Masin-Brüder warten weiterhin auf staatliche Auszeichnung

Josef und Ctirad Masin
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Jahr für Jahr um den tschechischen Staatsfeiertag am 28. Oktober kehrt sie wieder, die Frage: Wird der tschechische Präsident diesmal den umstrittenen Brüdern Masin, die Anfang der 50er Jahre eine antikommunistische Widerstandsbewegung gründeten und nachfolgend in den Westen flohen, eine Auszeichnung verleihen? Er tat es auch in diesem Jahr nicht. Um die tschechische Öffentlichkeit an den Mut der Masin-Brüder zu erinnern, veranstalteten fünf junge Tschechen in der vergangenen Woche einen Gedenkmarsch auf ihren Spuren von der tschechisch-deutschen Grenze bis nach Berlin. Einer der fünf war Ondrej Karas vom Tschechischen Zentrum Berlin. Silja Schultheis hat sich mit ihm unterhalten.

Herr Karas, warum haben die Brüder Masin Ihrer Meinung nach eine Auszeichnung verdient?

"Es geht nicht nur um die Gebrüder Masin, sondern um die gesamte Widerstandsbewegung gegen den Kommunismus. Wir denken, dass dieser Widerstand etwas sehr Positives war und wir heute Leute, die sich daran beteiligt haben, als Helden bezeichnen müssen."

Die Debatte um die Auszeichnung der Masin-Brüder zieht sich in Tschechien bereits zehn Jahre hin, seit die "Vereinigung der ehemaligen politischen Gefangenen" in dieser Hinsicht aktiv geworden ist. Für viele Tschechen sind die Masin-Brüdern aber eher Mörder als Helden, weil sie in Zusammenhang mit ihrer Flucht nach Deutschland sechs Menschen umgebracht haben. Darf man Mörder mit einer Medaille ehren?

"Also, erstens müssen wir die ganze Vorgeschichte kennen. Die kommunistische Propaganda war in den 50er Jahren sehr stark und die meisten Tschechen haben heute noch diese Propaganda im Kopf, wenn es um die Brüder Masin geht. Das möchten wir verändern. Wir möchten, dass die Menschen wirklich die Quellen studieren und Bücher über die damalige Zeit lesen und dadurch einen neuen Blick auf die Brüder Masin gewinnen."

Zu welchem Schluss wird man nach einem gründlichen Studium der Quellen Ihrer Meinung nach kommen? Wird man die Brüder Masin danach nicht mehr als Mörder bezeichnen?

"Also, kurz gesagt: Die kommunistische Regierung war der Initiator des Terrors und der Widerstand war nur eine Reaktion darauf. In dieser Reihenfolge müssen wir die Geschichte verstehen. Und wenn wir die konkreten Taten der Brüder Masin studieren, werden wir sehen: Alle Menschen, die damals ums Leben gekommen sind, waren in irgendeiner Weise mit dem kommunistischen Regime verbunden. Das waren keine unschuldigen Menschen, die nichts getan haben."