Projekt Start Driving soll Unfallhäufigkeit junger Fahrer senken
Rund ein Viertel aller Verkehrsunfälle mit Todesfolge werden in Tschechien von jungen Fahrern verursacht, die nur wenig Fahrpraxis haben. Mit dem Projekt „Start Driving“ versucht der Verband der Fahrschulen, diesem Negativtrend entgegenzusteuern. Dabei baut man auf den Erfahrungen auf, die im benachbarten Österreich mit der praxisnahen Ausbildung junger Fahrschüler gemacht wurden.
Auf der Teststrecke in Sosnová bei Česká Lípa / Böhmisch Leipa wurde am Donnerstag der dritte Jahrgang des Projekts Start Driving gestartet. Einer der jungen Fahrer, die dort ihre Fähigkeit austesten konnten, war Dominik. Gegenüber den Inlandsendungen des Tschechischen Rundfunks schilderte er ein Element des Sicherheitstrainings:
„Jetzt versuche ich gerade, durch eine nasse Kurve zu kommen. Es geht darum, das Schleudern aus der Kurve zu verhindern.“
Über Kopfhörer erhalten die Kursteilnehmer von einem Fahrlehrer die Anweisungen, wie sie die schwierige Lage meistern können. Dominik verrät, dass er seinen Führerschein erst vor drei Wochen gemacht hat und er sich noch lange nicht sicher fühle im Straßenverkehr:
„Jeder Fahrer muss die Verkehrslage ständig verfolgen und möglichst vorausschauend fahren. Besonders stressig ist das Abbiegen und Überholen auf der Autobahn. Da muss man gut einschätzen, ob man dazu genügend Platz und auch alle Fahrzeuge im Blick hat. Das sind wohl die Ängste, die jeder Fahrer hat.“
Dominik ist nur einer von vielen noch unerfahrenen Führerscheininhabern, die ihre Fahrtüchtigkeit mit Hilfe von Start Driving verbessern wollen. Auf acht Teststrecken werden dabei in diesem Jahr insgesamt 72 Kurse angeboten. Neu sei, dass nun auch die Eltern ihre Sprösslinge beim Zusatztraining begleiten könnten, sagt der Vorsitzende des Fahrschul-Verbandes, Aleš Horčička:
„Sie dürften das größte Interesse daran haben, dass sich ihr Kind beim Führen eines Kraftfahrzeugs nicht verletzt.“
Die elterliche Begleitung ist auch ein Bestandteil des österreichischen Modells der Fahrausbildung, das sich schon seit 14 Jahren bewährt hat. Horčička erläutert:
„Beim österreichischen Modell lernen die Fahrschüler schwerpunktmäßig unter der Aufsicht ihrer Eltern. Dabei ist es in zwei Etappen unterteilt. Die erste nennt sich L17, dabei werden die Fahrschüler bis zur Erlangung des Führerscheins begleitet. Und die zweite Phase ist die Weiterbildung nach der Fahrschule. Das war auch die Inspiration für unser Projekt ‚Start Driving‘. Damit wollen wir ebenso erreichen, dass die tschechische Gesetzgebung in diesem Bereich geändert wird.“
Gerade bei der Arbeit der Fahrschulen und der Ausbildung junger Fahrschüler bestehe hierzulande noch großer Nachholbedarf, ergänzt Horčička:
„Die Fahrschulen bereiten die Fahrschüler anhand eines veralteten Konzepts auf ihre spätere Rolle als Fahrer vor. Das heißt, sie bereiten sie umfassend auf die Fahrprüfung vor, damit sie diese mit Erfolg bestehen. Doch wir haben uns in Tschechien auf gewisse Trends noch nicht eingestellt. Diese zielen darauf, was der Fahrschüler noch über den Rahmen der Fahrschulprüfung hinaus beherrschen sollte. Die Fahrschulen können diese Aufgabe derzeit nicht bewältigen, weil dazu die Infrastruktur fehlt. Wir haben zu wenige Teststrecken, und wir beschäftigen auch keine Verkehrspsychologen. Das aber haben gerade die Österreicher vor 14 Jahren eingeführt. Und dadurch ist in unserem Nachbarland die Unfallhäufigkeit junger Fahrer um 34 Prozent zurückgegangen.“
In Tschechien ist man noch weit entfernt von einer solchen Entwicklung. Laut Horčička werden jährlich rund 100.000 junge Fahrer ausgebildet, doch gerade in der Altersklasse bis 24 Jahre sterben jedes Jahr 70 bis 100 von ihnen. Das ist nicht weniger als ein Viertel aller Verkehrstoten.