Homosexuelle Paare können sich ab 1. Juli trauen lassen
Nach acht Jahren und fünf Anläufen im Abgeordnetenhaus ist es so weit: Ab dem 1. Juli können homosexuelle Paare in Tschechien ihre Partnerschaft künftig auch offiziell registrieren lassen und sich auf dem Standesamt das Ja-Wort geben. Silja Schultheis berichtet.
Vertreter fast aller im Parlament vertretenen Parteien haben sich in den letzten Jahren bemüht, die sog. "Homo-Ehe" in Gesetzesform zu bringen. Lediglich die Christdemokraten stimmten stets geschlossen dagegen, da sie durch gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften das traditionelle Familienmodell bedroht sehen.
Ab dem 1. Juli ist Tschechien nach Slowenien nun das zweite postkommunistische Land, in dem sich homosexuelle Paare trauen lassen können. Jiri Hromada, der Vorsitzende der Gay- und Lesbenliga, geht allerdings nicht davon aus, dass sie von dieser Möglichkeit sofort massenhaft Gebrauch machen werden:
"Ich denke, einige gleichgeschlechtliche Paare werden erst einmal abwarten, welche Wirkung dieser Schritt in der Öffentlichkeit hat. Ich denke, in den ersten Monaten werden sich vielleicht einige Dutzend Paare auf dem Standesamt eintragen lassen und in den Folgemonaten dann allmählich Hunderte."
Bei aller Freude über das neue Gesetz darf nicht übersehen werden, dass es in der Form, in der es am Samstag in Kraft tritt, für viele Homosexuelle ein Kompromiss ist und neben vielen Vorteilen auch einige klare Abstriche mit sich bringt, erinnert Tereza Kodickova von der Gay- und Lesbenliga:
"Das Gesetz berücksichtigt überhaupt nicht die Kinder-Frage und sieht für homosexuelle Paare nicht die Adoption von Kindern vor. Die Kinder aus solchen Beziehungen haben daher nur sehr geringe rechtliche Sicherheiten im Vergleich zu Kindern aus heterosexuellen Ehen. Aber die tschechische Gesellschaft ist einfach auf diesen Schritt noch nicht vorbereitet. Dabei geht es uns dabei in allererster Linie um die Adoption von Kindern, die von homosexuellen Partnern aus früheren Ehen mit in die Beziehung gebracht wurden und ohnehin schon bei ihnen leben."