Filmfestival in Zlin - Kinder als Geiseln

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Wenige Tage nach dem eine Gesetzesnovelle zur verstärkten staatlichen Förderung des Films nicht durchgesetzt werden konnte, protestiert die Filmindustrie immer noch gegen das Veto des Präsidenten, der den Antrag blockiert hatte und schließlich gegen den Entschluss des Parlaments, das dieses Veto nicht überstimmt hatte. Die Ankündigung, alle Filme aus dem Programm des Filmfestivals in Zlin zu nehmen, stieß jedoch auf Protest auch aus den eigenen Reihen. Renate Zöller berichtet.

"Der Film 'Slunecni stat' wird an am Wettbewerb nicht teilnehmen, aus Protest gegen die Nichtbilligung der Gesetzesnovelle zur Kinematographie. Die Filmvorführungen werden jedoch unverändert stattfinden." Solche Hinweise findet man auf den Webseiten des Filmfestivals Zlin, wenn man das Programm durchforstet. Sie sind Ausdruck eines Kompromisses: Vergangene Woche hatte der Verband der tschechischen Produzenten (APA) noch angekündigt, die tschechischen Filme ganz aus dem Programm des Filmfestivals zu nehmen. Das aber stieß in Zlin auf wenig Verständnis. Filip Albrecht, der für die VIP-Gäste aus dem Ausland zuständig ist, sagt:

"Es geht nicht darum, die Aktion an sich zu verurteilen, aber es ist sicherlich fragwürdig, ob die Mittel, die gewählt wurden, die richtigen sind. Nicht nur die Kinder, sondern ich glaube im Endeffekt auch die anderen Besucher des Festivals, auch die Fachbesucher aus dem Ausland etwa, verstehen eigentlich nicht, worum es geht. Auch wenn wir ihnen erklären, es geht um Protest, um eine demonstrative Aktion, um sich Gehör zu verschaffen, dann kann ich da nicht auf großes Verständnis stoßen, weil der Weg sicherlich nicht richtig ist, uns, also das Filmfestival in Zlin, damit zu belasten."

Film ´Stesti´
Auch die Filmemacher selbst stehen offenbar nur zum Teil hinter der Radikalität, die der Produzentenverband fordert. So gibt es keinen einheitlichen Streik mehr, sondern nur noch individuelle Lösungen: Die Filme, die zu den Abend- und Nachtvorführungen geplant waren, werden abgesagt, aber auch das mit Ausnahmen. Der Film Stesti wurde ganz aus dem Programm genommen. Die Streifen "Restart", "Slunecni stat", "Jeste ziju" und "Zralok v hlave" blieben zwar im Programm, aber wurden aus der Wettbewerbskategorie genommen. Und der Regisseur des Streifens "Raftaci", Karel Janak, schließlich entschloss sich, seinen Film komplett im Rennen zu lassen mit der Begründung: "Wir wollen uns nicht beschuldigen lassen, wir würden die Kinder als Geiseln nehmen". Jana Cernik vom Tschechischen Filmzentrum, sagt:

"Der Produzentenverband ist ja im Moment die politisch aktivste Gruppierung innerhalb der Filmgemeinschaft, weil diese Sache sie auch am stärksten betrifft und weil sie auch am meisten dafür gekämpft haben. Sie sind am radikalsten. Man kann aber letztendlich niemanden dazu zwingen. Jeder Produzent muss das selbst entscheiden. Ich vermute, jeder von ihnen versucht, das nach bestem Gewissen für sich zu entscheiden, ohne sich ganz von dem Protest zurückzuziehen. Ich würde sagen, im Grunde unterstützen alle diesen Protest. Alle halten diese Entscheidung und die Art und Weise, wie sie im Parlament gefällt wurde, für einen großen Skandal."

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