Bayerischer Landtagspräsident Glück in Prag

Bayerischer Landtagspräsident Alois Glück (Foto: Autorin)

Die Krise des Wollfahrtsstaates, die damit zusammenhängenden angestrebten Änderungen des Sozialsystems sowie die Frage, welche Wertvorstellungen, die Wege in die Zukunft steuern sollen - dies waren einige der Themen, die der bayerische Landtagspräsident Alois Glück am Mittwoch in Prag angesprochen hat. Der bayerische Politiker kam auf Einladung der Tschechischen Christlichen Akademie nach Prag, um einen Vortrag über die gesellschaftliche und politische Verantwortung in der globalen Welt zu halten. Nach der Veranstaltung fragte ihn Martina Schneibergova danach, in wie weit christliche Positionen Chancen haben, in einer säkularisierten Gesellschaft in Tschechien sowie in Deutschland durchgesetzt zu werden:

Bayerischer Landtagspräsident Alois Glück  (Foto: Autorin)
"Bayern ist heute auch eine offene Gesellschaft, und wir haben die Trennung von Religion und Staat. Letztlich kommt es auf die Qualität der Argumente an, und zwar etwa in der Frage der Menschenrechte, der Menschenwürde oder in Fragen des Sozialstaats und der Familienpolitik. Auch Menschen, die persönlich keinen Zugang zum christlichen Glauben haben oder nicht mehr haben, erkennen, diese Position ist sinnvoll und hilfreich für eine humane Zukunft, für eine gute Gesellschaft, für den Schutz der Menschenwürde und damit für meinen eigenen Schutz: Meinetwegen wenn ich schwer krank werde und wenn es um Fragen der medizinischen Ethik geht. Aber den Christen muss klar sein, dass sie nicht mehr eine Sonder- oder Monopolstellung in der Gesellschaft haben, sondern dass sie sich in einem offenen Wettbewerb der Ideen und der Positionen mit guten Argumenten behaupten müssen."

In seinem Vortrag ging Alois Glück auch auf die Frage der Menschenrechte ein. Er erwähnte in diesem Zusammenhang unter anderem die Lage in China, das ein starker Handelspartner für viele Länder Europas ist. Wird während all dieser Wirtschaftsgespräche nicht die Verletzung der Menschenrechte in China übersehen?

"Es ist einfach ganz wichtig, dass man solche Dinge auch in geeigneter Weise zur Sprache bringt. Wir können hier zurückgreifen auf die Situation, als es noch die Sowjetunion, den Ostblock und die kommunistischen Staaten gab. Da gab es auch Grundsatzpositionen: Die einen, die bei uns gesagt haben, mit denen reden wir überhaupt nicht, denn das sind Diktaturen und an ihren Händen klebt Blut, wie in anderen Diktaturen der Welt. Es war aber trotzdem ganz wichtig, dass etwa über den KSZE-Prozess die Diskussion in Gang kam, dass Ideen kamen und das Land durchlässiger wurde. Auch China wird auf Dauer das Eindringen freiheitlicher Werte nicht verhindern können. Heute ist die Situation eine ganz andere - im Zusammenhang mit dem Internet. Die Chinesen versuchen, um bei dem Beispiel zu bleiben, die Dinge zu unterbinden mit Abkommen mit den Internetbetreibern. Ja, wir müssen mit ihnen Handel betreiben, wir müssen mit ihnen sprechen, wir können sie nicht isolieren, aber wir müssen bei allen unseren Gesprächen auch diese Themen zur Sprache bringen und damit zumindest der Anwalt der Menschenwürde und der Menschenrechte sein, auch wenn wir damit im Moment selbst keine Wirkung erzielen."