Euro in Tschechien: Noch nicht fix und doch schon da
Noch ist nicht fix, wann die Tschechische Republik der Euro-Zone beitreten wird. Was die jährliche Neuverschuldung betrifft, so wies Tschechien zuletzt recht gute Zahlen auf. Dennoch muss der Staat sparen, will er den so genannten Maastricht-Kriterien entsprechen und für "euroreif" erklärt werden. Als realistisches Datum für die Übernahme der europäischen Gemeinschaftswährung gilt das Jahr 2010. Vor allem in den Grenzgebieten ist es aber bereits jetzt meist kein Problem mehr, nur Euro in der Geldbörse zu haben. Gerald Schubert berichtet.
Das Dreiländereck zwischen Tschechien, Deutschland und Polen, 1. Mai 2004, null Uhr: Die Menschen feiern am Neiße-Ufer lautstark die Erweiterung der Europäischen Union - etwa auf halbem Weg zwischen dem tschechischen Hradek nad Nisou und dem deutschen Zittau.
Mehr als zwei Jahre danach ist die EU-Mitgliedschaft Tschechiens zur Normalität geworden - und trotzdem ist noch nicht alles so, wie es einmal sein soll: An den Grenzübergängen müssen die Menschen nach wie vor ihren Pass vorweisen, in den drei Ländern wird immer noch mit drei Währungen bezahlt. Theoretisch. In Hradek nad Nisou zum Beispiel ist der Euro bereits Bestandteil des Alltags geworden, erzählt Bürgermeister Martin Puta:
"Wir haben zum Beispiel Anfang vorigen Jahres beschlossen, auf unserem Hauptplatz neue Parkticket-Automaten aufzustellen. Ein großer Teil unserer Besucher kommt aus Deutschland oder aus Polen, und wir wollten, dass man an diesen Automaten nicht nur mit Kronen, sondern auch mit Euro bezahlen kann."
Die meisten Ladenbesitzer haben sich sogar noch früher umgestellt als die Technik.
"In der Stadt nehmen eigentlich schon alle Geschäfte und Tankstellen auch Euro. Die Geschäftsleute wissen einfach, dass ein beträchtlicher Teil der deutschen Kunden in Hradek nur kleine Besorgungen macht, und passen sich an", meint Puta.Der Einführung des Euro, die 2010 über die Bühne gehen könnte, sieht er prinzipiell optimistisch entgegen - jedoch mit gewissen Vorbehalten:
"Aus der Sicht des Bürgermeisters einer Grenzstadt kann ich sagen: Einerseits wird der Euro bestimmt eine Erleichterung des Zahlungsverkehrs bedeuten. Andererseits aber wäre ich sehr unglücklich, wenn der Euro gleichzeitig eine allzu schnelle Annäherung der Preise mit sich brächte. Denn ein Teil der Unternehmer hier lebt einfach von diesem kleinen Grenzverkehr. Und der Preisunterschied ist natürlich einer der Hauptgründe, warum die Deutschen kommen, um bei uns ihr Geld auszugeben."
Mit der Angst vor Preissteigerungen steht Puta aber sicher nicht alleine da. Denn sollte Vieles viel zu schnell teurer werden, dann wären davon weit mehr Tschechen betroffen als die Geschäftsleute in den Grenzregionen.