Der Herr mit der Kamelie - zum 300. Todestag des mährischen Botanikers Georg Joseph Kamel

Kamelie

Auch eine Kurtisane hat ihre Ehre: nur die allerschönsten Blumen ließ sie sich daher von ihren Verehren zu Füßen legen, die Kameliendame aus dem gleichnamigen Roman von Alexandre Dumas - Kamelien eben. Ihren Namen tragen die fernöstlichen Schönheiten nach einem der größten europäischen Botaniker des 17. Jahrhunderts, dem Brünner Jesuiten Georg Joseph Kamel. An Kamels 300. Todestag erinnert Thomas Kirschner.

Kamelie
In einer breiten Öffentlichkeit ist sein Name kaum bekannt, in seinem Fach aber hat er sich bleibende Verdienste erworben: Georg Joseph Kamel war der erste, der die exotische Pflanzenwelt der Philippinen beschrieben und kartiert hat. 1661 in einer deutschmährischen Familie in Brünn geboren, erhielt Kamel eine zunächst eine gründliche Ausbildung als Apotheker. Mit 26 Jahren wurde er dann von dem Jesuitenorden für den Dienst in Übersee ausgewählt, erinnert Dana Olivova, Leiterin der historischen Abteilung des Brünner Stadtmuseums auf dem Spielberg:

"In Manila hat er sofort eine Apotheke eingerichtet und dann als Botaniker ab 1692 umfangreiche Beobachtungen und Beschreibungen der einheimischen Gewächse vorgenommen - vor allem auf Luzon, aber auch auf anderen Inseln der Philippinen. Das hatte alles mit seinem Apothekerberuf zu tun, denn er hat sich bemüht, die einheimischen Pflanzen für seine Tätigkeit zu verwenden."

Sein herausragender Ruf als Botaniker und Heilkundler erreichte auch britische Expeditionen. Bald stand Kamel mit den führenden britischen Botanikern seiner Zeit in London in Kontakt und sammelte Material für einen botanischen Atlas der noch unerforschten Philippinen, erläutert die Historikerin Olivova:

"Im Britischen Museum, in der Naturwissenschaftlichen Abteilung, liegen heute noch die gepressten Pflanzen, die Kamel damals nach England geschickt hat. Später hat diese Herbarien Sir Sloane aufgekauft, aus dessen Sammlungen dann das Britische Museum hervorgegangen ist. Kamels Herbarium bildet also einen der Grundsteine des Britischen Museums."

Georg Joseph Kamel starb am 2. Mai 1706 in Manila im Alter von 45 Jahren an einer Darminfektion, die er sich in dem tropischen Klima zugezogen hatte. An seinen 300. Todestag in diesem Jahr erinnert auch die UNESCO; Kamels Heimatstadt Brünn ehrt den Forscher mit Vorträgen und einer Konferenz an der pharmazeutischen Fakultät. Das schönste Denkmal hat dem großen Botaniker aber ein berühmter Nachfolger gesetzt, erinnert Olivova:

"Auf Kamels Arbeiten wurde später auch Carl von Linné aufmerksam, und zu seinen Ehren hat Linné eine neue Pflanze, die damals um 1739 gerade nach Europa kam, Kamelie benannt."