"Solidarität heißt Verantwortung" - 25 Jahre Solidarnosc
Im polnischen Danzig endeten am Mittwoch die mehrtägigen Feierlichkeiten, mit denen an den 25. Jahrestag der Gründung der Gewerkschaft Solidarnosc erinnert wurde. Als erste unabhängige Gewerkschaftsbewegung der Warschauer-Pakt-Staaten hatte die Solidarnosc Signalfunktion für den demokratischen Wandel in ganz Osteuropa. An den Feiern nahmen auch tschechische Regierungsvertreter und Ex-Dissidenten teil. Thomas Kirschner berichtet.
"Ich muss bekennen, dass ich die Gewerkschaft Solidarnosc am Anfang nicht für eine Bewegung gehalten habe, die so einen großen gesellschaftlichen Umbruch auslösen kann. Sie war auch politisch ein wenig anders gelagert als meine Vorstellungen, aber mit der Zeit habe ich begonnen, die Solidarnosc mehr und mehr zu schätzen."
Mit wichtigen Vertretern der Solidarnosc hat aus seinem britischen Exil von Anfang an auch Jan Kavan zusammengearbeitet, der spätere tschechische Außenminister und Vorsitzende der UN-Vollversammlung. Er sieht das Jubiläum der Solidarnosc in einem breiteren Kontext, wie er gegenüber Radio Prag erklärte.
"Für mich ist das hier nicht nur das 25. Jubiläum der Solidarnosc und eine Feierstunde des polnischen Kampfes gegen das Erbe des Kalten Krieges und gegen den Kommunismus, sondern auch eine Erinnerung an die ungeheuere Solidarität zwischen den Demokraten und Dissidenten in den Ländern, in denen die Demokratie unterdrückt war."Wie Kavan rief auch Ex-Präsident Vaclav Havel dazu auf, diejenigen Länder nicht zu vergessen, in denen immer noch Unterdrückung und Unfreiheit herrsche. "Solidarität heißt nicht nur Freiheit, sondern auch Verantwortung", sagte Havel bei seiner Ansprache und forderte Zeichen klarer Unterstützung für die Menschen in Weißrussland, Birma, Kuba oder Nordkorea.