Kreativ gegen Rechtsextremismus - Internationale Jugendbegegnung in Prag

"Kreativ gegen Rechtsextremismus" - unter diesem Motto trafen sich in der vergangenen Woche Jugendliche aus Tschechien, Polen, Deutschland und Frankreich in Prag, um sich gemeinsam Gedanken über ein Thema zu machen, das nicht nur in den vier genannten Ländern zunehmend an Aktualität gewinnt.

Letzte Proben der Theater-Gruppe für die abschließende Präsentation bei der Jugendbegegnung "Kreativ gegen Rechts" im Prager YMCA-Gebäude. Insgesamt 24 Jugendliche im Alter von 16-19 Jahren haben sich eine Woche mit dem Thema Rechtsextremismus und Toleranz beschäftigt und bringen nun in Kleingruppen das, was sie besonders bewegt, zum Ausdruck - anhand von Sketchen, Bildern, Zeitungsartikeln und Gedichten. Marissa erzählt, worüber sie sich mit zwei anderen Mädchen aus Polen und Deutschland in der Lyrik-Gruppe Gedanken gemacht hat:

Terezin/Theresienstadt
"Wir hatten die Idee, dass wir eine Person, die irgendwie anders ist als die anderen, in die Mitte des Raumes stellen und dann ein paar andere drum herum. Wir wollten uns nicht auf so etwas Typisches festlegen, was wir schon die ganze Woche hier hatten - Hooligans, Sinti und Roma, Juden -, sondern wir wollten wirklich was ganz Alltägliches, irgendeinen Außenseiter, nehmen. Und da haben wir einfach die einzige blonde Teilnehmerin unseres Workshops genommen."

In den Tagen zuvor hatten sich die Jugendlichen etwa auf einer Führung im ehemaligen Konzentrationslager Terezin/Theresienstadt, begleitet von einer tschechischen Zeitzeugin, mit Nationalismus in der Vergangenheit auseinander gesetzt oder in Ländergruppen über rechtsextremistische Tendenzen in ihren jeweiligen Wohnorten Gedanken gemacht, erzählt Frauke Wetzel, eine der Teamerinnen:

Brücke/Most-Stiftung
"Wir haben hier eine sehr wütende und aufgebrachte polnische Gruppe, die gleich ihre ganze Regierung als rechtsradikal dargestellt hat. Das war ein sehr beeindruckender Vortrag. Die deutsche Gruppe hat sich viel damit auseinander gesetzt, ob man als Ausländer in der dritten Generation einen Sprachtest machen muss. Darüber haben sie auch innerhalb der Gruppe sehr viel diskutiert. Die französische Gruppe hat zum Beispiel einen ganz aktuellen Anlass gewählt, den wir alle kannten: den Kopfstoß Zidanes und das, was danach gesagt wurde. Aber auch über antisemitische Tendenzen in Frankreich in den letzten Monaten."

Die Jugendbegegnung, die von der Brücke/Most-Stiftung organisiert und über das EU-Programm "Jugend in Europa" mit den nötigen Geldern ausgestattet wird, ist eine Fortsetzung eines ähnlichen Treffens in Dachau vor einem Jahr, anlässlich des Kriegsendes vor 60 Jahren. Damals, so Wetzel, hätten die Jugendlichen sich eine Weiterführung der Begegnung gewünscht - diesmal mit einem aktuelleren, praxisnaheren Leit-Thema. Allerdings ist das mit Anleitungen für das eigene Verhalten im Alltag so eine Sache, stellt Toni zum Abschluss der diesjährigen Begegnung fest:

"Es gibt eben keine Rezepte, das ist es halt. Du musst immer auf den Menschen eingehen, das ist das größte Problem. Da kannst Du nicht sagen, da musst Du so oder so reagieren. Und darüber haben wir eigentlich viel zu wenig gesprochen."