Führerschein zu verkaufen: Betrüger in Karlsbad aufgeflogen
„Führerschein in Tschechien“ – wer auf Deutsch nach diesen Schlagworten sucht, hat im Internet eine breite Auswahl. Die Angebote sind zugeschnitten auf Kunden aus dem deutschsprachigen Raum, die zuhause ihre Fahrerlaubnis verloren haben. Gegen Bares gibt es oft gar keine Fahrstunden, sondern gleich einen neuen EU-Führerschein. In Karlovy Vary / Karlsbad ist nun eine dieser Pseudo-Fahrschulen aufgeflogen. Es ist wohl nur die Spitze des Eisbergs. Annette Kraus berichtet.
„Dieser Geschäftsführer der Fahrschule hat seinen Kunden eine hundertprozentige Erfolgsgarantie gegeben. Die problematischen Bewerber mussten weder Theorieunterricht noch Fahrstunden absolvieren, und bei der Fahrprüfung am Ende halfen ihnen sogar gerichtlich vereidigte Dolmetscherinnen.“
Der Chef der Bande organisierte den Betrug von Deutschland aus, abgelegt wurde die „Prüfung“ mit Hilfe der beiden tschechischen Übersetzerinnen dann in Karlsbad. Alle drei Personen wurden am Montag verhaftet, verdient haben sie an ihrem Geschäft nach Polizeiangaben über fünf Millionen Kronen (ca. 185.000 Euro). Über ein Jahr lang haben die Karlsbader Polizisten ermittelt und dafür mit Kollegen aus Bayern und Baden-Württemberg kooperiert.„Es wurden bei uns und in Deutschland Hausdurchsuchungen durchgeführt. Insgesamt haben wir 79 deutsche Antragsteller für Führerscheine erfasst, und wir gehen davon aus, dass sich diese Zahl noch vervielfacht.“
In Deutschland und Österreich sind die Führerscheine wertlos, selbst wenn tatsächlich Fahrstunden absolviert wurden. Da nützt auch die EU nichts: Für eine gültige Fahrerlaubnis muss ein fester Wohnsitz nachgewiesen werden – in dem Land, wo sie erworben wird. Der Nachweis über den Wohnsitz gehört darum ebenfalls zum Portfolio der Führerscheinbetrüger, und die Geschäfte blühen, sagt Kateřina Böhmová:„Man kann nicht von einem Einzelfall sprechen. Wir hatten schon einen ähnlichen Fall in Marienbad. Dort wurde gegen beinahe hundert Personen ermittelt – darunter die Interessenten für Führerscheine, aber auch Prüfungskommissare und mehrere Inhaber von Fahrschulen.“
Die Ermittlungsarbeiten sind aufwändig. Eine bessere Regelung auf europäischer Ebene braucht es laut Böhmová nicht, um den Betrügern Einhalt zu gebieten, die einstigen Lücken in der Gesetzgebung wurden bereits geschlossen: Seit dem Jahr 2013 gilt die sogenannte dritte Führerscheinrichtlinie in der gesamten EU. Sie richtet sich insbesondere gegen den Führerscheintourismus.