Passt der Rollstuhl durch die Tür? Betroffene testen Barrierefreiheit tschechischer Sehenswürdigkeiten
Sommerzeit ist Ferienzeit, und viele Urlauber besuchen dabei gern die verschiedensten Sehenswürdigkeiten. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität sind so manche Kirchen oder gar Aussichtstürme aber schlicht nicht zugänglich. Darum wird nun die Barrierefreiheit von Touristenzielen in Tschechien getestet.
„Die Auffahrt war sehr anstrengend. Ich bin gerade so die Rampe hinaufgekommen“, sagt Vladimír Kolert. Er sitzt in einem elektrischen Rollstuhl und ist mit dem Verein „Trend vozíčkářů“ (Trend der Rollstuhlfahrer) unterwegs. Begleitet von Sozialarbeitern besucht die Gruppe das Erzbischöfliche Museum in Olomouc / Olmütz.
Doch das Interesse gilt nicht nur der Ausstellung. Vor allem testet der Verein die Zugänglichkeit des Museums für Menschen mit Behinderung. Insgesamt werden 15 Sehenswürdigkeiten rund um Olmütz derart ins Visier genommen. Den Auftrag dazu hat die Organisation von der Kreistourismuszentrale bekommen.
Zuzana Dittmarová hilft Vladimír beim Zugang zum Gebäude. Die Bereichsleiterin für soziale Rehabilitation hat ein mehrseitiges Formular dabei, in dem die Kriterien der Barrierefreiheit des Museums bewertet werden. Dazu gehören etwa Behindertenparkplätze in der unmittelbaren Umgebung oder Rampen, um Schwellen und Stufen zu überwinden...
„Wir überprüfen, welche Neigung die Rampe hat, wie lang und wie breit sie ist. Dabei achten wir auch darauf, ob es zwischen den einzelnen Streben unterschiedliche Abstände gibt und ob ein Geländer vorhanden ist.“
In dem Formular würde sie die einzelnen Angaben einfach abhaken, erläutert Dittmarová weiter. Und erneut kommt dann das Maßband zum Einsatz:
„Hier schauen wir uns den Hebel an. Dafür legen wir ihn um und messen, in welcher Höhe er sich befindet.“
Die einzelnen Besucherräume des Museums fahren die Vereinsmitglieder dann sowohl mit den manuellen als auch den elektrischen Rollstühlen ab. Letztere sind größer und breiter, weswegen Vladimír an einigen Stellen beim Lenken Probleme hat. Er ist etwas außer Atem:
„Man muss wirklich aufpassen, damit man nichts umwirft oder irgendwo anstößt. Das wäre dann wahrscheinlich ziemlich teuer.“
Vladimír lacht und beweist, dass die Rollstuhlfahrer bei all den Hürden ihren Humor nicht verlieren. Die Tourismusverwaltung im Kreis Olmütz nimmt ihre Anliegen aber ernst und will anhand der gesammelten Angaben eine Broschüre herausgeben. Ein ähnliches Projekt gibt es etwa auch im Kreis Ústí nad Labem / Aussig. Der Verein „Trend vozíčkářů“ verspricht sich davon laut Zuzana Dittmarová eine Verbesserung der Bedingungen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Demnächst wird die Gruppe – wieder ausgerüstet mit Checkliste und Maßband – die Burgen Šternberk und Helfenstein ansteuern.