strategiepapier der nachhaltigen Entwicklung der Tschechischen Republik ist von der Regierung am 8. Dezember 2004 verabschiedet worden. Gegenwärtig schließen wir den zweiten Situationsbericht ab, der auf insgesamt 34 Indikatoren basiert. Wir werden ihn in kürzester Zeit der Regierung vorlegen."

Unter Premier Mirek Topoplanek ist der Strategieausschuss dem tschechischen Umweltministerium unterstellt worden. Umweltminister Petr Kalas machte auf der Konferenz deutlich, in welche Richtung er die engere Zusammenarbeit mit den anderen Ressorts gerne lenken würde:

"Das Umweltministerium wird auch in Zukunft den ökologischen Eckpfeiler der nachhaltigen Entwicklung kräftig unterstützen. Aber es wird sich ebenso den beiden anderen Eckpfeilern, dem sozialen und dem ökonomischen, noch weiter öffnen. Die ersten Schritte, die ich nach meiner Amtsübernahme unternommen habe, zielen darauf, dass das ökologische Ressort endlich auch stärker in die unternehmerische Tätigkeit eingebunden wird, so wie es bereits der Trend in vielen Ländern Europas und in der Welt ist."

Umweltminister Petr Kalas  (Foto: CTK)
Martin Jahn, der ehemalige Vizepremier und Ex-Vorsitzende des Regierungsrates für nachhaltige Entwicklung, der heute im Vorstand von Skoda Auto sitzt, wurde da schon etwas konkreter:

"Das Signal an die Bürger sollte es vor allem sein, ihnen klarzumachen, dass nachhaltige Entwicklung auch etwas kostet. Selbstverständlich werden gewisse Kosten von der Industrie getragen, weitere Kosten wiederum könnten durch Innovationen gedeckt werden. Wenn wir aber unsere Umwelt bedeutend verbessern wollen, dann wird es auch davon abhängen, ob der Verbraucher zum Beispiel bereit ist, für ein Auto mit verbessertem Dieselfilter mehr zu zahlen. Hier sehe ich dann die Rolle der Regierung darin, eine im Sinne der Nachhaltigkeit positive Einstellung des Verbrauchers zu honorieren. Das kann so aussehen, dass ein Verbraucher in den Genuss einer steuerlichen Vergünstigung kommt, wenn er sich ökologisch bewusst verhält."

Jürg Gerber  (Foto: www.rio.ch)
Beim Prager Forum aber waren auch internationale Experten zu Gast, die sich bereits weltweit mit den Fragen der nachhaltigen Entwicklung befassen. Einer von ihnen ist Jürg Gerber, ein Führungsmitglied des WBCSD mit Sitz in Genf. Laut Gerber versucht diese Organisation, der 190 multinationale Konzerne angehören, die Botschaften auf dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung in die ganze Welt zu tragen, und zwar durch konkrete Aktionen ihrer Mitgliedsfirmen. Am Rande des Forums gewährte Jürg Gerber Radio Prag auch das folgende Kurzinterview:

Herr Gerber, warum ist nachhaltige Entwicklung so wichtig? Auf was sollte Wert gelegt werden in der Zukunft?

Martin Jahn  (Foto: Zdenek Valis)
"Das hat ganz einfach etwas mit der Grundlage unseres Lebens zu tun. Ich glaube, wir haben genügend gesehen, was erfolgreich ist, und was eben nicht erfolgreich sein kann in Zukunft. Daher braucht man eine andere Qualität des Dialogs. Es hat auch damit zu tun, dass man heute besser versteht, was über den ganzen Globus passiert. Man ist nicht mehr so limitiert auf das engere Umfeld in einer Gemeinde, in einer Stadt oder in einem Land. Ich glaube, man muss heute die Perspektive etwas breiter anschauen als früher."

Was wären denn jetzt die wesentlichen Aufgaben, die zu lösen sind?

"Ganz konkret ist es sicher die Energie- und Klimafrage, die dann in die Ressourcenfrage hinüberführt. Wie zum Beispiel das Thema Wasser, dass eine absolute Lebensgrundlage ist. Daher sind hier die nationalen Grenzen nicht so wichtig, sondern eher die Ökosysteme und die Flusslaufsysteme. Diese Systeme muss man stärker in Betracht ziehen sowie die Kriterien, die dazu führen, dass man unser Wasserreservoir auf eine gesunde Art erhalten kann."