Tschechische Krone gewinnt an Wert - Pendolino verliert an Vertrauen
Die tschechische Wirtschaft boomt, und die Landeswährung profitiert davon. Denn längst hat sich die Tschechische Krone als eine stabile Größe etabliert, die ihren Wert dank der wirtschaftlichen Attraktivität des Heimatlandes in den vergangenen Jahren Stück für Stück gesteigert hat. Mitte vorigen Jahres aber dann der große Quantensprung: Noch im Juli wurde ihr Kurs konstant bei über 30 Kronen je Euro gehandelt, danach aber - auf der Basis einer äußerst positiven Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts - stieß sie tief in den 29er-Bereich vor und wurde seitdem nie wieder schlechter als mit einem Kurs von 29,8 Kronen je Euro bewertet.
Ups and downs in der tschechischen Wirtschaft
Die tschechische Wirtschaft boomt, und die Landeswährung profitiert davon. Denn längst hat sich die Tschechische Krone als eine stabile Größe etabliert, die ihren Wert dank der wirtschaftlichen Attraktivität des Heimatlandes in den vergangenen Jahren Stück für Stück gesteigert hat. Mitte vorigen Jahres aber dann der große Quantensprung: Noch im Juli wurde ihr Kurs konstant bei über 30 Kronen je Euro gehandelt, danach aber - auf der Basis einer äußerst positiven Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts - stieß sie tief in den 29er-Bereich vor und wurde seitdem nie wieder schlechter als mit einem Kurs von 29,8 Kronen je Euro bewertet. Im November 2005 drang sie erstmals seit über drei Jahren wieder in den 28er-Bereich ein und wird seit Beginn dieses Jahres eigentlich schon stabil mit Wechselverhältnissen von unter 29 Kronen je Euro notiert. Am zurückliegenden Freitag passierte dann das, was schon zu erwarten war: Mit dem Kurs von 28,56 Kronen je Euro stellte die tschechische Währung einen neuen Rekordkurs zur europäischen auf, wobei sie die alte Rekordmarke um zwölf Heller unterbot. Und Pavel Sobisek, der Chefökonom der HVB Bank in Tschechien, ist sich sicher, dass sich diese Kursentwicklung weiter fortsetzen werde:
"Für den allernächsten Zeitraum kann ich mir durchaus vorstellen, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, und zwar solange, wie sich nicht zeigen sollte, dass eine starke Krone unserer Wirtschaft Probleme bereitet. Und selbst dann, wenn dieser Fall eintreten sollte, dauert es noch einige Zeit, bis eventuelle Gegenmaßnahmen greifen würden. Daher sehe ich für die nächste Zeit keinen Bremsmechanismus, der die Wertsteigerung der Krone aufhalten könnte."
Andere tschechische Finanzexperten gingen inzwischen soweit, dass sie für das Jahresende einen Kurs von 28 Kronen je Euro prognostizierten. Die anerkannte Royal Bank of Scotland behauptete aufgrund einer von ihr durchgeführten Währungsanalyse sogar, dass der Wechselkurs zum Jahresende durchaus auch schon bei 27 Kronen je Euro liegen könne.
Neuen Ufern sieht ebenso der Prager Flughafen entgegen. Und zwar spätestens seit Dienstag vergangener Woche, als das neue Terminal Nord 2 offiziell in Betrieb genommen wurde. Flughafensprecherin Veronika Sedlackova erklärt, was das zur Folge hat:
"Das neue Terminal sollte es möglich machen, dass auf dem Prager Flughafen jährlich bis zu vier Millionen Passagiere mehr abgefertigt werden."
Das neue Terminal sorgt jedoch auch dafür, die Prager Fluggäste mit mehr Übersicht, Schnelligkeit und Komfort abzufertigen.
"Insbesondere sollte das neue Terminal dazu beitragen, dass Reisende aus und in EU-Länder gesondert abgefertigt werden. Das schreibt unter anderem das für den Schengen-Raum bestimmte Regime vor. Das heißt, ankommende und abfliegende Fluggäste werden sich nicht mehr kreuzen."Ein höheres Tempo und mehr Komfort hatten sich auch die Tschechischen Eisenbahnen (Ceske drahy - CD) vom Kauf ihrer Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ Pendolino versprochen. Doch die Freude über den im Dezember 2005 vollzogenen fahrplanmäßigen Einsatz des Pendolinos ist längst der Enttäuschung, ja dem Entsetzen über die Software-Anfälligkeit des High-Tech-Zuges gewichen. Denn alle fünf auf der frequentierten Strecke zwischen Prag und Ostrava / Ostrau verkehrenden P-Züge haben schon nach einem Monat schlapp gemacht - die dauernden Störungen in der Software des Bordcomputers zwangen die Lokführer zur jeweiligen Fahrteinstellung des Zuges und die frustrierten Fahrgäste zum Umstieg in einen Ersatzzug. Wegen Einnahmenverlusts und Imageschädigung wollen die Tschechischen Eisenbahnen nun beim italienischen Hersteller Alstom Schadensersatz geltend machen. Das kann man jedoch leider nur in der Höhe, wie sie im Vertrag festgehalten wurde, moniert der heutige CD-Generaldirektor Josef Bazala:
"Der Vertrag aus dem Jahr 2000 wurde nicht in Tschechischen Kronen, sondern in Euro abgeschlossen, und zwar mit einem Kaufbetrag von rund 123 Millionen Euro. Der Schadensersatz, den wir einfordern können, wurde begrenzt. Er liegt bei ca. 600.000 Euro."Hinter die Fassade geschaut
Die Erfolge der tschechischen Ökonomie - das relativ hohe Wirtschaftswachstum und die positive Außenhandelsbilanz - kommen nicht von ungefähr. Sie mussten hart erarbeitet werden seit der politischen Wende Ende 1989 und der wirtschaftlichen Wende, die in der damaligen Tschechoslowakei im Jahr 1990 eingeleitet wurde. Der scharfe Start der dafür notwendigen Transformation, weg von der sozialistischen Planwirtschaft und hin zur kapitalistischen Marktwirtschaft, wurde am 1. Januar 1991 vollzogen. Das behaupteten jedenfalls alle Redner, die auf der Konferenz "15 Jahre seit der Erneuerung des Kapitalismus in unserem Land - die Liberalisierung der Preise und des Außenhandels sowie der Beginn der Privatisierung aus der Sicht der damaligen Hauptakteure", die jüngst in Prag stattfand, zu Wort kamen. Einer dieser Akteure war und ist der heutige tschechische Präsident Vaclav Klaus, der 1991 der erste Finanzminister der Tschechoslowakei der Nach-Wende-Zeit und später auch der erste Regierungschef der Tschechischen Republik war. Klaus hatte, wie er selbst verriet, auch die Idee zu dieser Konferenz, weil man sich, so das Staatsoberhaupt, auch einmal rückbesinnen müsse, auf welchem Fundament das heutige Potenzial der tschechischen Wirtschaft eigentlich erst errichtet werden konnte.
In seiner Rede ließ Klaus dann auch keinen Zweifel daran, dass zu jener Zeit die Mehrheit der Bürger in der Tschechoslowakei keinen Kapitalismus wünschte, sondern einen so genannten dritten Weg, für den verschiedene Utopien vorgezeichnet wurden. Und zwar nicht in der Auseinandersetzung zwischen den Reformern und den Verteidigern der alten Ordnung, denn Letztere hätten schon gespürt, dass sie verloren haben. Der Entwicklung zur freien Marktwirtschaft hätten vielmehr andere einflussreiche Gruppierungen im Wege gestanden, sagte Klaus.
"Diejenigen, die die unabdingbaren Systemveränderungen tatsächlich gebremst und gefährdet haben, waren andere Leute. Es waren zum einen die Reformkommunisten der 60er Jahre, die nach 1968 zum Großteil aus der Partei ausgeschlossen worden waren. Ihre bedeutendsten Vertreter waren Milos Zeman, Valtr Komarek, Zdenek Jicinsky oder Miroslav Gregr. Es waren aber ebenso die Dissidenten der kulturellen und intellektuellen Sphäre mit Vaclav Havel, Jiri Dienstbier und Petr Pithart an der Spitze",
sagte Klaus, der mit seiner Meinung wieder einmal stark polarisierte.
In der Auseinandersetzung um den richtigen Weg zur Marktwirtschaft haben sich letztlich die Vertreter der radikalen Reformen durchgesetzt. Einer von ihnen, der damalige Wirtschaftsminister der CSFR Vladimir Dlouhy, hob hervor, dass die Liberalisierung der Preise einer der wichtigsten Schritte in die gewünschte Richtung war:
"Die Liberalisierung der Preise war der grundlegende Schritt der radikalen ökonomischen Reformen. Sie war ein erfolgreicher Schritt und zeigte meiner Meinung das Schönste, nämlich unsere Fähigkeit, die makroökonomische Politik zu koordinieren. Die Liberalisierung der Preise wurde letztlich zu dem Fundament, auf dem die tschechische Wirtschaft bis heute steht."
Ein ebensolch wichtiger Baustein für den erfolgreichen Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft sei auch die Liberalisierung des tschechischen Außenhandels gewesen, sagte in einem weiteren Vortrag Karel Dyba, der damalige Minister für Wirtschaftspolitik und Entwicklung der tschechischen Regierung, einer Regierung, die zwischen 1990 und 1993 unterhalb des föderalen Kabinetts und parallel zur slowakischen Regierung existierte. Seinen Ausführungen nach sei es seinerzeit gelungen, die hiesige Wirtschaft nach Jahren der Ausgrenzung auch wieder für die westlichen Märkte attraktiv zu machen. Aber noch etwas habe die Entwicklung seinerzeit vorangetrieben: die umstrittene, doch letzten Endes erfolgreiche so genannte Kupon-Privatisierung. Das jedenfalls fand Dusan Triska, der stellvertretende Finanzminister der damaligen CSFR. Da diese Privatisierung noch vom föderalen Finanzministerium der CSFR organisiert wurde, habe nach den Wahlen im Juni 1992 - deren Ergebnisse letztlich zur Teilung der Tschechoslowakei geführt haben - nur gut ein halbes Jahr Zeit bestanden, die Kuponprivatisierung durchzuführen. Und das, so Triska, war eine außerordentliche Leistung:
"Das war völlig außer Zweifel ein Weltrekord in der Privatisierung, Und wir alle wissen, dass sie geglückt ist."