Schloss Slavkov / Austerlitz und Napoleon
Am 2. Dezember 1805 trug Napoleon in der Schlacht bei Austerlitz einen glänzenden Sieg über die österreichischen und russischen Koalitionstruppen davon. Das südmährische Städtchen, das seitdem mit dieser Dreikaiserschlacht verbunden wird, ist somit in die Geschichte eingegangen. In diesen Tagen stehen daher Austerlitz, das tschechisch Slavkov heißt, und seine Umgebung im Zeichen des 200. Jahrestags der historischen Schlacht. Außer der in diesem Jahr besonders aufwendigen Nachinszenierung der Kämpfe auf dem damaligen Schlachtfeld wird den Besuchern der Stadt und des dortigen Schlosses ein reichhaltiges Programm geboten, das sich vornehmlich mit den Napoleonischen Kriegen auseinandersetzt. In das Schloss von Austerlitz laden Sie MS und Lothar Martin im folgenden Reiseland Tschechien ein.
"Das Schloss wird von den Besuchern vor allem aufgrund einiger historischer Ereignisse und Tatsachen besucht. Es ist nicht ganz üblich, dass ein Schloss mehr als 400 Jahre lang im Besitz einer einzigen Adelsfamilie bleibt. Doch Slavkov ist ein Beispiel dafür. Es gehörte dem Geschlecht Kounic, einer bedeutenden Familie des Hochadels, die eine Reihe von Diplomaten hervorbrachte. Es machte sich in großem Maße um die bauliche Entwicklung des Schlosses sowie der Stadt verdient. Für die Besucher attraktiv ist des Weiteren der Schlosspark mit einer Sammlung von Plastiken des italienischen Bildhauers Giuliani. Bekannt geworden ist das Schloss damit, dass in dessen Historischem Saal am 6. Dezember 1805 der Waffenstillstand unterzeichnet wurde."
Das Schloss Slavkov kann man auch auf den Spuren von mehreren namhaften Persönlichkeiten besichtigen. Denn nicht nur Napoleon weilte hier zu Besuch:
"In diesem Schloss hielten sich Zar Alexander, Kaiser Franz sowie Napoleon kurze Zeit auf. Einige Male war auch Metternich und Kaiserin Maria Theresia hier zu Besuch. Man könnte noch weitere Persönlichkeiten nennen. Dies hängt natürlich mit den diplomatischen Aktivitäten der Familie Kounic zusammen."
Das Schloss ist der Direktorin zufolge praktisch das ganze Jahr hindurch geöffnet. In den Wintermonaten - von Januar bis März - muss man sich allerdings für einen Besuch des Schlosses vorher anmelden. Aber es lohnt sich, denn bei den Schlossführungen können die Besucher die zahlreichen kunstvoll dekorierten und möblierten Räumlichkeiten einschließlich des erwähnten Historischen Saals besichtigen. Jana Omar dazu:
"Neben der klassischen Führung durch das Schloss kann man sich auch für den Besuch der Schlossgalerien entscheiden. Die Ausstellungen stehen in diesem Jahr im Zeichen des 200. Jahrestags der Schlacht von Austerlitz. In der Galerie "O.K.", die nach Ondrej Kounic benannt wurde, findet eine Ausstellung von Karikaturen, Kuriositäten und bemerkenswerten Exponaten aus der napoleonischen Zeit statt. Man findet hier eine Sammlung von Graphiken und im Grunde genommen alles, was mit Napoleon zusammenhängt. Beliebt sind unter den Besuchern besonders die Spielkarten mit dem Porträt Napoleons. Ausgestellt ist beispielsweise der Deckel einer Sardinenkonserve, auf dem ein Abbild Napoleons zu sehen ist. In einer weiteren Ausstellung werden Ansichtskarten mit napoleonischer Thematik gezeigt, die aus den Sammlungen unseres Museums stammen. Die Ansichtskarten kann man im Erdgeschoss des Schlosses besichtigen. Und drittens sind im Schloss Fotos von der österreichischen Fotogruppe Brigittenau ausgestellt, die eine Vorführung der Schlacht von Austerlitz dokumentieren." Auch in der Ausstellung mit Graphiken und Medaillen von Karel Toman und Karel Zeman sind die napoleonischen Motive unverkennbar enthalten. Zu sehen ist hier unter anderem ein Exemplar der Gedenkmedaille, die Karel Zeman zum 200. Jubiläum der Schlacht von Austerlitz entwarf und die man im Schloss auch kaufen kann.Neben den bereits früher eröffneten Ausstellungen warten die Mitarbeiter des Historischen Museums zum Jubiläum der Schlacht von Austerlitz zudem mit zwei Neuheiten auf. Die Schlossbesucher bekommen daher seit dem 1. Dezember auch folgendes zu sehen:
"Neu zu sehen sind eine virtuelle Nachbildung der Schlacht von 1805 und die erstmals angebotenen Führungen durch die unterirdischen Räumlichkeiten des Schlosses. Die virtuelle Schlacht ist der erste Teil einer neuen Dauerausstellung. Es ist eine 3D-Projektion. Es fehlt auch nicht eine entsprechende Tonkulisse, sodass man den Eindruck gewinnen kann, man befindet sich inmitten des Geschehens."
Slavkov gehört zu den wenigen Schlössern, in denen zwei unterirdische Stockwerke vollständig erhalten geblieben sind. Diese Räumlichkeiten wurden am 1. Dezember für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Jana Omar dazu:"In der ersten unterirdischen Etage können sich die Besucher im so genannten ´Zeitstrom´ mit der Geschichte von Slavkov bekannt machen. Sie fängt mit der Ordenskommende der deutschen Ritter an, die sich in diesem Ort schon vor dem Bau des Schlosses befand. Beschrieben wird die Baugeschichte der Stadt ebenso wie das religiöse Leben. Slavkov war beispielsweise einige Zeit lang die Wirkungsstätte einer bedeutenden jüdischen Gemeinde. Präsentiert werden außerdem das Zunftleben der Stadt, die am stärksten verbreiteten Handwerke und vieles andere mehr."
Neben dieser ständigen Exposition sind in der zweiten unterirdischen Etage mehrere zeitlich begrenzte kleinere Ausstellungen installiert. Zu erwähnen sind zum Beispiel die präsentierte Auswahl von Holzplastiken mit napoleonischer Thematik von Dr. Dolina aus Brno / Brünn oder die Werke von Schülern der künstlerisch orientierten Grundschule in Slavkov.Die Stadt und das Schloss Slavkov / Austerlitz stehen in diesen Tagen voll und ganz im Zeichen des 200. Jubiläums der Schlacht von Austerlitz. Eine aufwendige Nachinszenierung der historischen Schlacht ist jedoch nicht direkt in Slavkov, sondern einige Kilometer von der Stadt entfernt über die Bühne gegangen. Und zwar dort, wo sich die Kämpfe vor 200 Jahren tatsächlich abgespielt haben. Warum spricht man dann aber über die Schlacht von Austerlitz und nicht etwa von einer Schlacht bei Tvarozna? Die Bezeichnung der Schlacht stammt offensichtlich von Napoleon selbst. Höchstwahrscheinlich benutzte er den Namen Austerlitz in der Proklamation, die er nach seinem Sieg verfasste, und die mit den Worten begann:
"Soldaten, ich bin mit euch zufrieden."Austerlitz klingt übrigens auch besser als der Ort Tvarozna beziehungsweise dessen deutsche Bezeichnung Bosenitz. Der Name der südmährischen Stadt ist in die Geschichte eingegangen und bezeichnet heute unter anderem eine der Pariser Brücken sowie einen Pariser Bahnhof. Und nicht zuletzt auch eine Ortschaft in den Niederlanden - mit dem holländischen Austerlitz, das heute ein Ortsteil der Stadt Zeist ist, hat das südmährische Slavkov inzwischen eine Partnerschaft geknüpft. Und daher sind unter den zahllosen Gästen aus aller Welt in diesen Tagen auch Vertreter des niederländischen Austerlitz bei ihren mährischen Gastgebern zu Besuch, um an den Veranstaltungen zum 200. Jubiläum der Schlacht von Austerlitz teilzunehmen.