Zygmunt Bauman ist diesjähriger Preisträger der Havel-Stiftung

Zygmunt Bauman (Foto: CTK)

Vaclav Havel ist am 5. Oktober 70 Jahre alt geworden. Traditioneller Bestandteil seines Geburtstags ist seit mehreren Jahren die Preisvergabe seiner Stiftung "Visionen 97", die Havel vor knapp zehn Jahren mit seiner zweiten Frau Dagmar ins Leben gerufen hat. Der Preis ist für Wissenschaftler bestimmt, die über ihren eigenen Fachhorizont hinaus blicken und wissenschaftliche Erkenntnisse auch einer breiteren Öffentlichkeit nahe bringen. Diesjähriger Preisträger ist der polnische Soziologe Zygmunt Bauman.

Zygmunt Bauman  (Foto: CTK)
Zygmunt Bauman, geboren 1925 in Poznan/Posen, zählt zweifelsohne zu den renommiertesten zeitgenössischen Soziologen. Sein Werk, vor allem sein bekanntestes Buch "Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust", ist mittlerweile in alle europäischen und einige außereuropäische Sprachen übersetzt. Dank der Havel-Stiftung ist in diesem Jahr auch eine neue tschechische Übersetzung erschienen: "Geisteswissenschaftler in der postmodernen Welt" (polnisch 1997). Vaclav Havel selbst zählt zu den langjährigen Bewunderern von Bauman, sagte er am Mittwoch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem polnischen Soziologen:

"Einige von seinen Büchern begleiten mich fast ständig und dienen mir als eine Art Leitfaden fürs Leben. Ich nehme sie auf verschiedene Reisen mit und lese in freien Minuten gerne darin. Ich habe das Gefühl, dass Professor Bauman häufig Gedanken formuliert, die ich auch schon einmal gedacht habe, die ich aber nicht so schön analysieren, beschreiben und benennen kann."

Zygmunt Bauman  (Foto: CTK)
Zygmunt Bauman hat aktiv dazu beigetragen, in der kommunistischen Tschechoslowakei die Soziologie als wissenschaftliche Disziplin wiederzubegründen. Seine Schriften waren die ersten soziologischen Texte, die hier in den 1960er Jahren nach langjährigem Verbot der Soziologie als "bourgeoiser Afterwissenschaft" erschienen sind. Hiesigen Soziologen dienten sie in der Folge jahrzehntelang als solide und vor allem ideologisch unbelastete Grundlagen-Werke. Die Bewunderung, die Vaclav Havel gegenüber Bauman zum Ausdruck brachte, ist durchaus gegenseitig, sagt Zygmunt Bauman:

"Vaclav Havel hat in seinem Leben genau das gemacht, was ich versucht habe, in der Soziologie zu tun. Er hatte Erfolg mit seinem Versuch, die Welt zu ändern. Ich bin diesem Ziel nicht einmal nahe gekommen. Aber sein Beispiel macht Mut. Es zeigt, dass man wichtige Dinge bewirken kann, wenn man bei seiner Linie bleibt."

Vaclav Havel, so Bauman, habe bewundernswerte Graswurzelarbeit geleistet und dabei stets die Rasenmäher ignoriert:

"Und dadurch hat er die Welt ein kleines bisschen besser gemacht. Und er hat dazu, würde ich sagen, sehr einfache, alte Werkzeuge verwendet: Hoffnung, Mut und Unnachgiebigkeit."