Qualitätsschere der Fahrschulen in Tschechien klafft weit auseinander
Die Fahrschulen in Tschechien haben keinen besonders guten Ruf. In der Vergangenheit haben einige von ihnen gegen Zahlung von Bestechungsgeld auch unfähigen Fahrschülern den Weg zum Führerschein geebnet. Andere wiederum sind unrühmlich bekannt geworden, deutschen Kunden gegen bares Ad hoc einen neuen EU-Führerschein ausgestellt zu haben, nachdem ihm dieser zu Hause entzogen wurde. Und jetzt lässt der Verband der Fahrschulen wissen, dass die Qualität vieler Einrichtungen arg zu wünschen übrig lässt.
„Während der gesamten Vorbereitung auf seine Führerscheinprüfung sieht der Kunde häufig nichts anderes als das Auto, mit dem er seine Fahrkünste erlernt. Sehr oft ist es noch dazu ein alter Gebrauchtwagen, der den gültigen technischen Vorschriften kaum entspricht. Der Schulungsraum, den der Betreiber der Fahrschule vorzuweisen hat, ist dagegen nur fiktiv angemietet. Der Betreiber bezahlt einer Schule dafür 1000 Kronen pro Jahr, aber nur, um von den Behörden die Lizenz zu erhalten.“
Der wahre Sachverhalt wird also von den zuständigen Behörden zu wenig bis gar nicht überprüft. Aleš Horčička hat deshalb das Projekt „Stopp den billigen Fahrschulen“ ins Leben gerufen, und das noch aus einem anderen Grund:„Das Projekt ist eine Reaktion des Verbandes der Fahrschulen auf das Verhalten der Verbraucher. Denn diese schauen in der Regel nur auf einen Faktor, und das ist der Preis des Fahrschullehrgangs.“
Leider seien fast 90 Prozent der Fachschulbesucher in erster Linie am Preis interessiert, ergänzt Horčička. Seiner Meinung nach aber sollte der Preis erst dann als Entscheidungskriterium herangezogen werden, wenn man das Gesamtpaket beurteilt hat. Zum Beispiel die Ausstattung der Fahrschule, ihr genauer Standort, über einen längeren Zeitraum bestehende Referenzen oder die Erfolgsquote bei den Fahrprüfungen. Horčička empfiehlt dazu:„Der Kunde sollte der Fahrschule vorher einen Besuch abstatten. Eine Einrichtung mit Qualität wird aller Voraussicht nach auch technisch gut ausgestattet sein, zum Beispiel mit Fahrtsimulatoren. Eine solche Fahrschule wird eine Rezeption haben ebenso wie feste Öffnungszeiten, zu denen man sie jederzeit besuchen kann.“
Bei den virtuellen Fahrschulen aber erfährt man via Internet meist nur deren Namen und eine entsprechende Telefonnummer. Und dann bekomme der Kunde eigentlich nur noch abstruse Informationen darüber, wo man sich zu treffen habe, um seine praktischen Fahrstunden durchzuführen, bemerkt Horčička. Vorsitzender des Verbandes der Fahrschulen ist Ondřej Horázný. Er lobt, dass es der Gesetzgeber jetzt den virtuellen Fahrschulen zumindest etwas schwerer macht, ihren Betrieb zu führen:„Seit dem letzten Februarsamstag gilt eine Gesetzesnovelle, nach der es nicht mehr möglich ist, eine Fahrschule vom eigenen Wohnzimmer aus zu betreiben. Es besteht noch ein Übergangsjahr dafür, die bauliche Beschaffenheit einer Fahrschule in den Stand zu versetzen, wie es das Gesetz jetzt vorschreibt.“Um aber die Mehrzahl der Einrichtungen zu vertrauenswürdigen Fahrschulen umzurüsten, bleibt noch weit mehr zu tun, glaubt der Verband.