Fleißig und schlitzohrig - Tschechen über ihre Einstellung zur Arbeit
Innerhalb der Europäischen Union arbeiten die Tschechen im Vergleich am längsten. Während der Durchschnitt der wöchentlichen Arbeitszeit aller EU-Bürger bei 37,9 Stunden liegt, ist sie in Tschechien deutlich höher. Das geht aus einer Statistik des Instituts Eurostat in Brüssel hervor. Für wie fleißig sich die Tschechen selbst halten, dazu ein Bericht von Andreas Wiedemann.
Eine Statistik des Brüsseler Instituts Eurostat kam im März dieses Jahres zu dem Schluss, dass die Tschechen die längste Wochenarbeitszeit von allen Bürgern der EU-Mitgliedstaaten haben.
"Aus unseren Zahlen und auch aus den Zahlen von Eurostat geht hervor, dass die Tschechen sehr arbeitsam sind und die längsten Arbeitszeiten in der EU haben", so Dalibor Holy vom Tschechischen Amt für Statistik.
Die Durchschnittsarbeitszeit liegt in der EU bei 37,9 Stunden in der Woche. In Tschechien hingegen bleiben die Menschen im Durchschnitt 43 Stunden pro Woche auf der Arbeit. Eine wichtige Rolle spielt dabei unter anderem, dass Teilzeitbeschäftigung in der Tschechischen Republik, anders als in den westeuropäischen Ländern, kaum verbreitet ist. Aber wie sehen sich die Tschechen denn eigentlich selber? Hier die Antwort einer Frau in Prag:
"Ich glaube, wir sind arbeitsamer als andere in der Welt. Vor allem wir Frauen sind fleißiger, gerade mit Blick auf den Haushalt und nicht nur in der Arbeit. Bei dem was ich in London oder in Amerika gesehen habe, muss ich schon sagen: Die können da nicht mithalten - oder wir sind einfach zu blöd."Eine weitere Frau meint: "Ich glaube, wir sind fleißig. Wir sind sehr geschickt und bemühen uns, bei allem irgendwie schlitzohrig zu sein. Mehr oder weniger dank dieses Wahnsinns denken wir uns zum Beispiel erstaunliche Dinge aus."
Ein Mann findet: "Einige Menschen sind faul, andere nicht. Ich bin hier auf der Arbeit zum Beispiel von morgens bis abends."
Mit der durchschnittlichen Arbeitszeit liegt Tschechien in der EU zwar an der Spitze. Anders sieht es aber mit der Arbeitsproduktivität aus. Da liegt Tschechien hinter Ländern mit niedrigeren Durchschnitts-Arbeitszeiten wie Deutschland, Belgien oder den Niederlanden.Sind Tschechen also doch nicht so fleißig? Für die Passanten auf den Straßen von Prag sind es wieder ganz andere, die ihnen faul vorkommen. Die Antworten sind vielfältig: Bulgaren, Polen, Italiener, Türken oder Russen. Eine Frau sagt aber, warum sie von solchen Pauschalisierungen nicht viel hält:
"Das ist doch absolut subjektiv. Wenn man jemanden nicht mag, dann sagt man einfach, er sei faul."