CSSD: Gross tritt als Parteichef zurück - Paroubek geht zum Angriff über
Die aus Sozialdemokraten (CSSD), Christdemokraten (KDU-CSL) und Freiheitsunionisten (US-DEU) bestehende Regierungskoalition in Tschechien besitzt das Mandat, das Land bis zu den kommenden Abgeordnetenhauswahlen im Juni nächsten Jahres zu regieren. Doch spätestens seit dem vergangenen Wochenende gilt es als nicht mehr sicher, dass das sozialliberale Kabinett in dieser Konstellation noch knapp neun Monate fortbestehen wird. Am Samstag hat nämlich Premierminister Jiri Paroubek zu einem von ihm bisher nicht gekannten Rundumschlag ausgeholt, der möglicherweise eine Lawine ins Rollen gebracht hat. Nähere Einzelheiten von Lothar Martin.
Premierminister Jiri Paroubek begrüßte als einer der Ersten den Schritt seines Ex-Vorsitzenden, da er viel politischen Druck von der Partei nehme. Gross selbst gab er mit auf den Weg:
"Ich schätze Stanislav Gross und glaube daran, dass er in die Spitzenpolitik zurückkehren wird."
Bis zum nächsten ordentlichen Parteitag der Sozialdemokraten im Jahr 2007 wird Gross´ Stellvertreter, der amtierende Finanzminister Bohuslav Sobotka, den Parteivorsitz übernehmen. Paroubek wiederum wurde vom obersten CSSD-Gremium zum sozialdemokratischen Spitzenkandidaten für die kommenden Wahlen aufgestellt. Und in dieser Rolle wollte er am Samstag offensichtlich endlich auch für klare Verhältnisse sorgen, wie er sich die weitere Zusammenarbeit mit den Christdemokraten in der Regierungskoalition vorstelle:"Also entweder wir werden bis zum Ende der Legislaturperiode zusammenarbeiten oder aber die Christdemokraten machen einschlägige Vorschläge, meinetwegen auch in Zusammenarbeit mit der Demokratischen Bürgerpartei. Ich bin auf jedwede Lösung vorbereitet, auch auf vorgezogene Neuwahlen."
Mit seiner letzten Bemerkung, die er später sogar als Aufruf an die anderen Parteien artikulierte, rief Paroubek laut in den politischen Wald, aus dem es schon tags darauf kräftig zurückschallte.