Trauriges Jubiläum von Tschernobyl
Neben den Nachrichten über den aktuellen Hochwasserstand an verschiedenen Flüssen oder die neuen Vogelgrippefälle wird dieser Tage zunehmend auch einer Katastrophe vor 20 Jahren gedacht - der von Tschernobyl. Die Tschechische Akademie der Wissenschaften hat am Mittwoch aus diesem Anlass ein Seminar veranstaltet. Unter den Diskutierenden war auch Dana Drabova, Leiterin der Staatsbehörde für nukleare Sicherheit. Jitka Mladkova fasst einige Ausführungen der Expertin zusammen
"Die Sicherheitsschwächen des Reaktors an sich hätten die Havarie nicht auslösen können und ebenso nicht alle die Fehler des Steuerungspersonals. Das ungeschickte Vorgehen der Operatoren hat aber den vorhandenen Schwächen sozusagen den Boden bereitet um zur Geltung zu kommen und in die Katastrophe zu münden."
Drabova zufolge war der Reaktor von Tschernobyl im Prinzip sehr einfach gebaut und verfügte über ein umfassendes System von Sicherheitsfunktionen. Diese konnten laut Drabova in Tschernobyl allerdings ausgeschaltet werden. "Für uns unvorstellbar", kommentierte sie wörtlich. In dem ganzen Komplex der Havarieursachen müsse man noch eine in Betracht ziehen:
"Das kommunistische Regime war unerbittlich in seiner Druckausübung, die geplanten Ziele zu erreichen. Im AKW Tschernobyl hatte man die Durchführung eines Experiments eingeplant und die Mitarbeiter hatten Angst, es nicht durchzuführen. Wie aus einigen Dokumenten gut ersichtlich wird, waren sie bemüht, das Management davon zu überzeugen, dass das Experiment beendet werden sollte. Diese Möglichkeit hat aber das System nicht zugelassen."
Die wahrhafte Besessenheit, die Vorgesetzten um jeden Preis zufrieden zu stellen, war offensichtlich auch eine der Ursache, warum der Reaktor nicht in dem Moment abgeschaltet wurde, in dem er abgeschaltet werden sollte. Tschernobyl ist für Dana Drabova zugleich auch ein Beweis dafür, dass nicht alles nur "schwarzweiß" sei. Sie kann der Sache auch etwas Positives abgewinnen:
"Einen direkten Beitrag der Tschernobyler Havarie kann man darin sehen, dass seitdem den Katastrophenschutzmaßnahmen bei allen Typen der Atomreaktoren große Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die Wahrscheinlichkeit einer AKW-Havarie ist also auch dank Tschernobyl mehrfach geringer wurde als sie damals noch war."