Ein Jahr nur mit Mentor: In Tschechien bekommen ab Januar schon 17-Jährige den Führerschein

Ab Januar werden in Tschechien schon 17-Jährige Auto fahren dürfen – allerdings nur in Begleitung eines Mentors. Die Vereinigung der Fahrschulen hat für diese Fahrbegleiter Kurse und eine Telefon-App entwickelt.

Er habe gerade zum zweiten Mal mit dem Fahrsimulator geübt, berichtet Fahrschüler Patrik Hlaváč. Nun müsse er zehn reale Fahrstunden sowie drei Theorietests absolvieren, dann könne er zur Prüfung. Seinen Pkw-Führerschein bekommt Patrik dann schon mit 17, darf aber bis zu seinem 18. Geburtstag nur begleitet von einem Mentor fahren. Damit nutzt er eine Gesetzesnovelle, die in Tschechien am 1. Januar in Kraft tritt.

Foto: Jan Ptáček,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Aufgrund der Herabsetzung der Altersgrenze für Fahranfänger verzeichnen die Fahrschulen im Land entsprechend mehr Anmeldungen als zuvor. Die Führerscheinkurse dienten derzeit auch als Weihnachtsgeschenke für die fast erwachsenen Kinder, sagt Ausbilderin Monika Kresilová aus Olomouc / Olmütz:

„Es ist in der Tat so, dass die Eltern ihre Kinder dazu bringen, den Führerschein rechtzeitig zu machen. Wenn sie dann als Mentoren ein Jahr lang mit den Kindern mitfahren und sehen, wie diese es bewältigen, haben sie das alles besser unter Kontrolle.“

Der Führerschein wird einem 17-Jährigen erst ausgehändigt, wenn auch seine Begleitpersonen amtlich registriert sind. Das können bis zu vier Menschen sein – für gewöhnlich werden die Eltern, Großeltern und Geschwister angegeben, aber auch erfahrene Freunde. Welche Bedingungen ein solcher Mentor erfüllen muss, erläuterte Verkehrsminister Martin Kupka (Bürgerdemokraten) unlängst in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks…

Martin Kupka | Foto: Regierungsamt der Tschechischen Republik

„Mentor kann nur werden, wer ein sauberes Punktekonto hat. Zudem muss die Person mindestens zehn Jahre Fahrerfahrung haben und darf in den vergangenen fünf Jahren nicht mit einem Fahrverbot bestraft worden sein. Diese Grundvoraussetzungen lassen sich sehr einfach kontrollieren. Wir haben Wert darauf gelegt, dass die Novelle keine überflüssige administrative Mehrarbeit mit sich bringt“, so Kupka.

Die tschechische Vereinigung der Fahrschulen betreibt schon seit einigen Jahren das Projekt „Start Driving“. Dabei werden – nach österreichischem Vorbild – zusätzliche Fahrtrainings angeboten. Seit diesem Jahr sind auch spezielle Kurse für die Begleitpersonen im Programm. Instrukteur Luboš Machart fasst seine Erfahrungen mit den ersten Gruppen zusammen:

„Es ist zu erkennen, dass die Eltern ein wenig nachlässig bei den Verkehrsregeln werden und einige schlechte Angewohnheiten annehmen. Interessant ist, dass ein Mentor in genau den gleichen Situationen Fehler macht wie der Fahranfänger auch. Dazu gehört etwa das Übersehen einer Tempovorgabe.“

Es ist zu erkennen, dass die Eltern ein wenig nachlässig bei den Verkehrsregeln werden und einige schlechte Angewohnheiten annehmen.

Der Kurs für die Begleitpersonen enthält neben der Probefahrt mit einem Trainer auch Gespräche mit Verkehrspsychologen sowie einen Vortrag über Sicherheit im Straßenverkehr. Der Kurs ist zwar freiwillig, aber laut Aleš Horčička, Vorsitzender der Vereinigung der Fahrschulen, sollten die angehenden Mentoren sich gut auf ihre Aufgabe vorbereiten:

„Sie sollten nicht denken, dass sie das als langjährige Fahrer automatisch können. Vielmehr sollten sie sich unsere Website anschauen, die Anleitung für Mentoren durchlesen und den Kurs besuchen, um auch eine Rückmeldung zu bekommen. Die Betreffenden sollen also als qualifizierte Mentoren, wie ich es nenne, an die Aufgabe herangehen. Das macht einen extrem großen Unterschied, wie sie die Rolle dann ausfüllen.“

Illustrationsfoto: Kristýna  Maková,  Radio Prague International

In Zusammenarbeit mit dem Verkehrsministerium hat der Fahrschulverband zudem eine Telefon-App entwickelt, die von Begleitperson und Fahranfänger gemeinsam genutzt werden kann. Sie steht unter www.autoskolal17.cz bereit und bietet sowohl eine Anleitung als auch ein interaktives Tagebuch. So können dort absolvierte Fahrten eingetragen werden, und es werden Aufgaben gestellt. Dabei soll der Fahranfänger etwa üben, in einer Tiefgarage einzuparken oder bei schlechtem Wetter wie Nebel oder starkem Wind zu fahren. Ist schon einiges an Praxis vorhanden, kann auch mal eine kontrollierte Schleuderbremsung probiert werden.

Den Führerscheinkurs für Pkw der Klasse B können Jugendliche in Tschechien ab 2024 schon mit 15,5 Jahren beginnen. Die Prüfung ist aber erst ab dem 17. Geburtstag möglich. Darum empfiehlt die Vereinigung der Fahrschulen, den Fahrschulkurs nicht mit allzu viel zeitlichem Vorlauf zu belegen.

Autoren: Daniela Honigmann , Tereza Pešoutová , Jana Beránková
schlüsselwort:
abspielen

Verbunden