Moffom: Film und Musik - Musik und Film

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Jedes Jahr finden in der tschechischen Hauptstadt Prag eine ganze Reihe von Filmfestivals statt. Am 20. Oktober allerdings beginnt in den Sälen der Kinos in der Palac Lucerna und Svetozor Kinos ein fünftägiger Filmmarathon der etwas anderen Art. Das "Moffom"-Festival geht in diesem Jahr in seine zweite Runde, und widmet sich wie schon im letzten Jahr ganz dem Thema Film und Musik bzw. Musik und Film in allen erdenklichen Kombinationen. Chris Schmelzer sprach mit John Caukins, dem Festival-Direktor.

Zuerst einmal würde ich dich gerne bitten, dich unseren Hörern vorzustellen. Was ist deine Funktion im Rahmen des Festivals?

"Danke, gerne! Mein Name ist John Caukins, ich bin Direktor und auch einer der Gründer des Festivals ´Music on Film, Film on Music´. Mein Job als Direktor besteht darin, jeden Tag an der Entwicklung und Identität des Festivals zu arbeiten. Außerdem versuche ich natürlich so viele Zuschauer wie möglich für unser Festival zu begeistern"

Der Titel des Festivals verrät ja schon Einiges. Worum geht es aber genau bei dem Festival?

"Unser Motto ist: Alle Arten von Filmen über alle Arten von Musik, das heißt, wir versuchen so viele Film- und Musikgenres wie möglich einzubinden. Wir haben großes Interesse an den Geschichten hinter der Musik; daher zeigen wir viele Dokumentationen, aber zusätzlich auch Videoclips, einige experimentelle Kurzfilme und Spielfilme."

Du warst auch schon bei dem Festival im letzten Jahr dabei und bist somit einer der Gründerväter des Festivals. Kannst du mir sagen, wieso man so ein Festival organisiert. Was inspiriert jemanden zu so etwas?

"Wir sind einfach Film und Musikliebhaber. Wir bemerkten, dass es inzwischen eine ganze Reihe von Filmen im Stile des wohl den meisten bekannten Films ´Buena Vista Social Club´ gibt. Sie öffnen einem die Tür zu weit entfernten Plätzen und ihren vergessenen Musikern, die jetzt wieder entdeckt werden. Mit diesem Festival möchten wir ihre Geschichten zu erzählen. Dieses Festival ist einfach gewachsen. Am Anfang hatten wir ein paar Filme und bei dem diesjährigen Festival zeigen wir 120 Filme."

Gibt es so etwas auch schon in anderen Ländern? Hattet ihr so etwas wie Vorbilder?

"Ja, es gibt ein paar Festivals dieser Art. Aber im Unterschied zu unserem haben die meisten einen speziellen musikalischen Schwerpunkt wie z.B. Klassik, zeitgenössische Musik oder Jazz. Das wollen wir aber nicht. Wir wollen mit dem Einschluss aller Musikrichtungen vor allem auch die Gemeinsamkeiten von Musikern aller Stilrichtungen aufzeigen."

Kannst du mir vielleicht rückblickend etwas über das letzt jährige Festival erzählen?

"Letztes Jahr hatten wir großartige Gäste, z.B. Allan Miller, der für seine Dokumentationen über klassische Musik bereits zwei Oskars gewonnen hat. Insgesamt war es eine sehr intime Atmosphäre. Die Zuschauer haben es genossen, die Möglichkeit zu haben nach einem Film den Regisseuren persönlich Fragen stellen zu können."

Und wie wird das Festival in diesem Jahr aussehen? Wird sich im Vergleich zum letzten Jahr irgendetwas grundlegend ändern?

Foto: CTK
"Dieses Jahr versuchen wir an einem Tag einen kleinen Länderfokus einzuführen. Und am 22. Oktober beginnen wir deshalb den Tag mit einer Reihe von Filmen aus Brasilien. Zusätzlich sind in diesem Jahr eine Menge Filme aus Afrika und Asien vertreten. Es werden Filme aus Ländern wie Afghanistan, Pakistan, Zimbabwe, Israel, den USA und Island, das durch einen sehr interessanten Film von der Sängerin Björk vertreten ist, dabei sein."

Was werden die diesjährigen Höhepunkte sein?

"Unter den Filmen sind die von Don Letts absolute Highlights. Er ist einer unserer Hauptgäste und eine der wichtigen Personen sowohl der Punk- als auch der Reggae- Geschichte. Trotzdem hat er auch Dokumentationen über die Jazzlegende Sanra und einen Film mit Kyi-Mani Marley, einen der Söhne von Bob Marley gedreht. Alle diese Filme werden wir natürlich zeigen. Wir freuen uns auch Larry Weinstein als Gast begrüßen zu können. Er ist bekannt für seine Dokumentationen über klassische Musik und hat schon einige Preise für diese gewonnen."

Welche Beiträge würdest du aus tschechischer Sicht und im Hinblick auf unsere Hörer auch aus deutscher Sicht hervorheben?

"Zum einen haben wir einige der besten tschechischen Musikvideoclips der letzten Jahre ausgewählt und werden die natürlich auch zeigen. Und einer Person wollen wir dieses Jahr auch ganz besonderen Tribut zollen. Und zwar ist das Jan Rohac. Er war einer der Pioniere der Tschechischen New-Wave-Bewegung in den 60er Jahren. Manche sagen er ist einer der ersten Musikvideo-Regisseure überhaupt, denn er drehte schon damals einen Kurzfilm passend zu einem einzelnen Song. Zusätzlich haben wir einen Film mit dem Titel "Czech Tech Love" der von dem Regisseur Simon Safranek während des gleichnamigen Festivals im Jahre 2004 gedreht wurde. Aus deutscher Sicht haben wir einen sehr interessanten Gast. Sie nennt sich Cassis und heißt mit wirklichem Namen Birgit Staudt. Sie hat eine sehr interessanten Film über den Avantgarde- Gitarristen Marc Ribot gemacht. Cassis kommt ursprünglich aus Deutschland und lebt inzwischen in New York. Neben ihrer Tätigkeit als Filmemacherin komponiert und singt sie auch. Dabei hat sie schon mit Leuten wie Jim Jarmusch und Tom Waits zusammen gearbeitet. Wir zeigen auch einen Film von dem derzeit sehr erfolgreichen Regisseur Fatih Akin. Der Film heist "Crossing the Bridge - The Sounds of Istanbul". Er lässt den Zuschauer die unterschiedlich Klänge dieser Metropole erkunden. Von sehr traditioneller türkischer Musik bis zu modernen Klängen der gegenwärtigen Subkulturen wie z.B. Hip-Hop. Das Bild und Klangspektrum das dort gezeigt wird, ist wirklich sehr überraschend. Vor allem wenn man mit Istanbul bisher nur die traditionelle, orientalische Musik verbunden hat."

Hast du einen persönlichen Favoriten unter all den Filmen, die auf dem Festival gezeigt werden?

"Ich persönlich mag einen Film mit dem Namen "Major of the Sunset Strip". Er handelt von einem sehr interessanten Charakter mit dem Namen Rodney Bingenheimer. Er war lange Zeit Diskjockey in Los Angeles und über vierzig Jahre bei vielen wichtigen Momenten der Rockgeschichte dabei. Seine Wege kreuzten sich mit den Beatles, Bob Dylan und Elvis Presley. Aber auch Jahre später traf er noch auf Bands wie Nirvana, No Doubt oder Coldplay. Es ist eine wirklich aufregende und zugleich aber auch traurige Geschichte, denn er verhalf so vielen Künstlern zu Ruhm und lebt heute trotzdem ein sehr einfaches und bescheidenes Leben in einem bescheidenen Haus voller Schätze und Sammlerstücke aus vierzig Jahren Rockgeschichte. Aber das ist natürlich nur einer meiner Favoriten. Jetzt alle zu nennen, ich denke das würde hier den Rahmen sprengen. Ich denke wir haben in diesem Jahr eine so große Auswahl an Filmen, dass jeder etwas nach seinem Geschmack finden wird."

Damit kann ich mich eigentlich nur noch bei dir für das Interview bedanken und mich schon einmal von unseren Hörern verabschieden. Möchtest du unseren Hörern zum Abschluss noch etwas sagen?

"Sie sind herzlichen eingeladen zu unserem Festival zu kommen, es wird sehr interessant. Für weitere Informationen können sie unsere Website www.moffom.org besuchen. Vielen Dank."

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