Führerschein in Tschechien

Vielleicht sind Sie im Internet auch schon über Anzeigen tschechischer Fahrschulen gestolpert, die all denjenigen den Führerschein versprechen, die ihn wegen Drogen oder Alkohol im Straßenverkehr verloren haben. Tschechien galt bisher als Schlupfloch, um einen europäischen Führerschein zu erwerben, mit dem man auch in Deutschland fahren kann, ungeachtet dessen, dass man die deutsche Fahrerlaubnis verloren hat. Dieses Jahr soll sich dies allerdings ändern. Jan Linek sprach darüber mit dem Verkehrsjuristen des ADAC Dr. Markus Schäpe.

Führerschein - řidičský průkaz  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Um den Führerschein im europäischen Ausland zu erwerben, muss man eine 185 Tagesfrist erfüllen. Das heißt: man muss in dem betreffenden Land mindestens diesen Zeitraum gemeldet sein und dort seinen Lebensmittelpunkt haben. Anders in Tschechien, wo diese europäische Norm noch nicht umgesetzt wurde. Ein willkommenes Schlupfloch für deutsche Autofahrer, die ihren Führerschein in der BRD wegen Alkokohl oder Drogen am Steuer verloren haben und die dann fällige Medizinische-Psychologische-Untersuchung, kurz MPU, nicht bestanden haben. Eigentlich ganz einfach. Man fährt für einige Tage nach Tschechien. Macht in einer dortigen Fahrschule den Führerschein, mit dem man auch in Deutschland völlig legal fahren kann. Doch wie ist es möglich, dass man mit einem tschechischen, nicht aber mit einem deutschen Führerschein fahren darf?

"Hintergrund ist eine Entscheidung des europäischen Gerichtshofes. Der hat entschieden, dass derjenige keine Straftat wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis begeht, der eine europäische Fahrerlaubnis besitzt, die er im europäischen Ausland erworben hat. Er hat also eine Fahrerlaubnis und das muss Deutschland gelten lassen, auch in dem Fall, wenn erhebliche Eignungszweifel gegen den Betroffenen bestehen."

Ausschlaggebend für die Einführung der 185-Tage-Regelung in Tschechien ist, dass diese Norm in der gesamten europäischen Union vorgeschrieben ist, die allerdings in Tschechien als einzigem EU-Mitgliedsland nicht umgesetzt ist und das soll sich Mitte 2006 ändern. Das heißt, dass die Anforderung an den Führerscheinerwerber gesetzlich normiert wird und man also mindestens ein halbes Jahr in Tschechien seinen Lebensmittelpunkt haben muss, also tatsächlich dort leben muss, um dort einen Führerschein erwerben zu können. Dieses Erfordernis besteht derzeit noch nicht.

Doch wer seinen Führerschein in Tschechien erwirbt, kann sich seiner Fahrerlaubnis trotzdem noch nicht sicher sein.

"Er reist zurück nach Deutschland, fährt hier einige Tage, die Polizei wird auf ihn aufmerksam und meldet dies der örtlichen Fahrerlaubnisbehörde. Die fordert ihn dann auf die MPU innerhalb weniger Wochen zu machen. Wenn er diese nicht besteht, bekommt er einen Stempel in den Führerschein, dass der Führerschein für Deutschland nicht mehr gültig ist."

Autor: Jan Linek
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