Vaidisova sorgt in Paris für Furore - Nedved, Rosicky & Co. wollen wieder brillieren
Wunder gibt es immer wieder, und gerade im Sport kommen sie öfters vor. Über ein solches kleines Tennis-Wunder sowie über die tschechischern Fußballer, die bei der WM in Deutschland wieder wunderbaren Fußball spielen wollen, erfahren Sie mehr im Sportreport.
Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche
Sie ist 17 Jahre jung, blond, hübsch - und kann hervorragend Tennis spielen. Gemeint ist nicht die mehr wegen ihrer Launen aufgefallene Anna Kournikova, und auch nicht ihre russische Landsmännin Maria Sharapova. Nein, das Damen-Tennis hat einen neuen Star, die am 23. April 1989 in Nürnberg geborene Nicole Vaidisova. Das tschechische Fräulein-Wunder schaffte im vergangenen Herbst etwas, was keiner ihrer Kolleginnen im Vorjahr gelang: Sie gewann drei Turniere auf der WTA-Profitour in Serie. Und nun ist sie schon auf dem besten Wege, ihren bisher größten Grand-Slam-Turnier-Erfolg zu landen. Bei den French Open steht sie nämlich bereits im Halbfinale des Damen-Einzels, in dem sie am Donnerstag auf die Russin Swetlana Kusnezowa trifft. Das wurde möglich, weil sie im Viertelfinale die frühere Weltranglisten-Erste Venus Williams aus den USA in drei Sätzen mit 6:7, 6:1, 6:3 bezwungen hat. Aber noch eine Runde davor, im Achtelfinale, hat sie sich sogar gegen die aktuelle Nummer eins, die Französin Amelie Mauresmo, mit 6:7, 6:2 und 6:1 durchgesetzt. Nach diesem Match gab sie zu Protokoll:"Ich denke, dass ich mir diesen Sieg redlich erkämpft habe. Nach dem verlorenen ersten Satz habe ich nicht aufgesteckt, sondern mich immer wieder selbst mit positiven Gedanken angespornt. Selbstverständlich war ich gegen diese Kontrahentin am Anfang etwas nervös, doch ich habe diese Nervosität bald abgeschüttelt, indem ich mich ständig bewegt habe. In der Pause nach dem ersten Satz habe ich kräftig durchgeatmet und mir gesagt, ich muss den Satzverlust abhaken und neu angreifen. Und das ist mir dann auch gelungen."
Nicht so erfolgreich war hingegen der neue Tennisstern im tschechischen Herrentennis, der 20-jährige Tomas Berdych, in seinem Achtelfinale gegen den Weltranglisten-Ersten Roger Federer aus der Schweiz. Berdych, der Federer bei den Olympischen Spielen in Athen in der zweiten Runde überraschend überrumpelt hatte, musste in Paris mit einer klaren Drei-Satz-Niederlage die Segel streichen. Weshalb es nicht besser lief, dazu sagte Berdych:"Ich habe am Beginn sehr viele Fehler vor allem mit der Rückhand gemacht. Das ist mir im gesamten vorangegangenen Turnierverlauf nicht passiert, denn da habe ich mit Fore- und Backhand konstant gut gespielt. Außerdem habe ich mich nicht gut bewegt, denn ich war schon ziemlich down. Ich habe dieses Jahr schon einige Turniere in den Beinen, und vielleicht wäre es besser gelaufen, wenn ich zuvor weniger Spiele absolviert hätte. Aber jetzt ist es dafür schon zu spät."
Die SPORT- Reportage
Nun ist sie da und wird in den kommenden gut vier Wochen vermutlich alles in den Schatten stellen, was auf unserem Erdball so passiert: die 18. Fußball-Weltmeisterschaft, die vom Freitag bis zum 9. Juli in zwölf deutschen Städten zur Austragung kommt. In drei dieser zwölf Städte, nämlich in Gelsenkirchen, Köln und Hamburg, wird in den Spielen der Gruppe E auch die tschechische Auswahl ihre Visitenkarte abgeben. Denn am 12. Juni trifft sie in der Veltins Arena auf das Team der USA, am 17. Juni im Rhein-Energie Stadion auf die Vertretung Ghanas und am 22. Juni in der AOL Arena auf die "Squadra Azzura" aus Italien. Viele Experten zählen die tschechische Mannschaft zum erweiterten Favoritenkreis, nicht zuletzt wegen ihrer tollen Vorstellungen bei der letzten Europameisterschaft vor zwei Jahren in Portugal. Aber diesen Anspruch werden die Nedved, Rosicky & Co. wohl nur dann erfüllen können, wenn sie alle fit und in Hochform sind. Und einer der spielstarken Mittelfeldakteure wird ihnen dazu mit Sicherheit fehlen, nämlich der 33-jährige Vladimir Smicer, dem zuletzt eine hartnäckige Muskelverletzung so zu schaffen machte, dass er schweren Herzens auf eine WM-Teilnahme verzichten musste. Vor Journalisten hat er seinen Verzicht wie folgt begründet:"Ich habe mich zwei Monate vor der Weltmeisterschaft verletzt und bis jetzt hat sich an dieser Verletzung noch nichts Entscheidendes verbessert. Bis zur WM bleiben aber nur noch acht Tage, also musste ich mir auch selbst ernsthafte Gedanken darüber machen, ob ich bei der WM überhaupt werde spielen können. Da der Muskel aber immer noch schmerzt, macht es einfach keinen Sinn, denn spätestens jetzt müsste ich bereits hart für das WM-Turnier trainieren. Und das geht nicht, dass ich in diesem Zustand mit zur Weltmeisterschaft fahre."
Für die Schützlinge von Nationaltrainer Karel Brückner war Smicers Absage sicher ein harter Schlag, aber keiner, der diese Mannschaft umwerfen wird. Das bestätigte auch Auswahltorhüter Petr Cech:"Natürlich ist das für uns ein Verlust, und das nicht nur in fußballerischer Hinsicht, sondern auch von der menschlichen Seite her. Denn Vladimir ist ein sehr positiv denkender Mensch, der es versteht, die Stimmung im Team hoch zu halten. Auf der anderen Seite hat er bereits in so manchem Spiel wegen Verletzung gefehlt, so dass wir schon wissen, wie es ist, auch ohne ihn auskommen zu müssen. Also denke ich, dass die Mannschaft erfahren genug ist, diesen Ausfall zu verkraften. Aber selbstverständlich hat Jeder im Team ein Mitgefühl für Vladimir, denn für ihn ist es eine persönliche Tragödie. Er hat sich die Nominierung nämlich redlich verdient, hat seine gesamte Karriere auf diese WM-Teilnahme hingearbeitet - und dann so etwas. Für uns ist das jedoch eine zusätzliche Motivation, denn wir wollen jetzt auch für ihn ein gutes Ergebnis bei der Weltmeisterschaft erzielen."
Und Petr Cech, der in diesen Tagen zum zweiten Mal in Folge zum tschechischen Fußballer des Jahres gewählt wurde, wusste noch einen Grund zu nennen, weshalb die Auswahl Tschechiens auch bei dieser WM wieder tollen Fußball zelebrieren will. Als die derzeitige Nummer eins unter den weltbesten Torhütern hat er sich nämlich schon ausgiebig mit dem WM-Spielball "Teamgeist" vertraut gemacht und diesem dann dieses Prädikat erteilt:"Dieser Ball ist weitaus besser als der Rotero. Ich denke, das ist auch bei den Begegnungen zu sehen: Die Spieler haben den Ball besser unter Kontrolle und das Passspiel klappt auch besser. Ja, es lässt sich schon jetzt sagen, dass dieser Ball dem Zusammenspiel dienlicher sein wird als der Rotero. Denn jede Mannschaft wird einen qualitativ völlig gleichwertigen Ball zur Verfügung haben wie alle anderen, daher sollte es mit ihm keine Probleme geben."
Keine Probleme hatte die tschechische Mannschaft auch in den Vergleichen, die sie im Rahmen der unmittelbaren WM-Vorbereitung ausgetragen hat. Bei ihren drei Siegen, dem 2:0 über Saudi Arabien, einem 1:0 über Costa Rica und dem abschließenden 3:0 gegen Trinidad/Tobago blieb sie ohne Gegentor, aber die zweit- bzw. drittklassigen Gegner haben den Spielern um Superstar Pavel Nedved auch nicht alles abverlangt. Daher äußerte sich der noch bei Juventus Turin unter Vertrag stehende Vollprofi nach der Partie gegen Trinidad/Tobago auch nicht gerade sehr euphorisch:
"Ich bin nicht besonders zufrieden damit, dass es uns so leicht gemacht wurde, zu gewinnen. Trinidad/Tobago ist zwar auch ein WM-Teilnehmer, aber mir wäre ein schwererer Gegner lieber gewesen, damit wir vor der WM besser wissen, wo wir stehen. Es ist nämlich besser, seine Fehler zu kennen, denn umso konzentrierter geht man dann in das nächste Spiel. Heute haben uns andererseits aber zwei Schlüsselspieler gefehlt. Ich hoffe, dass sie rechtzeitig fit sind und uns dann helfen werden."Die beiden gemeinten Kicker, die bei der WM-Generalprobe wegen ihrer Blessuren nicht zum Einsatz kamen, waren die Mittelfeldspieler Tomas Galasek und Tomas Rosicky. Aber Trainer Brückner rechnet fest damit, dass beide bis zum tschechischen WM-Eröffnungsspiel gegen die USA wieder fit und einsatzfähig sind. Ganz im Gegensatz zu Pechvogel Vladimir Smicer, dem wir zum Abschluss noch einmal das Wort erteilen. Denn auch ohne ihn, so zeigte er sich zuversichtlich, werden sich seine Teamgefährten bei der WM in Deutschland gut präsentieren:
"Nun, ich glaube fest daran, dass die Jungs sich in den Gruppenspielen durchsetzen und damit für die nächste Runde qualifizieren werden. Danach wird sich zeigen, auf wenn wir treffen werden. Sollte dann tatsächlich Brasilien unser Gegner sein, braucht es auch ein wenig Glück, um noch weiter zu kommen. Aber die Hauptsache ist der Aufstieg nach den Gruppenspielen. Das wünsche ich den Jungs natürlich, und dann wird man einfach sehen, wie es weiter geht."