Spezialspielzeug für Behinderte
Auch in den meisten schwedischen Schulen werden behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam unterrichtet. Gerade mal ein Prozent der geistig behinderten Kinder geht auf spezielle Schulen. Für alle anderen gilt: Eine Schule für alle, egal ob Vorschule, Grund- und Hauptschule oder Gymnasium. Damit die behinderten Kinder dort entsprechend gefördert werden können, brauchen sie auch besondere Spielsachen. Markus Wetterauer stellt ihnen Beispiele aus Schweden vor.
Liebevoll spricht Marie Ekman-Bäcklund von "ihrem Kind". Ihr Kind, das ist ihre Erfindung, heißt "Paletto" und sieht ein bisschen aus wie ein elektrisches Klavier - nur dass die Tasten nicht schmal und länglich sind, sondern groß und rund. Wenn sie die Tasten drückt, entlockt sie dem Paletto die verschiedensten Geräusche.
Die Arbeitstherapeutin Ekman-Bäcklund hat ihr Paletto für ein Unternehmen im westschwedischen Varberg entwickelt.
"Das ist eigentlich kein Spielzeug, sondern ein pädagogisches Werkzeug für Kinder, die in ihrer sprachlichen Entwicklung Unterstützung brauchen. Gleichzeitig muss es so lustig sein, dass es zu Aktivitäten anregt", erklärt sie.
Deshalb hat das Paletto die großen runden Tasten, hinter denen sich Geräusche aus der Lebenswelt der Kinder verstecken. Die Kinder sollen sie hören, erkennen und benennen. Mit dem "Paletto" trainieren sie auf diese Art genaues Zuhören und Sprechen.
"Es wurde zu allererst für behinderte Kinder gemacht. Aber weil es eigene Aufnahmemöglichkeiten besitzt, können behinderte und nicht behinderte Kinder unter gleichen Bedingungen gemeinsam spielen."
Das Gerät hat auch kleine Speicherkärtchen, und deshalb können die Kinder nicht nur vorprogrammierte Geräusche abrufen, sondern auch eigene Geräusche oder Sätze speichern: moderne Elektronik hilft beim Spracherwerb.Ganz traditionell ist dagegen das Spielzeug eines Stockholmer Unternehmens. Geschäftsführerin Lisa Laster setzt auf Holz oder Stoff, getreu dem Motto "Weniger ist mehr":
"Zum Beispiel dieser Greifball: Er ist leicht zu greifen, zu fangen, aus weichem Material und deshalb ungefährlich, wenn ihn ein Kind auf ein anderes wirft."
Während ein normaler Ball rund ist, hat der Greifball vier große, fächerartige Griffe. Behinderte Kinder können ihn deshalb leichter fangen. Und weil Kinder mit Sehschwäche Dinge schwerer erkennen können, leuchtet der Ball im größtmöglichen Kontrast, in schwarz und gelb. Genauso wie die Wespenpuppe, die Lisa Laster ganz langsam bewegt.
"Das Kind schafft es, sich darauf konzentrieren und den Bewegungen zu folgen. Das ist selten bei normalen Spielsachen, wo es zu viele Funktionen oder Laute gibt. Das Kind wird dann überstimuliert. Da kommen behinderte Kinder einfach nicht mehr mit."
Es sind die Kleinigkeiten, die bei den speziellen Spielsachen den Unterschied machen. Eine Franse oder ein Laut weckt die Neugierde, lädt ein zum Ausprobieren und Untersuchen, und damit zum Lernen.