Junge Manager suchen in Prag nach Anhaltspunkten für ethisches Handeln

Immer mehr junge Menschen bekleiden heute schon in frühem Alter Spitzenpositionen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft - in Tschechien ist dieser Trend besonders augenfällig. Um gemeinsam zu überlegen, wie man in Führungspositionen nicht nur erfolgreich sein, sondern auch globale Verantwortung übernehmen kann, trafen sich diese Woche etwa 450 junge europäische Manager auf einer Konferenz junger europäische Führungskräfte (Successor's European Youth Summit, kurz: SEYS 2006) im Prager Gemeindehaus.

Auf der Suche nach ethischen Maßstäben in der Wirtschaft baten die Veranstalter eine Reihe hochkarätiger Redner aufs Podium: den tschechischen Premierminister Jiri Paroubek, den ehemaligen tschechoslowakischen Außenminister Jiri Dienstbier etwa, den Kernphysiker Frantisek Janouch, Präsident der Charta 77-Stiftung und viele andere. Die Erfahrungen dieser älteren Generation sollten den jungen Managern gewissermaßen als Input dienen, erklärte im Gespräch mit Radio Prag der Hauptorganisator des Kongresses, Karel Havlicek: "Die Jungen sollen aktiv werden und die Welt verändern und die Älteren haben die nötigen Erfahrungen. Wir müssen also die Älteren anhören und dann aktiv werden - so ist es."

Ex-Präsident Vaclav Havel
Unter den Gästen der Konferenz war auch Ex-Präsident Vaclav Havel. Er appellierte an die jungen Manager, sich nicht nur an messbaren Erfolgen zu orientieren, sondern auch die langfristigen globalen Folgen ihres Handels im Blick zu haben. Weiter kritisierte Havel die starke Konsumorientierung der heutigen Gesellschaft und das Wettrennen der Europäischen Union mit den USA. Ein Bündnis wie die EU müsse sich stärker an inneren Werten orientieren als an der wirtschaftlichen Konkurrenz, so Havel. Die europäische Wertegemeinschaft stellte auch Daniel Cohn-Bendit, Vize-Vorsitzender der Grünen im Europaparlament, in seiner Rede in den Vordergrund. Er appellierte an die Teilnehmer, die europäische Dimension im zu berücksichtigen und nach einer gemeinsamen europäischen Stimme zu suchen. Denn, so Cohn-Bendit:

"Die ganzen heutigen Probleme - von der Klimakatastrophe über die internationalen Gefahren - wird kein Nationalstaat alleine lösen können in Europa. Das ist einfach. Das heißt, wenn wir die Lösung strukturieren wollen, wenn wir sie mitgestalten wollen, brauchen wir die europäische Stimme."

Die Suche nach dieser gemeinsamen Stimme, so hoffen die Organisatoren der Konferenz, wird fortgesetzt. SEYS 2006 soll keine einmalige Veranstaltung bleiben, sondern - ähnlich wie das von Ex-Präsident Vaclav Havel alljährlich veranstaltete Forum 2000 - eine Tradition begründen.

Weitere Informationen und Fotos zu der Konferenz: www.seys2006.com